Wie beim Vorgängermodell ZV-E10 setzt Sony bei der ZV-E10 II (Datenblatt)
auf ein für „Content-Creation“ optimiertes Gehäuse. Unter diesem Begriff versteht Sony vor allem Videoaufnahmen, Fotos spielen nur eine untergeordnete Rolle. Von den Modellen der Alpha-Serie hebt sich die ZV-E10 II daher unter anderem durch den Verzicht auf einen elektronischen Sucher ab.Platz spart man angesichts dieser Tatsache mit der DSLM allerdings nur bedingt, mit 12,1 x 6,8 x 5,4cm ist die ZV-E10 II in etwa so groß wie eine Alpha 6400. Das Vorgängermodell ZV-E10 II fällt mit 11,5 x 6,4 x 4,5 ein Stück kleiner aus, das liegt vor allem am deutlich gewachsenen Griff der neuen DSLM. In diesem findet bei der zweiten ZV-E10-Kamera der NP-FZ100-Akku Platz und nicht das kompaktere NP-FW50-Modell. Der leistungsfähigere NP-FZ100-Akku mit 2.280mAh erhöht die Video-Aufnahmezeit laut Sony von 80 auf 130 Minuten, Bilder kann man 610 statt 440 mit einer Akkuladung aufnehmen (beide Angaben wurden nach CIPA-Standard gemessen).
Der vergrößerte Griff bietet den Fingern bei der Sony ZV-E10 II (Produktbilder)
mehr Fläche zum Festhalten, die aufgeraute Oberfläche aus Kunststoff sorgt für einen recht sicheren Halt. Eine Gummierung nutzt Sony anders als bei der ZV-E10 aber leider nicht mehr. Diese würde für einen höheren Komfort beim Tragen sorgen und das Handling nochmals verbessern. Das gilt nicht nur für die Vorderseite des Griffs, sondern auch für die Seitenfläche und die Damenablage. Apropos Kunststoff: daraus besteht auch der Rest des Gehäuses.Bei der Oberseite der ZV-E10 II hat sich Sony für ein paar Veränderungen entschieden. Ein- und ausgeschaltet wird die neue DSLM durch einen Schalter am Fotoauslöser, die Wahl des Aufnahmemodus erfolgt mit einem weiteren Schalter. Damit lässt sich zwischen dem Fotomodus, dem Videomodus und der S&Q-Funktion wählen.
Bekannt sind dagegen der Zoomregler zum Einstellen der Brennweite (ein Modell mit Zoommotor vorausgesetzt), die Rec-Taste und die C1-Taste. Letztere wird standardmäßig zum Maximieren der Hintergrundunschärfe (= Blende maximal öffnen) genutzt.
Ein klassisches Programmwählrad besitzt die ZV-E10 II wie das Vorgängermodell nicht, das Menü für den Aufnahmemodus kann man unter anderem über das Quickmenü oder eine der Fn-Tasten erreichen. Wer den Aufnahmemodus sehr oft verändern möchte, wäre mit einem echten Programmwählrad trotzdem besser bedient.
Von besonderer Bedeutung sind dagegen wie bereits erwähnt Videoaufnahmen. Diesem Umstand trägt Sony mit einem Tally-Light (kleine LED zur Anzeige von laufenden Aufnahmen) sowie einem großen Mikrofon Rechnung. Das 3-Kapsel-Mikrofon mit unterschiedlichen Charakteristiken lässt sich via Zubehörschuh mit einem Windschutz versehen, die sogenannte „Deadcat“ ist sehr einfach zu montieren. Wer externe Mikrofon anschließen möchte, kann dies ebenfalls über den Zubehörschuh oder alternativ mittels des 3,5mm Klinkenanschlusses der DSLM. Über den Zubehörschuh lässt sich natürlich auch ein Blitzgerät ansteuern, ein eingebautes Modell besitzt die Kamera nicht.
Die Rückseite der Sony ZV-E10 II (Technik)
erinnert größtenteils an die Kameras der Alpha-Serie von Sony. Neben der Daumenablage befinden sich hier Tasten für das Haupt- und das Fn-Menü, darunter liegt das kombinierte Einstellrad und Steuerkreuz. Das zweite Einstellrad der Kamera befindet sich deutlich weiter oben, wird hier aber ebenfalls mit dem Daumen bedient.Sieben der Tasten der Sony ZV-E10 II sind frei konfigurierbare Fn-Tasten, die Funktionen der beiden Einstellräder sind ebenso wählbar. Diese Ausstattung sorgt in den meisten Situationen für einen akzeptablen Komfort, häufige Programmwechsel oder viele Änderungen nehmen aber wesentlich mehr Zeit als bei anderen Kameras in Anspruch.
