Bei der Sony ZV-E1 (Datenblatt)
handelt es sich um eine spiegellose Vollformatkamera im Design der schon etwas länger erhältlichen Sony ZV-E10 (Testbericht). Mit Abmessungen von 12,1 x 7,2 x 5,4cm ist die ZV-E1 nicht nur die kleinste Vollformat-DSLM von Sony, sondern sogar kompakter als das APS-C-Flaggschiff Alpha 6700 (12,2 x6,9 x 6,4cm). Unterhalb des Spitzenmodells mit APS-C-Sensor bewegt sich darüber hinaus das Gewicht: mit 480g liegt es sogar unter der 500g-Marke.Möglich war Sony dies unter anderem durch den Verzicht auf eine Magnesiumlegierung, zumindest äußerlich wird vor allem Kunststoff verwendet. Dieser gehört allerdings zur hochwertigen Sorte, weshalb die Kamera keinen „billigen“ Eindruck hinterlässt. Abdichtungen schützen die Technik im Inneren vor Staub und Feuchtigkeit, das Level der höherklassigen Alpha-Modelle sollte man aber eher nicht erwarten.
Transportieren lässt sich Sony ZV-E1 (Produktbilder)
natürlich sehr komfortabel, sie passt sogar in eine etwas größere Jackentasche. Längere Fototouren stellen daher keinerlei Problem dar, mit einem Sony FE 28-60mm F4-5,6 bleibt man mit 644g weit unterhalb der „Kilogramm-Schallmauer“.Beim Griff der DSLM hat sich Sony für eine rundliche Konstruktion ohne besonders ergonomische Form entschieden, die rutschhemmende Oberfläche macht diesen Nachteil aber wieder ein wenig wett. Zum Einsatz großer und schwerer Objektive würden wir jedoch eindeutig nicht raten, damit liegt die Kamera nicht mehr optimal in der Hand. Das liegt neben der Griffform an der kurzen Grifflänge sowie der nur leicht erhöhten, seitlichen Stütze der Daumenablage. Dadurch wird der Daumen weniger als bei anderen Kameras stabilisiert.
Wie die Gehäusekonstruktion ist auch das Bedienkonzept der Sony ZV-E1 (Technik)
an die ZV-E10 angelehnt. Die Optimierungen für Content Creator und Videoaufnahmen haben Sony zum Verzicht auf ein Programmwählrad veranlasst, immerhin gibt es einen Schalter für die Wahl zwischen der Foto-, Video- und S&Q-Aufnahme. Sehr präsent ist des Weiteren die große, mit einem roten Ring markierte Taste zum Starten und Stoppen von Videoaufnahmen.Zudem verfügt die ZV-E1 auf der Oberseite über eine frei konfigurierbare C1-Taste (standardmäßig mit der Hintergrund-Defokussierung belegt) sowie einen Fotoauslöser mit zwei Zusatzfunktionen. Der seitlich angebrachte Schalter übernimmt das Ein- und Ausschalten der DSLM, der nach vorne gerichtete „Zoomslider“ erlaubt unter anderem das Verändern des Bildwinkels. Viel Platz nimmt auf der Oberseite zudem das 3-Kapsel-Mikrofon ein. Per Zubehörschuh lässt sich dieses mit einem Windschutz versehen.
Auf der Rückseite hat Sony das Tastenlayout größtenteils von der ZV-E10 übernommen. Die Wahl der Blende oder Belichtungszeit erfolgt standardmäßig mittels Drehrad, bei der manuellen Belichtung wird dafür auch das kombinierte Einstellrad und Steuerkreuz verwendet.
Auf spezielle Schalter oder einen Joystick verzichtet Sony bei der ZV-E1 (Produktbilder)
leider vollständig, das Verwenden der Tasten oder des Touchscreens ist daher deutlich häufiger als bei den Modellen der Alpha-7-Serie notwendig. Dadurch ergeben sich Komforteinbußen, wenn man viele manuelle Einstellungen vornehmen möchte. Immerhin verfügt die DSLM über ein modernes Touchinterface, darüber lassen sich Einstellungen vergleichsweise schnell anpassen.Das Kameramenü besitzt Sonys aktuelles Design, die Einstellungen sind auf acht Untermenüs verteilt. Dazu gehören neben dem „Hauptmenü“, Menüs für Aufnahmeeinstellungen, für Belichtungseinstellungen, für Fokuseinstellungen, für die Wiedergabe-Optionen, für die Übertragungs-Optionen und für Systemeinstellungen. Daneben gibt es das bekannte „Mein Menü“. Dieses stellen Foto- und Videografen nach ihren Wünschen zusammen. Sehr viele Einflussmöglichkeiten bestehen zudem beim Fn-Menü und den zahlreichen Custom-Tasten der Systemkamera.
