In der Praxis
kann die Sony Alpha 77V überzeugen, aber wie schneidet das Spitzenmodell der SLT-Serie im Labor ab?Die Bildqualität
der Sony Alpha 77V bewegt sich – wie von Spiegelreflexkameras gewohnt – auf einem hohen Niveau. Der 24 Megapixel auflösende CMOS-Sensor (23,4 x 15,6mm) kann auch sehr feine Details noch auflösen, bei niedrigen ISO-Werten zahlt sich seine hohe Auflösung sichtbar aus. Die Sensor-Empfindlichkeit lässt sich zwischen ISO 50 und ISO 25.600 in Drittelstufen einstellen, wobei ISO 16.000 bei einer einfachen Belichtung die Grenze darstellt. Erst in Kombination mit der Multiframe-Rauschreduzierung, die ein Bild aus mehreren Aufnahmen zusammenrechnet, kann der maximale ISO-Wert eingestellt werden. Bis ISO 400 ist kaum Rauschen sichtbar, Details werden sehr gut wiedergegeben. Ab ISO 1.600 steigt das Bildrauschen deutlich an, bewegt sich aber noch auf einem unproblematischen Niveau. Bei den JPEG-Aufnahmen kann ab ISO 1.600 das stärkere Eingreifen des Rauschfilters wahrgenommen werden, die Bilder werden weichgezeichnet. Über ISO 3.200 fällt die Sony Alpha 77V hinter die Konkurrenz – zum Beispiel in Form der Nikon D7000 (Testbericht) – zurück. Die Aufnahmen zeigen ein deutliches Rauschen, feine Details gehen verloren. Die zwei höchsten Standard-ISO-Werte (ISO 12.800 und ISO 16.000) sollten in der Praxis nur im absoluten Notfall eingesetzt werden – ein Tribut an die sehr hohe Auflösung des Bildsensors.
Die durchschnittliche Farbwiedergabe
ist – mit Ausnahme des Rot-Kanals – sehr gut. Die maximalen Abweichungen sind etwas schlechter, auch hier fällt der Rot-Kanal von den anderen Farben deutlich ab.Bei der Geschwindigkeit
machen der Sony Alpha 77V nur sehr wenige Spiegelreflexkameras etwas vor: Fast zwölf Bilder pro Sekunde (genau genommen 11,9 Bilder pro Sekunde), egal ob bei der Aufnahme von JPEG- oder RAW-Bildern, können überzeugen. Leider kann diese wahrlich rasante Serienbildgeschwindigkeit nur für knapp 14 Bilder in Folge aufrecht erhalten werden. Danach sind nur noch 2,0 (JPEG) bzw. 1,6 (RAW) Bilder pro Sekunde möglich. Für effizientes Arbeiten ist diese Serie oftmals leider zu kurz. Dass die Bildfolge, egal ob bei der Aufnahme von JPEG- und RAW-Bildern, fast gleich lang ist, spricht für eine künstliche Beschränkung der Digitalkamera. Der interne Pufferspeicher müsste bei der Aufnahme von JPEG-Bildern mindestens doppelt so viele Aufnahmen in Serie ermöglichen. Natürlich ist dies ein Jammern auf hohem Niveau, hier könnte sich die Sony Alpha 77V allerdings – zum Beispiel in Form eines Firmware-Updates – noch verbessern. Zum Einschalten benötigt die Sony Alpha 77V (Produktfotos) 1,90 Sekunden, allerdings ist das erste Bild bereits vorher, nämlich schon nach 0,87 Sekunden, im Kasten. Die Fokussierungszeit liegt bei 0,28 SekundenDer Autofokus arbeitet nach der Methode des Phasenvergleichs und ist von anderen Spiegelreflexkameras bekannt. Bei Spiegelreflexkameras kann diese Technik allerdings nicht – zu mindestens nicht ohne Umwege – im Live-View-Betrieb und im Video-Modus eingesetzt werden. Dank SLT-Technologie kann die Sony Alpha 77V (Datenblatt)
dieses Manko aber ausgleichen und bietet zu jeder Zeit einen kontinuierlichen Autofokus. 19 Fokuspunkte, 11 davon als Kreuzsensoren ausgelegt, sorgen für eine schnelle und präzise Fokussierung. In Kombination mit Sonys Ultraschall-Fokusmotor (SSM) können auch schnelle Objekte scharf gestellt werden. Neben dem Einzelbild-AF besitzt die Sony Alpha 77V auch einen Nachführ-AF. Die dritte Option: Der Automatische AF - er entscheidet, ob das Motiv den Einzelbild- oder Nachführ-AF benötigt. Die 19 Fokuspunkte hat Sony auf drei Zonen verteilt. Sie können folgendermaßen ausgewählt werden: Die Einstellung "Breit" überlässt der Digitalkamera die Wahl zwischen allen 19 AF-Punkten. Bei der Einstellung "Feld" kann der Sony Alpha 77V eine der drei AF-Zonen vorgegeben werden. Auch hier entscheidet die Digitalkamera automatisch, welches AF-Feld angewählt wird. Bei der Einstellung "Spot" wird nur auf das mittlere AF-Feld scharfgestellt. Ein ähnliches Ergebnis liefert die Einstellung "Lokal": Diese erlaubt dem Fotografen/der Fotografin selbstständig ein AF-Feld auszuwählen. Als Bonus besitzt die Sony Alpha 77V die sogenannte AF-Mikroeinstellung: Dadurch lässt sich der Fehlfokus eines Festbrennweiten-Objektivs möglicherweise beheben.
