Beim Bildwandler der Sony Alpha 9 (Datenblatt)
handelt es sich um einen brandneuen Exmor RS-Sensor der Vollformatklasse (35,6 x 23,8mm). Das Kürzel „RS“ signalisiert, dass es sich sowohl um einen rückwärtig belichteten Sensor als auch um einen Chip mit mehrschichtigem Aufbau (Stacked Sensor) handelt. Die Pixel können durch die rückwärtige Belichtung mehr Licht einsammeln, ein zusätzlicher DRAM-Speicher macht das besonders schnelle Auslesen möglich.Sony gibt im Vergleich zu anderen Kameramodellen eine um den Faktor 20 höhere Auslesegeschwindigkeit an. Diese macht sich Sony nicht nur beim elektronischen Verschluss zunutze, sondern auch bei der Bildrate.
Die Sensorempfindlichkeit lässt sich zwischen ISO 50 und ISO 204.800 wählen, unterhalb von ISO 100 und oberhalb von ISO 51.200 handelt es sich um Erweiterungen. Außerdem gilt es zu beachten, dass beim Einsatz des elektronischen Verschlusses maximal ISO 25.600 zur Verfügung stehen.
Die Bildausgabe ist im JPEG- und RAW-Format möglich, RAW-Dateien können dabei komprimiert oder unkomprimiert gespeichert werden. Letztere sind deutlich größer (Faktor zwei) und nur in seltenen Fällen komprimierten RAW-Bildern vorzuziehen (z. B. bei Astroaufnahmen).
Die Bildqualität
der Alpha 9 bewegt sich – wie von allen Digitalkameras mit Vollformatsensoren gewohnt – auf einem sehr hohen Niveau. Die Kamera gehört mit 24 Megapixel zwar nicht zu den Modellen mit dem höchsten Detailreichtum, die Detailwiedergabe überzeugt trotzdem. In puncto Bildrauschen muss sie zur absoluten Elite gezählt werden, nur wenige Kameramodelle können hier mithalten. Bei unseren Tagesaufnahmen zeigen die Fotos bis ISO 1.600 praktisch kein Rauschen, bei ISO 3.200 und ISO 6.400 ist dieses lediglich leicht zu sehen. Kleine Qualitätsabstriche sind bei diesen ISO-Stufen daher notwendig, grundsätzlich lassen sich die Bilder jedoch noch sehr gut verwenden. Bei ISO 12.800 und ISO 25.600 fällt das Rauschen schon deutlich auf, bei den JPEG-Bildern macht sich das durch eine stärkere Rauschreduzierung bemerkbar. Diese glättet die Bilder, und feine Details erscheinen nicht mehr ganz so klar. ISO 51.200 lassen sich im Notfall noch verwenden, hiermit sind aber nur noch kleine Ausgabegrößen mit einer gerade noch akzeptablen Qualität zu realisieren. Höhere Sensorempfindlichkeiten sind nicht mehr nutzbar.Bei schlechteren Lichtverhältnissen erreicht die Sony Alpha 9 bis ISO 1.600 ein exzellentes und bis ISO 6.400 ein sehr gutes Qualitätsniveau. Aufnahmen bis ISO 12.800 sind mit größeren Abstrichen in puncto Rauschen und Detailwiedergabe noch verwendbar, ISO 25.600 ist wiederum einzig in besonderen Fällen zu empfehlen. ISO 51.200, 102.400 und ISO 204.800 lässt man am besten grundsätzlich beiseite.
