Nikon Z 50 Praxisbericht

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Praxisbericht zur Nikon Z 50

Die Nikon Z 50 (Datenblatt) ist das kleine Schwestermodell der bereits seit 2018 erhältlichen DSLMs Nikon Z 6 (Testbericht) und Nikon Z 7 (Testbericht). Diese Verwandtschaft lässt sich nicht verleugnen, die Kameramodelle sehen sich optisch ähnlich. Während die Z 6 und Z 7 etwas ausgewachsener wirken, fällt die Z 50 etwas "jugendlicher" – da kompakter – aus. Sie ist schmaler, flacher und nicht ganz so tief. Mit 12,7 x 9,4 x 6,0cm gehört die Z 50 jedoch zu den größeren spiegellosen Systemkameras, das liegt unter anderem am in der optischen Achse liegenden Sucher. Das Gewicht der Kamera beträgt mit Akku und Speicherkarte rund 450g, die meisten Konkurrenzmodelle sind etwas leichter. Nikon hat sich beim Gehäuse für eine Mischung aus Kunststoff und Magnesium entschieden, letzteres Material wurde vor allem auf der Vorder- und der Oberseite verwendet. Die Kamera wurde aber nicht nur robust gebaut, dank Abdichtungen erlaubt sie auch den Einsatz bei nicht optimalen Wetterbedingungen. Der Griff der Kamera wurde vergleichsweise tief konstruiert, das sorgt für ein angenehmes Handling.

Das Kameragehäuse der Z 50 erinnert an die Z 6 und Z 7:

Angelehnt an die Vollformat-Modelle ist bei der Nikon Z 50 (Produktbilder) jedoch nicht nur das Design, die DSLM bedient sich auch ähnlich. Gut, es gibt schon einige Unterschiede: Unter anderem fehlen der APS-C-Kamera ein Joystick und das Kontrolldisplay auf der Oberseite. Abgesehen davon macht Nikon aber vieles ähnlich. Die Wahl der Belichtungszeit oder der Blende erfolgt beispieslweise mittels zweier Einstellräder. Das vordere Rad wurde in den Griff eingelassen und wird mit dem Zeigefinger bedient, das hintere Rad liegt auf der Oberseite und wird per Daumen gedreht. Die manuelle oder halb automatische Belichtung fällt daher sehr komfortabel aus.

Bekannt ist des Weiteren der kombinierte Fotoauslöser und Ein- sowie Ausschalter. In dessen Nähe liegen zudem Direktwahltasten zum Starten von Videos, für die Wahl der ISO-Empfindlichkeit und für die Korrektur der Belichtung. Auf der Rückseite navigieren Fotografen in den Menüs per Steuerkreuz, unterhalb davon kann man per Taste das i-Menü und den Wiedergabemodus aufrufen sowie das Hauptmenü erreichen und Fotos löschen.

Die Rückseite der DSLM. Die zusätzlichen Touchtasten befinden sich rechts vom LCD-Panel:

Eine ganz neue Lösung hat sich Nikon für die Vergrößerungs-Tasten (in und out) sowie für die Displaytaste überlegt. Diese wurden nicht als Hardware-, sondern als Touchtasten umgesetzt. Sie befinden sich allerdings auch nicht auf dem eigentlichen Display, sondern im schwarzen Displaybereich daneben. In der Praxis sorgen die Touchtasten bei uns für gemischte Gefühle. Einerseits wurden Eingaben im Test jederzeit korrekt erkannt, Probleme gab es somit nie. Andererseits sind Touchtasten nicht immer die beste Wahl. Beim Tragen gewöhnlicher Handschuhe funktionieren sie beispielsweise nicht. Wer grundsätzlich keine Touchtasten mag, hat bei der Z 50 natürlich ebenso ein Problem. An den drei genannten Tasten kommen Fotografen bei der DSLM praktisch nicht vorbei.  Im Wiedergabemodus gibt es immerhin die Möglichkeit, mit der OK-Taste des Steuerkreuzes zur 100-Prozent-Ansicht zu springen. Damit lässt sich die Touchproblematik teilweise umgehen. Und noch aus einem anderen Grund sehen wir die Touchtasten kritisch: Deren Tastenflächen sind teilweise schwer oder gar nicht zu sehen. Im Dunklen beispielsweise, wenn das Display hell leuchtet. Dann muss man „blind zielen“.