Die Wahl des Aufnahmeprogramms muss bei der Sony ZV-E1 (Bildqualität)
mangels „echtem“ Einstellrad über das Menü erfolgen. Das „virtuelle“ Programmwählrad lässt sich unter anderem per Taste oder das Fn-Menü aufrufen, von anderen Sony-Modellen unterscheidet sich das Programm-Angebot nicht. Neben einer Vollautomatik und den PSAM-Modi bietet die Kamera drei Customprogramme („MR“), zusätzliche vier MR-Speicherplätze als auch mehrere Szenenmodi („Porträt“, „Sportaktion“, „Makro“, „Landschaft“, „Sonnenuntergang“, „Nachtszene“ und „Nachtaufnahme“).Das Fokussystem der Sony ZV-E1 (Geschwindigkeit)
nutzt einen Hybrid-AF (Phasendetektion sowie Kontrastmessung),759 Phasen-Messfelder sind über den Sensor verteilt. Scharfstellen lässt sich bereits ab -6 EV, dadurch kann man auch bei sehr wenig Licht noch arbeiten. Für das Verfolgen von bewegten Motiven unterstützt die Kamera das Realtime-Tracking, die Motiverkennung greift auf AI-Daten zurück. Dank dieser erkennt sie nicht nur Menschen und Tiere (Hunde sowie Katzen), sondern auch Insekten, Autos, Züge und Flugzeuge. Allen Motiven konnte die ZV-E1 im Test problemlos folgen, selbst Actionaufnahmen sind mit der Kamera daher theoretisch kein Problem. Als Fokusmodi stehen folgende Optionen zur Wahl: „Einzelbild-AF“, „Automatischer AF“, „Nachführ-AF“, „Direkt Manuellfokus“ und der manuelle Modus („MF“). Bei den Messfeldmodi kann man sich zwischen „Breit“, „Feld“, „Spot“, „Erweiterter Spot“ und „Tracking Feld“ sowie „Tracking Spot“ entscheiden. Damit bringt die Kamera die allermeisten Optionen der größeren Alpha-Modelle mit.
Anders sieht es beim Verschluss aus. Die Sony ZV-E1 (Technik)
ist lediglich mit einem elektronischen Verschluss ausgestattet, einen mechanischen Schlitzverschluss gibt es nicht. Für Videoaufnahmen – für die die DSLM vorrangig konstruiert wurde – spielt ein mechanischer Verschluss natürlich keine Rolle. Wer mit der Kamera Fotos aufnehmen will, wird den mechanischen Verschluss aber doch in mehreren Situationen vermissen. Zum einen bei bewegten Motiven. Diese können bei schnellen Bewegungen für Verzerrungen sorgen. Bei Kunstlicht sind ebenso Probleme zu erwarten, hier sind Banding-Artefakte möglich. Behelfen kann man sich zwar mit der „Variabler Verschluss“-Option, ein mechanischer Verschluss würde jedoch eine einfachere und bessere Lösung darstellen. Dieser wäre zudem beim Blitzen hilfreich, denn mit 1/30 Sekunde besitzt die ZV-E1 eine extrem lange Blitzsynchronzeit. Für keine kritischen Einschränkungen sorgt der elektronische Verschluss bei den Belichtungszeiten, hier lassen sich 30 Sekunden bis 1/8.000 Sekunde einstellen. Die Belichtungsmessung erfolgt per Multi-, Mitten-, Spot-, Durchschnitts- und Highlight-Messung.Wie alle Modelle der ZV-Serie besitzt auch die E1 keinen Sucher, stattdessen steht ein 3,0 Zoll großes Display zur Verfügung. Dieses kann durch die dreh- sowie schwenkbare Lagerung fast immer optimal eingesehen werden. Das gilt natürlich auch für die Bildkontrolle vor der Kamera. Daher ist man bei Vlogs und Selbstporträts stets im Bilde. Die Auflösung des Panels fällt mit 1,04 Millionen Subpixel durchschnittlich hoch aus, etwas mehr Pixel hätten es gerne sein dürfen. Trotzdem reicht die Pixelzahl für eine ordentliche Darstellung.