Apropos Programm: Fotoprogramme gibt es bei der Sony ZV-E10 II (Beispielaufnahmen)
in Form der PSAM-Modi, einer Vollautomatik („Intelligente Automatik“), sieben Szenenprogrammen (unter anderem „Porträt“, „Sportaktion“ und „Nachtaufnahme“) und dem MR-Modus mit sieben Speicherplätzen. Letztere dienen zum schnellen Aufrufen spezieller, vorher abgespeicherter Einstellungen.Die Menüs der spiegellosen Systemkamera sind anders als beim Vorgängermodell im neuen Sony-Design gehalten. Das Hauptmenü besteht aus acht Reitern, das „Mein Menü“ stellen Kamerabesitzer dabei selbstständig zusammen. Alle relevanten Aufnahmeparameter kann man zudem über den „Haupt"-Reiter erreichen.
Da Sony bei der ZV-E10 II (Geschwindigkeit)
den Sensor der Alpha 6700 nutzt, ist auch das AF-System von der Kamera bekannt. Es handelt sich um einen Hybrid-AF (Phasendetektion und Kontrastmessung) mit 759 Messfeldern, diese decken 93 Prozent der Sensorfläche ab. Scharfstellen kann die DSLM ab einer Helligkeit von -3 EV.Anders als bei der Alpha 6700 verzichtet Sony bei der Kamera leider auf einen zusätzlichen AI-Chip („AI Processing Unit“ genannt). Dadurch unterstützt die ZV-E10 II nur die Menschen- und Tiererkennung (Hunde, Katzen und Vögel). Autos, Flugzeuge oder Züge erkennt sie nicht selbstständig, bei diesen Motiven müssen daher die klassischen Fokusmodi verwendet werden. Dies finden wir schade, denn eine umfassende Motiverkennung erleichtert Foto- und Videografen das Leben deutlich. Da es sich bei der ZV-E10 II nicht gerade um das günstigste Modell handelt, hätte ihr eine umfangreiche Motiverkennung durchaus gut gestanden.
Abseits davon kann uns das AF-System aber sehr überzeugen. Die Sony ZV-E10 II fängt statische wie bewegte Motive treffsicher ein und bringt auch alle gewohnten AF-Optionen mit. Dazu gehören die AF-Feldmodi „Breit“, „Feld“, „Mitte-Fix“, „Spot: L“ und „C1“. Letzteres Feld lässt sich in seiner Größe frei verändern. Bei kontinuierlichem Autofokus können Fotografen darüber hinaus zwischen den Tracking-Optionen „Feld“, „Mitte-Fix“ und Spot: L“ wählen. Das manuelle Fokussieren unterstützt die DSLM unter anderem per Peaking.
Die Steuerung der Belichtungszeit erfolgt bei der Sony ZV-E10 nur mit einem elektronischen Verschluss. Einen Schlitzverschluss wie die Alpha-Kameras oder das Vorgängermodell ZV-E10 gibt es bei der ZV-E10 II nicht. Für Videoaufnahmen ist dies nicht relevant, für Fotoaufnahmen dagegen schon. Der Sensor der Kamera kann zwar recht schnell ausgelesen werden, bei sehr schnellen Bewegungen sind jedoch Verzerrungen durch den Rolling-Shutter-Effekt möglich. Des Weiteren können sich bei Bildern mit Kunstlichtquellen Banding-Artefakte zeigen. Vollständig verhindern lassen sich beide Problematiken mangels mechanischem Verschluss leider nicht.
Deutlich wirkt sich der elektronische Verschluss auch auf den Einsatz von Blitzgeräten aus. Mit einer Blitzsynchronzeit von 1/30 Sekunde eignet sich die Kamera eher weniger für Aufnahmen mit einem Blitzgerät. Ein Vorteil des elektronischen Verschlusses ist natürlich die völlig lautlose Aufnahme, ein elektronischer Verschluss kann zudem nicht verschleißen. Belichten lässt sich mit der Sony ZV-E10 II zwischen 30 Sekunden und 1/8.000 Sekunde, als Belichtungsmessmethoden stehen „Multi“, „Mitte“, „Spot“ (Standard oder L), gesamter Bilddurchschnitt oder „Highlight“ zur Wahl.
