Mit der Alpha 6600 löst Sony die seit Ende 2016 erhältliche Sony Alpha 6500 (Testbericht)
als Flaggschiffmodell der Alpha 6000er-Serie ab. Die neue DSLM hat dabei nicht nur die bislang beste Ausstattung aller Kameras dieser Serie zu bieten, ihr Gehäuse ist auch das größte und schwerste. Zugelegt haben die Abmessungen allerdings lediglich in der Tiefe, die Sony Alpha 6600 (Produktbilder) misst 12,0 x 6,7 x 5,9cm. Das sind 6mm mehr als bei der Alpha 6500 (12,0 x 6,7 x 5,3cm) und sogar 9mm mehr als bei der Sony Alpha 6400 (Testbericht) mit 12,0 x 6,7 x 5,0cm.Das tiefere Gehäuse geht auf den deutlich vergrößerten Griff der Alpha 6600 zurück. In diesem muss schließlich der NP-FZ100-Akku untergebracht werden, der bislang nur bei den Vollformat-Modellen von Sony zum Einsatz kam. Er besitzt eine mehr als doppelt so hohe Kapazität (2.280mAh bei 7,2V) wie die NP-FW50-Modelle (1.020mAh bei 7,2V), die in allen anderen Alpha 6xxx-Modellen verwendet werden. Dadurch fällt die Akkulaufzeit der Alpha 6600 signifikant länger aus, der CIPA-Wert hat im Vergleich zur Alpha 6400 beispielsweise von 360 auf 810 Bilder zugelegt. Auch in der Praxis ist der Unterschied spürbar, mit einer Akkuladung kommt man problemlos durch einen langen „Fototag“.
Dafür waren bei Modellen mit NP-FW50-Akku etwa zwei Akkuladungen notwendig. Nicht vergessen werden darf allerdings: Die NP-FW50-Akkus sind kleiner, leichter und günstiger. Trotzdem meinen wir: Der größere Akku passt sehr gut zur Sony Alpha 6600 (Datenblatt)
.Apropos Gewicht: Die „große“ Alpha 6600 wiegt natürlich mehr als ihre Schwestermodelle, mit 498g sind es fast 100g mehr als bei der Alpha 6400 (402g). Die Alpha 6500 ist 60g leichter. Das höhere Gewicht stört uns allerdings nicht, die DSLM empfinden wir immer noch als leicht. Durch den größeren Griff liegt die Kamera zudem besser in der Hand als ihre Schwestermodelle. Die Finger finden viel Platz, die ergonomische Bauform des Griffs sorgt für ein angenehmes Handling. Auf dem Griff hat Sony wie üblich den Fotoauslöser platziert und diesen mit dem Ein- und Ausschalter kombiniert. Die Kamera lässt sich also mit einer Hand komfortabel bedienen. Zumindest, wenn man Fotos aufnehmen möchte. Der Videoauslöser befindet sich leider soweit an der Seite, dass er nur schwer zu erreichen ist. Daher ist das Stabilisieren der DSLM mit der zweiten Hand bei Videoaufnahmen sinnvoll.
Auf der Oberseite erreicht man in der Nähe des Auslösers die beiden Custom-Tasten, deren Funktionen legt der Fotograf nach seinen Wünschen fest. Auf der Rückseite hat Sony zwei weitere C-Tasten (C3 und C4) positioniert, insgesamt sind die Funktionen von acht Tasten veränderbar. Wie schon für die älteren Alpha-6xxx-Modelle gilt daher auch für die Sony Alpha 6600 (Technik)
: Die Kamera lässt sich optimal an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Einstellräder finden sich bei der Kamera insgesamt drei. Neben dem Programmwählrad befindet sich auf der Oberseite ein Rad zur Wahl der Blende oder Belichtungszeit, bedient werden sie – beide ausreichend groß und griffig – von hinten mit dem Daumen.Das dritte Rad liegt auf der Rückseite und ermöglicht im manuellen Betrieb die Wahl des zweiten Belichtungsparameters. Die Abmessungen des etwas zu leichtgängigen Rades sind genauso wie die Abmessungen der meisten Tasten nicht gerade groß, angesichts des kompakten Gehäuses muss und kann man diesen Kompromiss aber eingehen. Ein Bedienelement, das wir bislang noch nicht angesprochen haben, ist der Schalter mit zusätzlicher Taste.
Auch dessen Funktion lässt sich anpassen, standardmäßig wird er zur Fokusmodi-Umschaltung oder zur Belichtungsspeicherung verwendet. Als Gehäusematerial greift Sony auf eine Magnesiumlegierung zurück, diese sorgt für ein robustes sowie ansprechendes Äußeres. Das Gehäuse wurde laut Sony staub- und feuchtigkeitsabweisend konstruiert, eine vollständige Resistenz gegen Staub und Spritzwasser wird jedoch nicht gewährleistet.