Bei einer für die Sport- und Actionfotografie gedachten Kamera stellt die Arbeitsgeschwindigkeit
ein besonders wichtiges Kriterium dar. Die Sony Alpha 9 erreicht bei Einsatz des elektronischen Verschlusses und der kontinuierlichen Fokussierung eine Bildrate von bis zu 20 Fotos pro Sekunde. Im JPEG-Format haben wir 20,0 Bilder pro Sekunde für 364 Fotos in Folge gemessen. Danach sinkt die Bildrate für 63 Fotos in Folge auf 13,5 Bilder pro Sekunde. Darauf folgend wird die Kamera nochmals langsamer und hält noch 2,3 Bilder pro Sekunde fest. Praktisch kann jedoch immer mit der höchsten Bildrate gearbeitet werden, denn 364 Bilder in Serie entsprechen beeindruckenden 18 Sekunden „Dauerfeuer“. Im RAW-Format (komprimierte Speicherung) haben wir 20,0 Bilder pro Sekunde für 234 Aufnahmen in Serie gemessen, bei JPEG+RAW-Aufnahmen waren es 20 Bilder pro Sekunde für 227 Fotos in Folge. Selbst bei RAW-Dateien lässt sich mit der Alpha 9 für elf bis zwölf Sekunden ohne Geschwindigkeitseinbußen arbeiten. Auch diese Werte sind exzellent. Wer sich für unkomprimierte RAW-Dateien entscheidet, muss mit einer auf 12 Bilder pro Sekunde reduzierten Aufnahmegeschwindigkeit auskommen. Zudem füllen die deutlich größeren Dateien den Pufferspeicher wesentlich schneller. Daher kann die Alpha 9 bei RAW-Dateien maximal 123 in Folge speichern. Bei JPEG+RAW-Fotos sind es 118. Beim Einsatz von zwei Speicherkarten und der getrennten Ablage der RAW- und JPEG-Dateien haben wir ähnliche Werte wie bei einer SD-Karte gemessen.
Beim Einsatz des mechanischen Verschlusses wird die Alpha 9 deutlich langsamer und nimmt nur noch fünf Bilder pro Sekunde auf. Solange man sich für JPEG- oder komprimierte RAW-Dateien entscheidet (dies gilt auch für JPEG+RAW), wird die Serienbildrate quasi ohne Grenze aufrechterhalten. Bei unkomprimierten RAW-Dateien haben wir fünf Bilder pro Sekunde für 252 Fotos in Serie gemessen, bei JPEG+RAW sind es 199. Ist der Pufferspeicher gefüllt, dauert es – abhängig von der Speicherkarte – bis zu mehrere Minuten, bis alle Bilder auf die Speicherkarte geschrieben wurden. In dieser Zeit lässt sich die Kamera nur noch eingeschränkt bedienen, ins Hauptmenü kommt man beispielsweise nicht. Das Quickmenü und die direkt per Tasten oder Wählräder erreichbaren Bedienelemente „funktionieren“ jedoch noch.
Wie bereits in unserem Praxisteil erwähnt, arbeitet der Autofokus der Alpha 9 in jeder Situation exzellent. Beim Test der Fokussierungsgeschwindigkeit
haben wir im Labor äußerst schnelle 0,10 Sekunden gemessen. Die Auslöseverzögerung fällt mit 0,01 Sekunden ebenso extrem kurz aus. Die Einschaltzeit bis zur vollständigen Displayanzeige ist mit 2,37 Sekunden länger, dies liegt allerdings an den recht spät eingeblendeten Aufnahmeinformationen. Das Motiv wird wesentlich früher angezeigt. Als Zeit für die erste Bildaufnahme nach dem Einschalten haben wir sehr kurze 0,65 Sekunden gemessen.Bei der Wiedergabe von Farben
erreicht die Alpha 9 einen guten Platz im oberen Mittelfeld.Beim Testobjektiv handelt es sich um das Sony FE 24-70mm F2,8 GM. Dieses ist Sonys lichtstarkes Standardzoom mit einer durchgängigen Blendenöffnung von F2,8. 24 bis 70mm Brennweite erlauben den Allroundeinsatz. Das Objektiv bringt mit 885g ein hohes Gewicht auf die Waage, zählt jedoch auch in allen Punkten zur Profiklasse. Die Abbildungsleistung
ist im Zentrum bereits bei Offenblende sehr gut, das Abblenden um eine bis zwei Blendenstufen hebt auch die Bildränder auf ein sehr gutes Niveau. Als Schwäche der Optik muss – wie bei vielen Standardzooms – die starke Verzeichnung im Weitwinkel bezeichnet werden. Die Bildfeldwölbung sorgt bei nahen Motiven für eine Unschärfe außerhalb des Zentrums. In der Praxis ist diese jedoch kaum relevant. Der Autofokus arbeitet sehr schnell und geräuschlos, die Verarbeitung fällt hochwertig aus. Abdichtungen gegen Staub und Feuchtigkeit sind vorhanden.Unser Fazit:
Sony hat mit der Alpha 9 (Praxis)
Für die Arbeitsgeschwindigkeit
gilt: Sprinter und Marathonläufer in einem. Die Sony Alpha 9 erreicht mit bis zu 20 Bildern pro Sekunde nicht nur eine extrem hohe Bildrate, sie kann diese Geschwindigkeit auch richtig lange durchhalten. Im JPEG-Format sind es 364 Bilder in Folge, im RAW-Format immer noch 234 Bilder. Sowohl in puncto Bildrate als auch Bildserienlänge setzt sie damit Maßstäbe.