Den höherklassigen Anspruch der Sony Alpha 77V (Technik)
unterstreicht auch die Belichtungsmessung: Sie arbeitet mit 1.200 Zonen und kann in den Modi Mehrfeld, Mittenbetont und Spot eingestellt werden. Die kürzeste Belichtungszeit liegt bei einer 1/8.000 Sekunde, maximal sind 30 Sekunden möglichDer Steady Shot genannte optische Bildstabilisator
der Sony Alpha 77V basiert auf der Sensor-Shift-Technologie. Diese gleicht die Verwacklungen des Fotografen/der Fotografin über den beweglich gelagerten Sensor aus. Der Vorteil dieser Technologie: Jedes Objektiv wird stabilisiert. Daher können auch alte Objektive sowie lichtstarke Festbrennweiten, die quasi nie einen optischen Bildstabilisator besitzen, an der Sony Alpha 77V stabilisiert werden. Im Test konnte der Bildstabilisator etwa zwei bis drei Blendenstufen kompensieren.Im Video-Modus kommt nur ein elektronischer Bildstabilisator zum Einsatz. Dabei wird nur ein Teil des Bildsensors ausgelesen, die restlichen Pixel dienen der Korrektur. Durch diese Technik verändert sich leider auch der Bildausschnitt. Im Vergleich zu den sehr guten Stabilisierungs-Ergebnissen der Sony-Kameras in anderen Kameraklassen, fällt die Bildstabilisierung etwas schlechter aus.
Insgesamt kann die Sony Alpha 77V (Praxisbericht)
in sehr vielen Punkten wirklich überzeugen: Sie liegt dank ergonomisch geformtem Griff gut in der Hand und besitzt ein solide verarbeitetes, gegen Staub und Spritzwasser geschütztes, Gehäuse. Die großen Tasten, der Joystick und die zwei Einstellräder sorgen für einen hohen Bedienkomfort. Der elektronische Sucher ist sehr hoch aufgelöst (2,36 Millionen Subpixel) und liefert eine sehr gute Detailwiedergabe. Auch das 3,0 Zoll große dreh- und schwenkbare Display (921.600 Subpixel) weiß zu gefallen. Die Bildqualität fällt bei niedrigen bis mittleren ISO-Werten (bis etwa ISO 800) sehr gut aus: Auch feine Details werden – dank der hohen Sensorauflösung – sehr gut wiedergegeben. Wer noch mehr Details aus seinen Bildern "herauskitzeln" will, verwendet die RAW-Aufnahmen. Diese stellen – besonders bei feinen Bildmotiven – noch mehr Details dar. Die hohe Auflösung des Bildsensors besitzt allerdings auch ihre Schattenseiten: Bei höheren ISO-Werten (ab ISO 1.600) nimmt das Bildrauschen zu, besonders ab ISO 3.200 ist ein deutlicher Anstieg sichtbar. Die JPEG-Bilder werden teilweise stark geglättet, der Rauschfilter greift sichtbar ein. Wer nur statische Objekte fotografiert, kann die Multiframe-Rauschreduzierung (Beispielaufnahmen) für eine bessere Bildqualität bei hohen ISO-Werte nutzen. Sehr gute Werte erreicht die Sony Alpha 77V bei der Geschwindigkeit: Zwölf Bilder pro Sekunde – wohlgemerkt in voller Auflösung und auch im RAW-Format – sind ein Rekord in diesem Preissegment. Leider ist die Serienaufnahme bereits nach 14 Bildern beendet. Präzise arbeitet der Autofokus: Die 19 Fokusfelder, davon 11 Kreuzsensoren, bieten eine gute Bildfeldabdeckung. Abgerundet wird das gute Ergebnis durch eine lange Feature-Liste: Die Sony Alpha 77V besitzt einen Panorama-Modus, kann Full-HD-Videos mit 50 Vollbildern pro Sekunde aufnehmen, 3D-Aufnahmen erstellen und bietet viele Kreativ-Filter und Szenen-Modi. Auch ein GPS-Empfänger ist mit an Bord.Als Kit-Objektiv kam in unseren Test das SAL-1650 F2,8 SSM zum Einsatz. Dieses hinterlässt an der Sony Alpha 77V einen guten bis sehr guten Eindruck. Es ist hochwertig verarbeitet und gegen Staub sowie Feuchtigkeit geschützt. Der Autofokus arbeitet schnell und geräuschlos. Die Bildqualität
ist – bis auf den äußersten Bildrand – selbst bei Offenblende (F2,8) gut. Die durchgehende Lichtstärke des Objektivs kann die High-ISO-Schwäche der Sony Alpha 77V (Bildqualität) etwas ausgleichen. Negativ fällt die extreme Verzeichnung im Weitwinkel auf, hier hilft allerdings die kamerainterne Korrektur der Sony Alpha 77V.Das SAL-50 F1,4 überzeugte im Test nur teilweise: Die Verarbeitungsqualität ist mittelmäßig, der Fokusring nicht optimal zu bedienen. Bei Offenblende (F1,4) ist das Bild sehr weich, chromatische Aberrationen besitzen ein störendes Ausmaß (siehe Beispielaufnahmen)
. Abgeblendet ergibt sich ein deutlich besseres Bild: Ab F2 nehmen die chromatischen Aberrationen (CA) ab, die Bildschärfe nimmt deutlich zu.Die Sony Alpha 77V und das SAL-1650 F2,8 SSM bilden ein überzeugendes "Team". Wer den Kauf der Sony Alpha 77V plant, sollte auf dieses Kit-Objektiv zurückgreifen.
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