FujiFilm X-Pro3 Praxisbericht

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Praxisbericht zur FujiFilm X-Pro3

Wenn die Kameras eines Hersteller für ihre Retro-Optik bekannt sind, dann vor allem die Modelle von FujiFilm. Ganz besonders trifft das für die Kameras der X-Pro-Serie zu. Die neue FujiFilm X-Pro3 (Datenblatt) ist hier keine Ausnahme. Ihr Gehäuse erinnert mit seiner Form an analoge Messsucherkameras der analogen Zeiten, dazu tragen unter anderem die Gummierung in Lederoptik sowie die zahlreichen Einstellräder bei. FujiFilm greift beim Material – abweichend von vielen Kameras – auf hochfestes Titan zurück, als eine Art Sonderausgabe lassen sich auch Kameras mit zusätzlicher Duratect-Beschichtung (Härtegrad 1.500 HV) erwerben.

Unser Modell ist damit nicht ausgestattet, trotzdem gilt: Die X-Pro3 macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Da FujiFilm natürlich nicht auf Abdichtungen verzichtet, können der Kamera Staub und Spritzwasser nichts anhaben. Des Weiteren lässt sich die DSLM bis zu einer Temperatur von mindestens minus zehn Grad Celsius einsetzen.

Mehr Retro geht kaum: Die FujiFilm X-Pro3 sieht wie eine Kamera der Film-Ära aus:

Auf der Vorderseite vergrößert ein kleiner Griff die Fläche zum Zupacken, auf der Rückseite wurde eine große Daumenablage verbaut. Beide sorgen für einen höheren Handling-Komfort, die Gummierung in Lederoptik hätte FujiFilm aus unserer Sicht aber noch griffiger ausführen sollen. Diese fällt doch recht glatt aus. Wer sich noch mehr Grifffläche wünscht, kann den optional erhältlichen Griff „MHG-XPRO3“ erwerben.

Die meisten Parameter lassen sich per Einstellrad oder Taste verändern:

Bedient wird die neue FujFilm X-Pro3 (Produktbilder) praktisch genauso wie das Vorgängermodell X-Pro2. Das heißt: Vor allem mittels Tasten und Einstellrädern. Im Unterschied zur X-Pro2 verfügt die X-Pro3 allerdings über kein Steuerkreuz, die Funktionen der Tasten wurden außerdem verändert. Besitzer des Vorgängermodells müssen sich daher zunächst umgewöhnen, allzu schwer sollte dies allerdings nicht fallen. Grundsätzlich finden wir die Anordnung der Bedienelemente sehr logisch, recht große Abmessungen erleichtern den Einsatz.

Auf der Rückseite hat FujiFilm anders als beim Vorgängermodell das Steuerkreuz weggelassen:

Bei der Belichtungssteuerung geht FujiFilm den von der X-Pro2 bekannten Weg. Die Wahl der Blende wird per Einstellring am Objektiv vorgenommen, die Belichtungszeit per Einstellrad auf der Oberseite bestimmt. Den ISO-Wert stellen Kamerabesitzer über das im Belichtungszeitenwählrad integrierte ISO-Rad ein. Dessen Wert lässt sich verändern, indem man den äußeren Ring des Belichtungszeitenrades anhebt und dieses dreht. Ein kleines Sichtfenster informiert über die aktuell eingestellte Sensorempfindlichkeit. Dieses Vorgehen ist von analogen Kameras bekannt, wir finden es recht "fummelig". Man kann sich jedoch mit der C-Position des Rades behelfen und ein anderes Einstellrad für die Wahl verwenden. Gleiches gilt für das Belichtungskorrekturrad. Des Weiteren können Besitzer der FujiFilm X-Pro3 (Bildqualität) fünf Fn-Tasten konfigurieren und bestimmen, was beim Drücken des rückseitigen Wählrades passieren soll. Nicht vergessen darf man zudem die fünf Touch-Fn-Tasten, mit denen Einstellungen über das Touchscreen aufgerufen werden.

Die Blende passen Fotografen wie gewohnt über den Einstellring am Objektiv an:

Beim manuellen Belichten stellen Foto- und Videografen alle Parameter von Hand ein, für den Einsatz der Halbautomatiken oder der Programmautomatik nutzt man die jeweiligen „A“-Positionen. Eine Vollautomatik oder Motivprogramme besitzt die Kamera nicht, diese würd die Zielgruppe der DSLM allerdings auch nicht verwenden. Stattdessen stehen unter anderem 13 Filterffekte, verschiedene HDR-Optionen und die Möglichkeit zur Mehrfachbelichtung zur Wahl. Nicht vergessen darf man bei einer Kamera von FujiFilm zudem die Filmsimulationen. Davon gibt es elf, neben dem Provia- und dem Eterna-Profil auch Profile für Sepia- oder Schwarzweiß-Aufnahmen. Als Bonus-Features sind die Intervallaufnahme und diverse Bracketing-Modi (Belichtung, Fokus, ISO, ...) mit an Bord.

