Die Panasonic Lumix DC-S1R (Datenblatt)
ist das höher auflösende Schwestermodell der S1, das sich vor allem an Fotografen richtet. Die S1R besitzt wie die S1 ein aus einer Magnesiumlegierung gefertigtes Gehäuse mit zahlreichen Abdichtungen.
Staub und Spritzwasser können der DSLM nichts anhaben, des Weiteren wird der Einsatz bis zu einer Temperatur von minus zehn Grad Celsius garantiert. „Vollformat ohne Kompromisse“ lautet Panasonics Werbeslogan, daran haben wir rein äußerlich keine Zweifel. Die Verarbeitungsqualität bewegt sich auf dem allerhöchsten Niveau, die S1R macht einen äußerst robusten Eindruck.
Im Gegensatz zu vielen anderen spiegellosen Systemkameras, bei denen die Hersteller versucht haben, kompakte Abmessungen und ein gutes Handling zu kombinieren, wurde die Panasonic Lumix DC-S1R (Produktbilder)
sehr groß konstruiert. Das Gehäuse entspricht mit 14,9 x 11,0 x 9,7cm einer klassischen DSLR, das Gewicht fällt mit 899g (mit Akku und SD-Karte sogar 1.013g) ebenso nicht geringer als bei einem Modell mit Spiegel aus. Das kann man nun gut oder schlecht finden. Wer sich eine kompakte Kamera mit High-End-Technik wünscht, ist bei der S1R sicherlich an der falschen Adresse. Es gibt allerdings auch viele Fotografen, die ein großes Gehäuse schätzen.In der Hand liegt die DSLM durch ihren riesigen Griff sehr sicher, alle wichtigen Teile des Gehäuses wurden mit einer rutschhemmenden Gummierung versehen. Den zur Verfügung stehenden Platz nutzt Panasonic bei der S1R bestens aus, am Gehäuse wurden zahlreiche Einstellräder, Schalter und Tasten verbaut. Viele davon lassen sich vom Nutzer frei konfigurieren und damit an die eigenen Wünsche anpassen. Beginn wir auf der Vorderseite: Hier hat Panasonic nicht nur zwei Fn-Tasten platziert, es gibt auch einen Fn-Schalter. Mittels diesem kann der User schnell zwischen zwei Einstellungen wählen. Zum Beispiel zwischen dem elektronischen oder dem mechanischen Verschluss. Auf der linken Schulter der Panasonic Lumix DC-S1R (Technik)
befindet sich nicht nur das Wählrad für das Fotoprogramm, darunter bestimmt der Fotograf den Auslösemodus (Einzelbild, Serienbild, …). Das Programmwählrad lässt sich sperren, unerwünschte Eingaben sind dann nicht mehr möglich. Auf der rechten Schulter nimmt das Status-LCD einen großen Teil der vorhandenen Fläche ein. Es zeigt alle wichtigen Aufnahmeparameter an und erlaubt deren Kontrolle, ohne auf das Display oder den Sucher zu schauen. Clever: Auch wenn die Kamera ausgeschaltet ist, wird der Ladestand des Akkus angezeigt. Somit weiß man zu jederzeit über den Akkustand Bescheid.Des Weiteren hat Panasonic auf der Oberseite drei Direktwahlasten (Weißabgleich, ISO, Belichtungskorrektur), eine Taste zum Beleuchten des Status-LCDs, den Fotoauslöser und den Ein- sowie Ausschalter platziert. Das vordere Einstellrad wurde in den Griff eingelassen, das hintere Rad thront auf der Oberseite. Bedient wird Letzteres allerdings wie gewohnt mit dem Daumen. Auf der Rückseite finden sich ebenso viele Bedienelemente.
Dazu gehören ein Joystick, ein kombiniertes Einstellrad sowie Steuerkreuz und ein Schalter für den Fokusmodus. Ein weiterer Schalter sperrt auf Wunsch einen Teil der Bedienelemente gegen Fehlbedienungen. Welche dies sind wird über das Menü festgelegt. Ebenso erwähnenswert: Die Tasten der S1R fallen nicht nur sehr groß aus, fünf davon sind zudem beleuchtbar. Das macht die Arbeit bei Nachtaufnahmen einfacher.
Die große Zahl an Bedienelementen macht es Fotografen einfach, Parameter schnell und direkt anzupassen. Derart viele Optionen haben nicht viele andere Kameras zu bieten. Um damit zurecht zu kommen, ist allerdings eine intensive Einarbeitung notwendig. Ansonsten steht man schnell vor der Frage, welche Aktion ein Schalter oder eine Taste auslösen. Wer keine eigenen Einstellungen vornehmen möchte, nutzt die Voreinstellungen der DSLM. Diese sind sinnvoll gewählt.
Bei den Menüs setzt Panasonic auf ein völlig neues Design. Das gilt sowohl für das Haupt- als auch das Quickmenü. Das Hauptmenü wurde in diverse Untermenüs unterteilt, wegen der wahren „Optionsflut“ war das unabdingbar. Gut, dass Panasonic der Lumix S1R zudem ein konfigurierbares „Mein Menü“ spendiert hat, häufig benötigte Parameter sind dadurch schneller zu erreichen. Ansonsten gilt: Die Suche kann im Menü durchaus länger dauern.
