Die OM System OM-5 (Produktbilder)
ist die erste Kamera, die sich auch optisch bereits auf den ersten Blick als Modell von OM Digital Solutions zu erkennen gibt. Das liegt am „OM System“-Schriftzug, der den Sucherbuckel ziert. Sogar beim ersten Flaggschiff namens OM-1, das unter der Riege des neuen Unternehmens entwickelt wurde, ist hier noch „Olympus“ zu lesen. Abseits des Schriftzugs fällt das Gehäuse jedoch alles andere als neu aus.Wer die 2019 vorgestellte Olympus OM-DE-M5 Mark III (Testbericht)
kennt, wird sich daran sofort erinnert fühlen. Die Gehäuse sind praktisch identisch, alle Bedienelemente liegen an den gleichen Stellen. Die vermutlich einzige relevante Veränderung am Gehäuse lässt sich optisch nicht erkennen, dabei handelt es sich um die verbesserte Abdichtung. OM Digital Solutions gibt für die OM System OM-5 (Datenblatt) eine Abdichtung nach IP53-Standard an, damit bewegt sich die DSLM auf dem Level des Spitzenmodells OM System OM-1. Das dürfte die OM-5 zu der am besten abgedichteten Systemkamera der Mittelklasse machen. Wer mit seiner Kamera auch an staubigen Orten und bei Regen fotografieren möchte, kann bei der OM-5 also davon ausgehen, dass hier (höchstwahrscheinlich) keine Schäden zu erwarten sind. Dies gilt selbstverständlich natürlich nur, wenn ein passendes Objektiv genutzt wird. Des Weiteren lässt sich die Kamera auch bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes verwenden: Offiziell gibt OM Digital Solutions für die DSLM eine Einsatztemperatur von bis zu minus zehn Grad Celsius an.Beim Gehäusematerial der 12,5 x 8,5 x 5,0cm messenden OM System OM-5 (Technik)
handelt es sich um Kunststoff, Metall wird nur bei den Einstellrädern verwendet. Das finden wir schade, etwas mehr Metall hätte durchaus verwendet werden dürfen. Ein Vorteil des Kunststoffmaterials ist das geringe Gewicht, das Gehäuse wiegt mit 417g nicht besonders viel. Apropos Gewicht: Beim Transport fällt die Kamera mit einem kleinen Zoom oder einer kompakten Festbrennweite kaum auf, selbst mit einer größeren Optik bleibt man in der Regel deutlich unterhalb der Schwelle von einem Kilogramm. Die Stärken des MFT-Systems lassen sich mit der OM-5 daher zweifellos ausspielen. Beim Griff setzt OM Digital Solutions auf eine recht flache, aber trotzdem gut zu greifende Form. In der Hand liegt die Kamera daher sicher.Zu den wichtigsten Bedienelementen gehören bei der OM System OM-5 die drei Einstellräder auf der rechten Kameraschulter. Das vordere und das hintere Rad dienen unter anderem zur Konfiguration der Belichtung, die Belichtungszeit oder die Blende lassen sich damit schnell und komfortabel anpassen. Im vorderen Rad hat OM Digital Solutions zudem den Fotoauslöser integriert. Das mittig gelegene Rad ist, wie die Symbole signalisieren, zum Verändern des Aufnahmeprogramms gedacht. Per mittiger Taste kann es gesperrt werden, das verhindert das ungewollte Drehen. Bei allen drei Rädern setzt OM Digital Solutions auf griffige Ränder, dies verhindert das Abrutschen. Als weniger gelungen stufen wir die Lage der Record-Taste zum Starten und Stoppen von Videos ein. Der Zeigefinger muss fast schon Verrenkungen durchführen, um diese erreichen zu können.