Blick ins Hauptmenü der spiegellosen Systemkamera:

Das Hauptmenü der Kamera umfasst sehr viele Einstellungsmöglichkeiten, die Suche nach einem Parameter kann daher einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen. Dieses Problematik löst FujiFilm mit dem selbst konfigurierbaren „My Menu“ sowie dem Q-Menü der Kamera. Beide können wichtige Einstellungen umfassen.

Aus bis zu 425 AF-Messfeldern lässt sich das gewünschte Feld auswählen:

In puncto Autofokus wurde die FujiFilm X-Pro3 gegenüber dem Vorgängermodell deutlich verbessert. Dies ist wegen des neuen X-Trans-CMOS-4-Sensors möglich, der über 2,16 Millionen Phasen-AF-Pixel verfügt. Dank dieser speziellen Pixel lässt sich die schnelle Fokussierung nahezu im gesamten Bildfeld vornehmen, bei der X-Pro2 war man auf 50 Prozent in der Horizontalen und 75 Prozent in der Vertikalen beschränkt. Natürlich nutzt auch die X-Pro3 noch den Kontrast-AF, daher bezeichnet FujiFilm den Autofokus als Hybrid-AF. Alle Fokusoptionen hat FujiFilm bei der DSLM in einem eigenen Menü versammelt, hier können Nutzer unter anderem den AF-Feldmodus (Einzelpunkt, Zone, Weit/Verfolgung, Alle) und die Anzahl der aktiven Fokusmessfelder (117 oder 425) einstellen.

Der Fokusmodus wird dagegen per Schalter auf der Vorderseite festgelegt. Zu den weiteren Fokusoptionen der Kamera gehören die Gesichts- und Augenerkennung oder die AF-Bereichsbegrenzung. Beim manuellen Scharfstellen lässt sich zwischen vier MF-Assistenten (Standard, Digitale Schnittbild, Digital Microprisma und einem Fokus-Peaking) wählen. Die Autofokus-Leistung ist für alle typischen Aufgabengebiete der X-Pro3 mehr als ausreichend, selbst für die Action- und Sportfotografie lässt  sich die DSLM gut verwenden.

Das Verschlussmenü mit allen angebotenen Optionen:

Beim Verschluss lässt sich – wie mittlerweile übliche bei FujiFilm – zwischen  einer mechanischen und einer elektronischen Lösung wählen. Der mechanische Verschluss schafft Belichtungszeiten von bis zu 1/8.000 Sekunde, für Langzeitbelichtungen gibt es den Time- und Bulbmodus. Mit dem elektronischen Verschluss sind Belichtungen bis zu 1/32.000 Sekunde möglich, bei dessen Einsatz sind jedoch die möglicherweise auftretenden Artefakte bei Kunstlicht oder bei bewegten Motiven zu bedenken. Unbedingt muss auf diesen jedoch nur zurückgegriffen werden, wenn die Kamera völlig lautlos arbeiten soll. Ansonsten ist er vor allem als Ergänzung  zu verstehen.

Das optische Sucherbild mit Zusatzeinblendung (Bild ist nur für ersten Eindruck geeignet):

Vom Vorgängermodell X-Pro2 hat FujiFilm bei der X-Pro3 (Technik) den Hybrid-Sucher übernommen. Hybrid steht in diesem Fall für die Wahl zwischen einem optischen und elektronischen Sucherbild. Zwischen beiden können Fotografen durch das Betätigen des kleinen Hebels auf der Vorderseite wählen. Zieht man diesen nach rechts, wird zwischen dem optischen und dem elektronischen Sucherbild gewechselt. Drückt man ihn nach links, lässt sich ein kleines elektronisches Sucherbild zur Kontrolle in das optische Sucherbild einblenden. Die technischen Daten der beiden Sucherbilder unterscheiden sich. Der optische Sucher vergrößert 0,52-fach und zeigt unabhängig vom verwendeten Objektiv immer das gleiche Bildfeld an. Der vom Objektiv abgedeckte Bildausschnitt wird von einem Rahmen gekennzeichnet, bei Weitwinkelobjektiven reicht das Sucherbild allerdings nicht für die Darstellung des gesamten Bildfeldes aus. Unterhalb von circa 35mm Brennweite wird die Bildkontrolle also schwierig, für Brennweiten deutlich oberhalb davon gilt das natürlich auch. Des Weiteren können große Objektive das Bildfeld des Suchers teilweise verdecken und kann der Bildeindruck durch den Parallaxen-Effekt bei nahen Motiven stark verzerrt werden. Der optische Sucher eignet sich aus unserer Sicht daher vor allem für den Einsatz von kompakten Festbrennweiten mit etwa 35 bis 80mm KB-Brennweite.