Zur Bildkontrolle setzt Sony wie bereits erwähnt lediglich auf ein Display. Einen Sucher wie bei den Alpha-Kameras gibt es daher nicht. Dieser wird bei Videos allerdings auch deutlich seltener benötigt als bei Fotos. Das bei der Sony ZV-E10 II (Technik)
verwendete LCD besitzt mit einer Diagonalen von 3,0 Zoll nicht nur eine Standardgröße, die Auflösung fällt mit 1,04 Millionen Subpixel ebenso durchschnittlich aus. Für die Bildkontrolle ist das Panel gut geeignet, die Einblickwinkel sind groß und durch die dreh- sowie schwenkbare Lagerung lässt sich das LCD praktisch in jeder Situation optimal einsehen. Auch bei Selbstporträts oder Vlogs ist es daher möglich, die Bildkontrolle ohne Umwege vorzunehmen. Für vertikale Aufnahmen bringt die ZV-E10 drehbare Anzeigen mit, per Touch kann man Eingaben vornehmen.Da es sich bei der Sony ZV-E10 II (Beispielaufnahmen)
um eine für Content Creator optimierte Kamera handelt, wurde der Fokus auf die Videofunktion gelegt. Folglich bringt die DSLM jede Menge Video-Optionen mit. Aufnahmen sind in 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) mit bis zu 60 Vollbildern pro Sekunde möglich, hier liest die Kamera nahezu den gesamten Sensor aus. Dank Oversampling von 5,6K-Auflösung sind die Videos besonders detailreich, es ist jedoch auch ein kleiner Crop (1,1-fach) zu akzeptieren. Diesen gibt es in Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) nicht, hier lässt sich zudem mit bis zu 120 Vollbildern pro Sekunde und einer sehr guten Qualität filmen. Wer die Aufnahmen nachbearbeiten möchte, sollte sich für das 4:2:2 Farbsampling und 10-Bit entscheiden, alternativ sind auch 4:2:0 und 8-Bit wählbar. Flache Bildprofile und LUTs werden ebenso unterstützt und streamen kann man per USB oder WLAN.Daneben erlaubt die DSLM Zeitraffer- und Zeitlupenaufnahmen. Hierfür bringt sie den bekannten S&Q-Modus mit. Zu den besonderen Videofunktionen der ZV-E10 II gehören die Produktpräsentationseinstellung und die Option „Hintergrundunschärfe“. Erstere sorgt für die Fokussierung auf einen Gegenstand und nicht das Gesicht, letztere öffnet die Blende so weit wie möglich. Der Autofokus der ZV-E10 II arbeitet bei Videos genauso treffsicher wie bei Fotos, Gesichtern und Tieren folgt die DSLM automatisch. Filmen lässt sich mit der ZV-E10 II theoretisch ohne Grenze (kein „29:59-Limit“ vorhanden), in der Praxis hängt dies jedoch auch stark von den Aufnahme-Einstellungen und der Umgebungstemperatur ab. Wir haben in 4K-Auflösung mit 60 Vollbildern pro Sekunde eine Aufnahmedauer von 32 Minuten bei 25 Grad Umgebungstemperatur erreicht, bevor sich die Kamera wegen Überhitzung abgeschaltet hat.
Unverständlich ist angesichts der Fokussierung auf Videos Sonys Entscheidung, auf einen optischen Bildstabilisator zu verzichten. Bei Objektiven mit eigenem Stabilisator spielt das zwar nur eine untergeordnete Rolle, viele Festbrennweiten von Sony bringen jedoch keinen eigenen OSS mit. In diesem Fall kann man allein die elektronische Stabilisierung nutzen. Diese verkleinert nicht nur den Bildausschnitt, sie arbeitet auch weniger effektiv als eine optische Stabilisierung.
Die Tonqualität der Sony ZV-E10 II fällt angesichts des großen Mikrofons überdurchschnittlich aus, zu den Optionen gehört nicht nur die Pegelung, sondern auch die Wahl der Richtwirkung („Auto“, „Vorne“, „Alle Richtungen“ und „Hinten“). Bei der „Auto“-Einstellung kam es im Test allerdings teilweise zu merkwürdigen Effekten. Ein externes Mikrofon lässt sich an die DSLM per 3,5mm Klinkenanschuss oder über den Zubehörschuh (nur kompatible Modell) anschließen. Zur Tonkontrolle stehen eine Pegelanzeige und ein Kopfhörerausgang zur Verfügung.
Thomas
Kniess
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