Fotoprogramme finden sich bei der spiegellosen Systemkamera sowohl klassische als auch seltenere. Zu den klassischen gehören natürlich die PSAM-Modi, manuelle und halbautomatische Belichtungseinstellungen fehlen selbstverständlich nicht. Daneben gibt es eine Vollautomatik und drei Customprogramme. Das dritte verfügt über drei Speicherplätze, weshalb effektiv fünf C-Modi zur Verfügung stehen.
Für Spezialfälle hat Panasonic die Lumix DC-S1R (Bildqualität)
mit weiteren Modi für besonders hohe Bildraten oder besonders detailreiche Fotos ausgerüstet. Besonders hohe Bildraten schafft die DSLM im 6K- oder 4K-Fotomodus. Dieser basiert auf der Videofunktion, weshalb Fotos nur mit elektronischem Verschluss und im JPEG-Format aufgenommen werden können. Dafür lassen sich 60 Bilder pro Sekunde mit einer Auflösung von rund 18 (6K) bzw. acht Megapixel (4K) speichern. Die Aufnahmen fallen natürlich nicht so detailreich wie Bilder mit voller Auflösung aus, die Bildrate ist dafür signifikant höher.Wer von höheren Bildraten nichts hält, von hochauflösenden Dateien dafür um so mehr, nutzt die „Hochauflösende Aufnahme“. Hier kombiniert die Lumix S1R acht Fotos, bei denen der Sensor jeweils leicht verschoben wurde. Dieses Vorgehen gleicht die Schwächen einer Kamera mit Bayer-Matrix aus. Die Fotos werden mit einer Auflösung von 187 Megapixel ausgegeben und an Detailschärfe von keiner Kamera unterhalb der Mittelformatriege zu überbieten.
Leider gibt es bei diesem Modus ein paar Einschränkungen zu beachten: Aufnahmen aus der Hand sind nicht möglich, aktuell erfolgt die Ausgabe lediglich im RAW-Format und bewegen sollte sich das Motiv besser nicht. Panasonic hat zwar eine Bewegungserkennung eingebaut, diese reduziert jedoch die Detailwiedergabe. Selbstverständlich ist auch ein Intervallmodus für Zeitraffer mit an Bord, zudem gibt es jede Menge Bracketing-Optionen.
Beim Autofokussystem bleibt sich
Panasonic treu, die Lumix DC-S1R (Geschwindigkeit) nutzt einen Kontrast-AF und zusätzliche die Depth-from-Defocus-Technologie. Insgesamt stehen 225 Messfelder zur Verfügung, scharfstellen kann die DSLM mit ihrem Low-Light-AF schon ab -6EV. Zu den AF-Features gehören die Augen-/Gesichts- und Tiererkennung, die freie Messfeldwahl (Position sowie Fokusfeldanzahl) oder auch eine AF+MF-Option. Die Wahl des Messfeldes erfolgt per Touch oder mittels des Joysticks – schneller geht es nicht. Wie üblich bei Kameras ohne Phasen-AF neigt das Bild beim Scharfstellen (vor allem von bewegten Motiven) zum Pulsieren, im Vergleich zu anderen Kameras hat Panasonic dieses Phänomen aber deutlich reduzieren können.Beim manuellen Fokussieren stehen ein Peaking und eine Displaylupe zur Verfügung. Beide lassen sich im Menü konfigurieren. In der Praxis muss man bei der S1R zwischen dem automatischen Scharfstellen von statischen und bewegten Motiven unterscheiden. Bei statischen Motiven agiert das AF-System ausgesprochen flott und treffsicher, im Labor haben wir eine Fokussierungszeit von nur 0,09 Sekunden gemessen. Viel schneller geht es nicht. Statische Motive können jedoch alle Systemkameras schnell und treffsicher einfangen, das ist heutzutage keine Kunst mehr. Erst bei bewegten Motiven trennt sich die Spreu vom Weizen. Hier zeigt sich, dass die S1R mangels Phasen-AF mit den besten Autofokussystemen nicht mithalten kann. Bei langsamen Bewegungen werden Objekte in der Regel treffsicher verfolgt, schnellere Motive lassen sich aber nicht durchgehend scharf einfangen. Der Fokus wird immer mal wieder verloren. Der primäre Einsatzzweck der DSLM sollte nach aktuellem Stand daher nicht die Sport- oder Actionkamera sein.
Der auf mindestens 400.000 Auslösungen ausgelegte mechanische Verschluss der DSLM schafft eine Belichtungszeit von bis zu 1/8.000 Sekunde, der elektronische Verschluss bis zu 1/16.000 Sekunde. Belichtungszeiten von bis zu 60 Sekunden sind direkt wählbar, für noch längere (bis zu 60 Minuten) gibt es den Bulbmodus.