Der Autofokus der Alpha 9 überzeugt sowohl bei statischen als auch bewegten Motiven auf ganzer Linie, selbst in anspruchsvollen Situationen lassen sich Objekte fast immer scharf einfangen. Dies machen die 693 Phasen-AF-Punkte, die 93 Prozent der Sensorfläche abdecken und der Bildprozessor möglich der 60 AF-Berechnungen pro Sekunde erlaubt. Der elektronische OLED-Sucher der Sony Alpha 9 ist mit 3,69 Millionen Subpixel sehr hoch aufgelöst, durch 120 Bilder pro Sekunde werden Motive flüssig wiedergegeben. Das LCD punktet ebenso mit einer hohen Auflösung, seine schwenkbare Lagerung vereinfacht die Bildkontrolle.
Der Bedienkomfort fällt durch viele Tasten und Einstellräder sehr hoch aus, viele Bedienelemente sind frei mit Funktionen zu belegen. Das Hauptmenü hält fast unzählige Einstellungsmöglichkeiten bereit, mit „Mein Menü“ lassen sich die wichtigsten Optionen schneller erreichen. In der Hand liegt die Sony Alpha 9 (Produktbilder)
durch einen gummierten Griff komfortabel, bei schwereren Objektiven kommt man an einem Handgriff jedoch nicht vorbei. Das Magnesiumgehäuse hinterließ im Test einen sehr hochwertigen Eindruck, Abdichtungen schützen vor Staub und Feuchtigkeit – nicht aber vor Spritzwasser.Mit ihrer Videofunktion schließt die Sony Alpha 9 (Beispielaufnahmen)
zwar nicht ganz zu den Spitzenmodellen auf, eine exzellente Videokamera ist sie trotzdem zweifellos. Videos speichert sie in 4K-Auflösung mit einer exzellenten Bildqualität und bis zu 30 Vollbildern pro Sekunde, Zeitlupenaufnahmen sind in Full-HD mit bis zu 120 Vollbildern pro Sekunde möglich. Die manuelle Belichtung wird natürlich unterstützt, ein Eingang für ein Mikrofon und ein Ausgang für einen Kopfhörer sind vorhanden. Als weitere Schnittstellen stehen unter anderem ein Blitzsynchronanschluss sowie ein LAN-Port zur Verfügung. Bilder und Videos landen auf zwei SD-Karten, leider wurde jedoch lediglich der erste Slot per UHS-II angebunden. Das ist nicht optimal und verzögert das Abspeichern. Abschließend noch ein Wort zum Akku: Dieser fällt mit 2.280mAh sehr groß aus und hielt im Praxistest für rund 6.000 Bilder (darunter natürlich auch Serienaufnahmen) und einige Videos durch.Alle Urteilsgrafiken dürfen nur unverändert und mit Link auf unseren Test auf externen Webseiten verwendet werden.
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Kommentare
Die Sony Alpha 9 ist …
Die Sony Alpha 9 ist m. E. die modernste, innovativste Vollformatkamera. Da dem elektronischen Sucher sicher die Zukunft gehört, müssen Canon und Nikon hier bald nachziehen oder sie verschwinden vom Spitzenkameramarkt. Verweigern von technischen Weiterentwicklungen hat schon manche (arrogante) Firma vom Markt gefegt. Es ist fraglich, ob der Erfahrungsvorsprung von Sony, Fuji, Olympus oder Panasonic so ohne weiteres aufgeholt werden kann.
In der Auflistung der Pro-Punkte …
In der Auflistung der Pro-Punkte steht "Sehr großer und heller optischer Pentaprismensucher (0,78-fache Vergrößerung)". Als DSLM hat die Alpha9 aber logischerweise keinen Prismensucher, sondern einen elektronischen Sucher. Wäre gut, das zu korrigieren.