Die Funktionen mehrerer Tasten lassen sich anpassen:

Sieht man von diesem Manko – das Fotografen durchaus sehr unterschiedlich bewerten können – einmal ab, lässt sich die Nikon Z 50 (Technik) ordentlich bedienen. Wer viele Parameter oft verändern will, könnte sich auf der Rückseite allerdings das ein oder andere Bedienelement mehr wünschen.  Echte Fn-Tasten, bei denen der Nutzer aus einer Vielzahl von Funktionen wählen kann, besitzt die Nikon Z 50 drei (Fn1, Fn2 und Rec). Bei der AE-L/AF-L-Taste und der OK-Taste sind zudem kleinere Konfigurationen möglich. Leider befinden sich die Fn1 und Fn2-Tasten zwischen Griff und Bajonett, zumindest wir können sie hier nur recht schwer erreichen.

Zu den Fotoprogrammen gehören unter anderem PSAM- und Szenenmodi sowie Filtereffekte:

Das Wahlrad für das Fotoprogramm hat Nikon abweichend von seinen Vollformat-DSLMs auf der rechten Kameraschulter platziert. Dieses Vorgehen ist unter anderem von den Mittelklasse-Spiegelreflexmodellen bekannt. Die linke Kameraschulter bleibt bei der Z 50 leer. Zu den Fotoprogrammen der Kamera gehören eine Vollautomatik, die PSAM-Modi und zwei User-Programme für eigene Einstellungen. Des Weiteren stehen zehn Filtereffekte („Nachtsicht“, „Pop“, „Tontrennung“, …) und 16 Szenenmodi („Porträt“, „Kinder“, „Dämmerung“, …) zur Verfügung.  Wer Videos aufnehmen möchte, kann das bei der Z 50 nicht einfach durch das Drücken der Record-Taste, dafür muss man zunächst mit dem Schalter am Programmwählrad zum Videomodus wechseln. Dies verzögert Aufnahmen immer einen Tick. Zu den nicht direkt per Wählrad aufrufbaren Modi gehören die Mehrfachbelichtung, die Intervallaufnahme und die Reihenaufnahme mit unterschiedlichen Belichtungseinstellungen (Bracketing). An Fotoprogrammen mangelt es bei der Z 50 also zweifellos nicht.

Das Hauptmenü der spiegellosen Systemkamera:

Das "Mein Menü" wird nach den eigenen Wünschen bestückt:

Das Menü der Nikon Z 50 (Bildqualität) ist im altbekannten Design gehalten. Fotografen, die bereits Nikon-Modelle ihr Eigen nennen, finden sich sofort zurecht. Mit den Menüpunkten „Wiedergabe“, „Fotoaufnahme“, „Filmaufnahme“, „Individualfunktionen“, „System“ und „Bildbearbeitung“ erhalten aber auch Neulingen sofort einen guten Überblick. Dank des zusätzlichen „Mein Menüs“ (letzter Menüreiter von oben) sind wichtige Einstellungen zudem noch schneller zu erreichen.  Nicht vergessen wollen wir auch das i-Menü der Kamera. Dieses stellt der User nach seinen Wünschen zusammen, bis zu zwölf häufig verwendete Parameter sind damit schnell veränderbar.

Ein Teil der Autofokus-Optionen der Z 50:

Zu den wichtigsten Automatikfunktionen einer modernen Kamera gehört die automatische Fokussierung. Damit steht und fällt die Leistung einer Kamera in der Praxis. Die Nikon Z 50 (Geschwindigkeit) nutzt einen Hybrid-AF mit Kontrastmessung und Phasendetektion. Letztere wird durch 209 Phasen-AF-Felder ermöglicht, die 90 Prozent der Sensorfläche abdecken. Dadurch ist eine schnellere Fokussierung selbst außerhalb des Bildzentrums gewährleistet. Den Arbeitsbereich des Autofokus gibt Nikon ab -4EV an, er funktioniert also auch noch bei wenig Licht. Zu den Messfeldoptionen gehören drei unterschiedliche Messfeldgrößen („Einzelfeld“, „Großes Messfeld (klein)“, „Großes Messfeld (groß)“ und die automatische Messfeldsteuerung.

Die Messfeld-Position bestimmen Foto- und Videografen per Touch mit dem rückseitigen Steuerkreuz. In unserem Praxistest konnte die Z 50 bewegten Motiven sicher folgen, die Kamera kommt zudem auch bei wenig Licht zurecht. Weitere Pluspunkte sammelt sie mit ihrer Gesichts- und Augenerkennung, diese machen die Aufnahme von Porträts besonders einfach. Beim manuellen Fokussieren hilft die DSLM – wie mittlerweile fast alle „Modelle – mit einer Fokusvergrößerung und einem Peaking („Konturfilter“ genannt).