Beim Display und dem Sucher hat die Panasonic Lumix S1R die aktuellste Technik
zu bieten. Im Sucher kommt ein OLED-Panel mit 5,76 Millionen Subpixel zum Einsatz. Das ist (Stand: September 2019) der aktuelle Bestwert. Der Sucher möchte aber nicht nur mit einer hohen Auflösung punkten, auch die Bildrate (120 Bilder pro Sekunde) und die Vergrößerung (0,78-fach) sind exzellent. Für die Praxis bedeutet dies: Das Sucherbild ist gestochen scharf, sehr flüssig und riesig. In der größtmöglichen Einstellung zumindest für Brillenträger allerdings sogar zu groß, diese können die Ränder nicht einsehen. Dafür hat Panasonic der Kamera eine View-Mode-Taste spendiert, die das Verkleinern des Sucherbild erlaubt. Das kostet natürlich Auflösung, macht den Sucher aber deutlich besser überblickbar. Das Betrachten fällt mit den beiden kleineren Vergrößerungsstufen komfortabler aus, die Wiedergabequalität bewegt sich nach wie vor auf einem exzellenten Niveau.Das Display der spiegellosen Systemkamera misst 3,2 Zoll in der Diagonalen und löst 2,1 Millionen Subpixel auf. Es besitzt eine etwas größere Diagonale als der Durchschnitt und ebenso eine überdurchschnittliche Auflösung. Die Qualität des Panels überzeugt in puncto Schärfe (exzellente Detailwiedergabe) und Bildwinkel (sehr groß), per Touch lassen sich Eingaben vornehmen. Wie von Panasonic gewohnt, werden diese schnell und korrekt erkannt. Bei der Displaykonstruktion hat sich Panasonic zwecks einer möglichst hohen Robustheit gegen die dreh- und schwenkbare Lagerung entschieden. Das LCD kann man daher nur schwenken. Das geht in drei Richtungen: nach oben, unten und rechts. Videofilmer und Freunde von Selfies wird das nicht unbedingt erfreuen, denn die Person vor der Kamera kann sich deswegen nicht selbst sehen. Wer darauf nicht verzichten möchte, muss zur „Spezialkamera“ Panasonic Lumix DC-S1H greifen.
Auch wenn die Panasonic Lumix S1R (Beispielaufnahmen)
anders als ihr Schwestermodell S1 keine explizit für Videos gedachte Kamera ist, sprechen die Spezifikationen eine andere Sprache. 4K-Videos (3.840 x 2.160 Pixel, Crop 1,09) nimmt die DSLM mit 24, 25, 30, 50 und 60 Vollbilder pro Sekunde auf, in Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel, kein Crop) sind es ohne Highspeed-Funktion ebenso viele Bilder. Für Zeitupenvideos aktiviert man den Hochgeschwindigkeits-Modus und nimmt damit bis zu 180 Bilder pro Sekunde (APS-C-Modus) auf. Das sind im Segment der Vollformatkameras exzellente Daten.
Mit der S1 kann die S1R wie erwähnt nicht mithalten, unter anderem fehlen eine Funktion zur Aufnahme von HDR-Videos und die Speicherung in 4:2:2 10-Bit und mit V-Log-Bildstil. Diese Features fehlen aber nur Profis mit sehr hohen Ansprüchen. In der Praxis gehört die S1R zu den besten Fotokameras mit Videofunktion am Markt. Das liegt nicht nur an den bereits erwähnten sehr hohen Bildraten, sondern auch an der weiteren Ausstattung.
Bei 4K-Aufnahmen muss lediglich ein minimaler Crop (1,09) hingenommen werden. Speichern kann die S1R 4K-Videos ohne Unterbrechung für bis zu 15 Minuten, in Full-HD gibt es keine zeitliche Beschränkung. Es sei denn, man aktiviert die Highspeed-Aufnahme. Dann schafft die DSLM zehn Minuten am Stück. Zu den weiteren Video-Optionen der Kamera gehören die manuelle Belichtung, die Wahl des Bildstils oder die Flimmerreduzierung.
Die Tonaufnahme erfolgt wahlweise mit dem integrierten Stereomikrofon der Kamera oder einem externen Mikrofon. Dieses wird per 3,5mm Klinkeneingang oder über das optional erwerbbare Interface DWM-XLR1 angeschlossen. Die Tonkontrolle erfolgt auf Wunsch per Kopfhörer (3,5mm Klinke), die Pegelung der Lautstärke wird natürlich auch angeboten. Die Bildqualität der 4K-Videos muss als exzellent bezeichnet werden, die Full-HD-Aufnahmen überzeugen mit einer sehr guten Detailwiedergabe. Das Autofokussystem der Kamera arbeitet treffsicher, die Bildstabilisierung reduziert Verwacklungen sichtbar. Kurzum: Wer mit den Einschränkungen der Panasonic Lumix S1R leben kann, erhält eine tolle Videokamera.
Thomas
Kniess
Kommentare
Die Kamera ist das perfekte …
Die Kamera ist das perfekte Arbeitstier eines jeden Profifotografen.
Mehr gibt's aus meiner Sicht nicht zu sagen.
Ich nutze sie 9 Stunden am Tag und bin jedesmal begeistert und beeindruckt von ihr.