Die Menüs der Alpha 6600 (Datenblatt) hat Sony
vom Vorgängermodell übernommen. Es gibt zahlreiche Optionen, die Einstellungen sind über fünf Obermenüs und jede Menge weitere Untermenüs verteilt. Hier den Überblick zu behalten, ist zunächst nicht ganz einfach. Es bietet sich daher an, wichtige Parameter im „Mein Menü“ der Kamera abzuspeichern. Dieses kann mehrere Seiten umfassen und macht wichtige Optionen schneller erreichbar. Zudem verfügt die DSLM über ein Quickmenü (Fn-Taste). Je nach Fotoprogramm sind darüber bis zu zwölf Optionen erreichbar, die Parameter sind selbst anpassbar. Sony bietet Foto- und Videografen damit viele Konfigurationsmöglichkeiten.Die Fotoprogrammliste der Sony Alpha 6600 (Bildqualität)
umfasst die übliche Vollautomatik, die PSAM-Modi und neun Szenenprogramme („Porträt“, „Landschaft“, „Nachtaufnahme“, …). Des Weiteren stehen ein dedizierter Modus für Videos und einer („S&Q“) für Zeitraffer- und Zeitlupenaufnahmen zur Verfügung. Das bei älteren Modellen wählbare Programm für Panoramen wurde dagegen weggelassen. Stattdessen gibt es nun zwei Speichermodi und weitere vier Speicherplätze für eigene Einstellungen. Die Intervallaufnahme ist mit der Kamera per eigenem Intervallprogramm realisierbar.Dem Autofokus misst Sony bei seinen spiegellosen Systemkameras eine ganz besondere Bedeutung zu. Und das natürlich mit Recht. Ein leistungsfähiges Autofokussystem gehört zu den wichtigsten Kriterien für den Aufnahme-Erfolg. Sony setzt bei der Alpha 6600 (Geschwindigkeit)
auf ein Hybrid-AF-System mit 425 Phasen-AF- und 425 Kontrast-AF-Messfeldern. Die Kamera entscheidet automatisch, welche Art der Fokussierung sie bevorzugt. Die Phasen-AF-Felder decken 84 Prozent des Sensors ab, eine schnelle Fokussierung ist daher auch abseits des Zentrums möglich. Dank eines modernen Bionz-X-Bildprozessors, dieser stammt von der Alpha 9, unterstützt die DSLM das Real Time Tracking und den Real Time Augenautofokus. Letzterer funktioniert bei Menschen wie bei Tieren.
Durch die hohe Rechenleistung des Prozessors und durch den Einsatz neuer Algorithmen, gehört die Alpha 6600 zu den am besten fokussierenden Kameramodellen. Das gilt sowohl für statische als auch bewegte Motive, Letztere fordern Autofokussystem besonders. Beim Scharfstellen haben Kamerabesitzer die Wahl zwischen dem Einzelbild-AF (AF-S), dem kontinuierlichen AF (AF-C), dem automatischen AF (AF-A), dem direktmanuellen Fokussieren (DMF) und dem manuellen Fokussieren (MF). Beim automatischen AF wählt die Kamera selbständig zwischen AF-S und AF-C, der DMF erlaubt nach dem automatischen Vorfokussieren die manuelle Korrektur. Wer sich für einen AF-Modus entschieden hat, kann außerdem zwischen diversen Messfeldoptionen „Breit“, „Feld“, „Mitte“, „Flexible Spot“ „Erweitert Flexible Spot“, „Tracking Erweitert Flexible Spot“ wählen. Die automatische Augen- und Gesichtserkennung unterstützt den Fotografen bei Personenfotos, das Setzen des Fokuspunkts ist zudem per Touch möglich. Zur Fokuskontrolle stehen ein Peaking und eine Vergrößerungsfunktion zur Verfügung.
Der Verschluss kann bei der Sony Alpha 6600 mechanisch (Schlitzverschluss) oder elektronisch betrieben werden. In beiden Fällen sind zwischen 30 Sekunden und 1/4.000 Sekunde als Belichtungszeit einstellbar, für längere Zeiten gibt es den Bulbmodus. Mit elektronischem Verschluss arbeitet die spiegellose Systemkamera völlig lautlos, bei Kunstlicht können allerdings Artefakte und bei bewegten Motiven Verzerrungen zum Vorschein kommen. Diese treten beim Einsatz des mechanischen Verschlusses, der auf 200.000 Auslösungen ausgelegt ist, nicht auf. Mit 1/4.000 Sekunde als kürzeste Verschlusszeit kommen Fotografen in der Regel gut aus, das Fotografieren mit lichtstarken Objektiven könnte jedoch das Abblenden erforderlich machen. Dass Sony bei seiner Flaggschiff-APS-C-Kamera keine 1/8.000 Sekunde anbietet, kann man daher durchaus kritisieren. Dies gilt auch wegen der schnelleren Verschlüsse der Konkurrenzmodelle und der Kameras der Alpha-7-Reihe.