Der elektronische Verschluss wird im Menü unter dem Punkt "Stille Auslösung" aktiviert:

Der mechanische Verschluss der spiegellosen Systemkamera erlaubt Belichtungszeiten zwischen 30 Sekunden und 1/4.000 Sekunde. Diese Zeiten sind in der Mittelklasse üblich, mit ihnen kommt man in aller Regel gut aus. Längere Belichtungen sind mit dem Bulbmodus möglich. Wer mit der Kamera völlig lautlos fotografieren möchte, aktiviert im Kameramenü die „Stille Auslösung“. Da hier der elektronische Verschluss arbeitet, gibt die Kamera kein Geräusch von sich. Der elektronische Verschluss ist bei der Nikon Z 50 (Technik) jedoch auch mit Nachteilen verbunden. So können – wie bei vielen anderen Digitalkameras – Artefakte auftreten. Bewegte Motive werden beispielsweise verzerrt und Fotos bei Kunstlicht zeigen eventuell ein starkes Banding. Der Einsatz des elektronischen Verschlusses stellt daher nicht immer die beste Wahl dar. Zudem gibt es noch eine dritte Verschluss-Option: Elektronischer erster Verschlussvorhang und mechanischer zweiter Verschlussvorhang. Hier treten in der Regel keine Probleme auf, die kürzeste Belichtungszeit liegt allerdings nur bei 1/2.000 Sekunde.

Der elektronische Sucher liefert ein recht großes und gut zur Kontrolle geeignetes Bild:

Bei seiner ersten spiegellosen Systemkamera mit einem Sensor in APS-C-Größe verbaut Nikon sowohl ein Display als auch einen elektronischen Sucher. Im Sucher kommt ein OLED-Panel mit 2,36 Millionen Subpixel zum Einsatz, dieser gibt die klassischen 60 Bilder pro Sekunde wieder. Die Wiedergabequalität fällt ordentlich aus, bei genauem Hinsehen lassen sich aber doch einzelne Bildpunkte erkennen. Das muss jedoch nicht stören, das Motiv lässt sich sehr gut kontrollieren. Letzteres liegt auch am ordentlichen Vergrößerungsfaktor von 0,68.

Das 3,2" messende LCD lässt sich dank seiner schwenkbaren Konstruktion vielfältig einsetzen:

Beim Display hat sich Nikon für ein 3,2 Zoll großes Panel entschieden. Es misst also 0,2 Zoll mehr als der Durchschnitt, die Auflösung fällt mit 1,04 Millionen Subpixel dagegen nicht höher aus. Die Wiedergabequalität ist gut, große Einblickwinkel sorgen für eine jederzeit korrekte Darstellung. Die Aufhängung des Displays erlaubt das Schwenken nach oben sowie unten. Zur Bildkontrolle bei Selbstporträts oder Vlogs klappt man das Panel abweichend vom üblichen Standard nicht nach oben, sondern nach unten.

Diese Lösung wird angesichts des elektronischen Suchers nötig. Sie gefällt uns grundsätzlich gut, bei der Montage auf einem Stativ funktioniert sie allerdings nicht.
Eingaben sind über das Display wie bereits erwähnt per Touch möglich, Nikon lässt über die Touchoberfläche fast alle Bedienschritte zu. Der Wechsel zum Display zum Sucher (oder umgekehrt) wird per Taste oder per Augensensor automatisch realisiert.

Eine potente Videofunktion findet sich heutzutage nicht mehr nur bei Kameras der Oberklasse, sondern auch bei deutlich günstigeren Modellen. Wer mit der Nikon Z 50 (Beispielaufnahmen) filmen möchte, kann dies in 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) mit 24, 25 und 30 Vollbildern pro Sekunde. In Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) sind alle üblichen Bildraten zwischen 24 und 120 Vollbildern pro Sekunde wählbar, mit der zusätzlichen Zeitlupenfunktion gelingen vier- oder fünffache Verlangsamungen. Sehr gut: Der Bildwinkel der Videos entspricht bei allen Auflösungen und Bildraten dem Bildwinkel der Fotos (bei 16:9). Neben dem Filmen mit automatischen Einstellungen erlaubt die Z 50 die manuelle Parameterwahl, auf das besonders flache N-Log-Profil müssen Videografen dagegen verzichten. Dies dürfte die Zielgruppe der Kamera allerdings kaum stören. Die Bildqualität der spiegellosen Systemkamera fällt in 4K-Auflösung exzellent und in Full-HD sehr gut aus. Dank der umfangreichen Optionen, dem schnellen Autofokus und dem Mikrofoneingangs lassen sich mit der Nikon Z 50 ansprechende Videos realisieren. Der Digital-VR hilft zudem bei ruhigeren Aufnahmen. Etwas störend finden wir lediglich die Tatsache, dass sich Videos nur im Videomodus starten lassen.

Ein Praxisbericht von:

Thomas Kniess

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