Der Videofunktion kommt bei der Sony ZV-E1 (Beispielaufnahmen)
natürlich eine große Bedeutung zu. Als Kamera für Videografen bringt die DSLM eine umfangreiche Ausstattung mit, dazu gehören unter anderem diverse Auflösungen und Bildraten. Standardmäßig lassen sich Videos in 4K (3.840 x 2.160 Pixel) mit 24, 25, 30, 50 und 60 Vollbildern pro Sekunde aufnehmen. Mittels einer kostenlosen Lizenz, die man auf der Sony-Webseite herunterladen kann, sind zudem 100 sowie 120 Vollbilder pro Sekunde möglich. Die Lizenz sorgt aber nicht nur für höhere Bildraten in 4K, das gilt auch für Full-HD. Ohne Lizenz lassen sich alle klassischen Bildraten von 24 bis 120 Vollbildern pro Sekunde einstellen, mit Lizenz sind zusätzlich 200 und 240 Vollbilder pro Sekunde wählbar.Gut zu wissen: Da hohe Bildraten sehr viel Leistung benötigen und sich das Gehäuse dabei entsprechend schnell aufheizt, sind längere Aufnahmen nur begrenzt möglich. Sony gibt für die 4K-Aufnahme mit 60 Vollbildern pro Sekunde 30 Minuten an, unser Test brachte bei 22 Grad Celsius 28 Minuten zutage. Bei 120 Vollbildern pro Sekunde brach die Aufnahme nach 19 Minuten ab. Einerseits ist das bei einem kleinen und leichten Gehäuse zu erwarten, andererseits sind 19 Minuten Aufnahmezeit (wenn auch bei 4K120p) doch schon ein kurzer Zeitraum. Für die Aufnahme längerer Videos eignet sich die DSLM daher nur sehr eingeschränkt.
Wie von einer für Videoaufnahmen optimierten Kamera zu erwarten, bringt die ZV-E1 zahlreiche Aufnahme-Optionen mit. So kann man sich zwischen mehreren unterschiedlichen Bitraten sowie weiteren Aufnahme-Einstellungen (4:2:0 8-Bit oder 4:2:2 10-Bit) entscheiden. Zudem stehen diverse Bildprofile und auch eine CineVlog-Einstellung mit einem Seitenverhältnis von 2,35:1 zur Wahl. Zu den weiteren Funktionen der DSLM gehört die sogenannte Auto-Rahmung. Diese zoomt in das Bild hinein und kann durch KI-Erkennung Motive innerhalb des Bildfeldes verfolgen. Das funktionierte im Test sehr gut, der stärkere Crop macht aber meistens den Einsatz eines Ultraweitwinkelobjektivs notwendig. Da der Sensor beim stärkerem Croppen keine echte 4K-Auflösung mehr bieten kann, hat diese Funktion zudem einen negativen Effekt auf die Bildqualität.
Zu den weiteren Features der Sony ZV-E1 gehören die Proxy-Speicherung, die Focus Breathing Compensation, mehrere Aufnahme-Hilfe wie eine Zebra-Funktion und manuelle Belichtungs-, Fokus- und Ton-Einstellungen. Apropos Ton: Damit die DSLM auch ohne externes Mikrofon einen ordentlichen Sound aufnimmt, kommt ein 3-Kapsel-Mikrofon zum Einsatz. Dieses erlaubt neben der Tonpegelung die Wahl der Richtwirkung („Auto“, „vorne“, „hinten“, „alle Richtungen“). Der Anschluss von externen Modellen ist über den 3,5mm Klinkenanschluss der Kamera sowie den Zubehörschuh (mit zusätzlichen Kontakten) möglich. Für die Tonkontrolle steht ein 3,5mm Klinkenanschluss für Kopfhörer zur Verfügung.
Die Bildqualität der Sony ZV-E1 fällt bei 4K-Auflösung hervorragend und bei Full-HD-Auflösung immer noch sehr gut aus. Der Autofokus hat wie bei Fotos beim Erkennen und Verfolgen von Motiven keinerlei Probleme, die Stabilisierung reduziert Verwacklungen vor allem beim Active-Modus deutlich. Da dieser jedoch nicht nur optisch, sondern obendrein noch digital arbeitet, steht er nicht bei allen Bildraten und Auflösungen zur Verfügung. Wie mittlerweile alle Kameras von Sony bringt natürlich auch die ZV-E1 eine S&Q-Funktion zum Erstellen von Zeitraffer- sowie Zeitlupenvideos mit. Erreicht wird diese über die dritte Schalterposition auf der Oberseite. Damit lassen sich unter anderem bis zu 10-fache-Zeitlupen erstellen.
Thomas
Kniess
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