In puncto Display und Sucher setzt Sony bei der Alpha 6600 (Technik)
auf die Technik der letztes Jahr vorgestellten Alpha 6400. Das heißt: Beim Sucher, der wie gewohnt in der linken oberen Ecke liegt, handelt es sich um OLED-Modell mit 2,36 Millionen Subpixel. Der Vergrößerungsfaktor liegt bei 0,7. Das sind klassische Werte für eine Kamera der Mittelklasse. Ebenso typisch ist die Bildwiederholrate des Panels, sie liegt bei 60 oder 120 Bildern pro Sekunde.Das Display der Alpha 6600 misst 3,0 Zoll in der Diagonalen und besitzt 921.600 Subpixel. Diese Pixelzahl reicht für eine ordentliche Darstellung, es gibt jedoch schon weit besser aufgelöste Modelle. Große Einblickwinkel erlauben das Betrachten aus ungünstigen Winkeln, durch die schwenkbare Konstruktion (circa 74 Grad nach unten und 180 Grad nach oben) behält man das LCD auch im Blick, wenn man vor der Kamera steht. Dies kommt Videofilmern oder Freunden von Selbstporträts sehr entgegnen. Ein Mikrofon darf dann allerdings nicht im Zubehörschuh montiert werden, dieses verdeckt das Display abhängig von den Abmessungen teilweise bis nahezu komplett. Für einen hohen Komfort sorgt bei der DSLM ein Augensensor, dieser aktiviert den Sucher automatisch, wenn man sich ihm mit dem Auge nähert.
Das Display und den Sucher stufen wir bei der Sony Alpha 6600 als insgesamt solide ein, bei einem Flaggschiff – und das ist die DSLM im APS-C-Segment von Sony zweifellos – hätten wir jedoch etwas mehr erwartet. Die Konkurrenzmodelle der Alpha 6600 verfügen in der Mehrheit über Sucher und Displays mit höherer Auflösung. Gleiches gilt auch für die Touchoberfläche des Displays. Sie ist zwar vorhanden, Touchfunktionen gibt es aber nur wenige. In Menüs funktioniert das Touchscreen beispielsweise überhaupt nicht.
Die Videofunktionen der Sony Alpha 6600 (Beispielaufnahmen)
sind größtenteils von der Sony Alpha 6400 (Testbericht) bekannt. So nimmt Sonys neueste spiegellose Systemkamera Videos in 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) mit 24, 25 und 30 Vollbildern pro Sekunde auf. Die volle Sensorbreite wird jedoch nur bei 24 und 25 Vollbildern pro Sekunde verwendet, bei 30 Vollbildern pro Sekunde ist ein leichter Crop (etwa 1,2-fach) in Kauf zu nehmen. Für die bestmögliche Qualität sollte man sich ebenfalls nur für 24 und 25 Vollbilder pro Sekunde entscheiden, bei 30 Vollbildern pro Sekunde werden allerdings noch immer sehr viele Details wiedergegeben. In Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) schafft die Alpha 6600 bis zu 120 Vollbilder pro Sekunde, auch hier existiert wieder ein leichter Crop.
Ohne Crop lässt sich mit bis zu 60 Vollbildern pro Sekunde filmen. Full-HD-Aufnahmen sind sichtbar weniger detailreich als 4K-Videos, mit der höheren Bildrate lassen sich jedoch flüssigere Bewegungen aufzeichnen. Gegenüber 24 bis 60 Vollbildern pro Sekunde muss bei 100 oder 120 Vollbildern pro Sekunde ein leichter Detailverlust hingenommen werden. Sehr gut: Wie bei Fotos lassen sich auch bei Videos praktisch alle Einstellungen beeinflussen.
Zu den weiteren Videofeatures der DSLM gehören die zeitlich unlimitierte Aufnahme sowie Zeitlupen- oder Zeitrafferaufnahmen (S&Q). Videos mit besonders großem Dynamikumfang sind mit den Bildprofilen S-Log2, S-Log3 oder HLG realisierbar, mehr als 8bit zeichnet die Kamera aber leider nie auf. Das gilt auch für den per HDMI ausgegebenen Videostream. Von allen bisher erhältlichen Alpha-6000er DSLMs kann sich die Alpha 6600 durch den Augen-AF bei Videos und den Kopfhörerausgang absetzen. Diese Features bot Sony bislang nur in der Vollformatklasse an. Einen Mikrofoneingang besitzt die Kamera natürlich auch und den Ton können Videografen ebenfalls in feinen Stufen pegeln. Das Video-Paket ist also stattlich, die Konkurrenz hat aber teilweise noch höhere Bildraten sowie weniger stark komprimierte Ausgabe-Optionen zu bieten.
Thomas
Kniess
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