Das elektronische Sucherbild besteht aus 3,69 Millionen Subpixel:

Mit dem elektronischen Sucher kann man sich immerhin leicht behelfen. Dessen Sucherbild entspricht – wie bei allen DSLMs – dem tatsächlichen Bildfeld. Beim elektronischen Sucher hat sich FujiFilm für ein sehr hochauflösendes Panel (3,69 Millionen Subpixel) entschieden, im Boostmodus gibt es bis zu 100 Bilder pro Sekunde wieder. Das sorgt für eine ruckelfreie Wiedergabe. Die Darstellung lässt wegen der hohen Auflösung grundsätzlich keine Wünsche offen, der Kontrast und die Helligkeit wurden im Vergleich zur X-Pro2 deutlich erhöht. Gegenüber den  Sucherbildern anderer Kameras muss man bei der Vergrößerung (0,66-fach) allerdings Abstriche hinnehmen. Angesichts der hybriden Konstruktion werden interessierte Fotografen mit der etwas geringer ausfallenden Vergrößerung jedoch leben können. Der hybride Sucher ist zweifellos ein Alleinstellungsmerkmal in der Welt der Systemkameras.

Das Display der DSLM lässt sich nur nach unten schwenken:

Beim Display der X-Pro3 (Technik) hat sich FujiFilm für eine völlig neue Lösung entschieden. Um das Hauptdisplay der DSLM ablesen zu können, muss man dieses zunächst nach hinten klappen. Die Konstruktion erlaubt das Schwenken um 180 Grad nach unten, erst dann lässt sich dieses frontal betrachten. Wer Fotos in Bodennähe aufnehmen oder Fotos aus der „Hüfte“ schießen will, muss das LCD nur um 90 Grad nach unten schwenken. In der Praxis sagt uns die von FujiFilm gewählte Display-Lösung nur bedingt zu, mit eingeklapptem Display kann man leider überhaupt keine Bildkontrolle vornehmen. An dem mit 3,0 Zoll durchschnittlich großen Touch-Panel haben wir dagegen nichts auszusetzen. Die Darstellung fällt dank 1,62 Millionen Subpixel sehr gut aus, große Einblickwinkel gibt es obendrauf. Warum hat sich FujiFilm nun für diese sehr unkonventionelle Lösung entschieden? Der Grund ist schnell gefunden: Es liegt am zweite Display auf der Rückseite des Haupt-LCDs.

Das 1,28 Zoll große Memory-LCD ist ein Novum bei FujiFilm:

Dabei handelt es sich um ein 1,28 Zoll großes Infodisplay. Anders als bei vielen Spiegelreflexkameras oder einigen Systemkameras hat FujiFilm das zusätzliche Kontrolldisplay nicht auf der Oberseite, sondern der Rückseite verbaut. Als weitere Besonderheit handelt es sich nicht um ein einfaches monochromes Display, sondern um ein 176 x 176 Pixel darstellendes Memory-LCD mit acht Farben. Dessen Informationen bleiben auch im ausgeschalteten Zustand erhalten, der Stromverbrauch ist denkbar gering.

Ohne eingesetzten Akku verliert es allerdings seine Fähigkeit, Informationen wiederzugeben. Das sollte aber keinen stören. Im Betrieb lässt sich das Zusatzdisplay zur Anzeige der wichtigsten Aufnahmeparameter oder der Filmsimulation, des Weißabgleichs und der Sensorempfindlichkeit verwenden. Wir sehen das Zusatzdisplay als nettes Feature an, die Auswirkungen auf das Hauptdisplay sind aber enorm. Die angesprochene eingeschränkte Schwenkbarkeit ist unter anderem beim Fotografieren mit Stativ ein großer Nachteil.

Videoaufnahmen stehen bei der FujiFilm X-Pro3 (Beispielaufnahmen) zweifellos an zweiter Stelle, sind aber oich recht umfassend möglich. Während die FujiFilm X-T3 jede Menge Profi-Videofeatures und die Aufnahme in 4K mit bis zu 60 Vollbildern pro Sekunde zu bieten hat, wurde die X-Pro3 ein wenig abgespeckt. Bei 3.840 x 2.160 Pixel (4K) oder 4.096 x 2.160 Pixel (Cinema 4K oder DCI) sind 24 bis 30 Vollbilder pro Sekunde wählbar, in Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) sind es mit der Zeitlupenfunktion bis zu 120 Vollbilder pro Sekunde. Schlecht ist die DSLM also sicherlich nicht ausgestattet, nur die höchsten Bildraten und Bitraten stehen nicht zur Verfügung.

Ein Teil der Video-Optionen der Kamera:

An weiteren Video-Optionen (Filmsimulation, Tonkurve, Zebra-Einstellung, …)  fehlt es dagegen nicht, wie das vierseitige Filmmenü zeigt. Für den Ton hat FujiFilm ein Stereomikrofon verbaut, eine externe Tonquelle lässt sich via 2,5mm Klinkenport zuführen. Der Tonpegel ist anpassbar, über USB-C lässt sich ein Kopfhörer mittels Adapter anschließen. Da auch die Video-Qualität der Aufnahmen exzellent (4K) bis sehr gut (Full-HD) ausfällt und der Video-AF schnell fokussiert, leistet die X-Pro3 bei Bewegtbildern eine sehr gute Arbeit. Einzig der Verzicht auf einen eigenen Videoauslöser stört uns. Das verzögert den Video-Start um einige Sekunden.

Ein Praxisbericht von:

Thomas Kniess

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