Weitere Eingaben sind bei der Kamera unter anderem über einen Schalter auf der Rückseite sowie die dort liegenden Tasten sowie ein Steuerkreuz möglich. Letzteres erlaubt die schnelle Wahl des Messfeldes, alternativ kann man über die Tasten auch andere Funktionen verändern. Nicht optimal ist aus unserer Sicht der Verzicht auf einen Joystick, dieses sehr sinnvolle Bedienelement findet sich mittlerweile bei vielen modernen Kameras. Noch ein Wort zu den Tasten: Allgemein fallen diese etwas klein aus. Sie liegen jedoch weit genug auseinander, um sie auch „blind“ unterscheiden zu können. Die meisten Bedienelemente der OM System OM-5 (Produktbilder)
lassen sich konfigurieren, die wichtigsten Funktionen verlagert der Nutzer bei Bedarf auf die Tasten seiner Wahl.Das Menü ist wie das Gehäuse vom Vorgängermodell bekannt. Zumindest größtenteils. Die Unterteilung erfolgt mit seitlichen Reitern, diese wiederum sind in weitere Untermenüs aufgesplittet. Das macht das Auffinden der gesuchten Optionen nicht immer einfach. Teilweise kann man sich immerhin mit dem frei zusammenstellbaren „Mein Menü“ der Kamera behelfen. Dass OM Digital Solutions nicht auf das überarbeitete Menü der OM System OM-1 zurückgreift, finden wir trotzdem schade. Dieses stufen wir als deutlich aufgeräumter und moderner ein.
Bei den Fotoprogrammen hat die OM System OM-5 (Bildqualität)
eine lange Liste zu bieten. Dazu gehören eine Vollautomatik für Einsteiger und 28 Szenenmodi. Sie sind in die Kategorien „Personen“, „Nachtlandschaften“, „Bewegung“, „Landschaft“, „Indoor-Aufnahmen“ sowie „Nahaufnahmen“ aufgeteilt. Jede Kategorie umfasst weitere Aufnahmemodi. Dazu kommen noch 31 Filtereffekte wie „Pop Art“, „Körniger Film“ oder „Gemälde“. Manuelle und halbautomatische Belichtungseinstellungen erlauben die PSAM-Modi, einen Bulbmodus (mit Live Bulb-Funktion) gibt es für Langzeitbelichtung. Das „C“-Programm der OM System OM-5 ermöglicht das Abrufen vorher abgespeicherter Einstellungen.Abseits dieser mehr oder weniger klassischen Aufnahmeprogramme hat die DSLM eine Reihe von speziellen Aufnahmefunktionen zu bieten. Dazu gehören unterschiedliche Belichtungsreihen-Modi, die „Hochaufgelöste Aufnahme“ und der „ProCapture“-Modus. Die „Hochaufgelöste Aufnahme“ funktioniert bei der OM-5 sowohl aus der Hand als auch von einem Stativ, als Unterschied sind die abweichenden Auflösungen zu nennen. Aus der Hand sind Bilder mit 25 oder 50 Megapixel möglich, beim Verwenden eines Stativs lassen sich zudem 80 Megapixel auswählen. Kombiniert werden bei dieser Funktion acht Einzelbilder, das Zusammenrechnen erfolgt bereits in der Kamera. Die hochauflösenden Aufnahmen zeigen wesentlich mehr Details als klassische Bilder, die Funktion bietet daher einen echten Mehrwert. Als Nachteile sind der größere Zeitaufwand pro Bild (rund zehn Sekunden beim Stativmodus und etwa 18 Sekunden beim Freihandmodus) sowie bei bewegten Motiven sichtbare Artefakte zu nennen. Darüber hinaus ist man an den elektronischen Verschluss gebunden.
Ganz andere Bedürfnisse erfüllt der „ProCapture“-Modus. Damit lassen sich bis zu 30 Bilder pro Sekunde speichern, bis zu 14 Bilder kann man dabei sogar vor dem Drücken des Auslösers aufnehmen. Das funktioniert, da die Kamera im „ProCapture“-Modus die Bilder bei halbgedrücktem Auslöser stetig in den Pufferspeicher lädt. Wer Aufnahmen von einem kurzen, vorher noch nicht bekannten Moment benötigt, liegt beim „ProCapture“-Modus richtig. Dadurch bleiben einem längere Serienaufnahmen, die die Speicherkarte unnötig füllen, erspart. Ebenso interessant: Wer Langzeitbelichtung ohne Einsatz eines optischen Filters aufnehmen möchte, kann bei zu viel Licht zum LiveND-Filter greifen. Dieser lässt sich in der Kamera aktivieren und simuliert einen ND-Filter mit bis zu vier Blendenstufen. Das reicht bei Sonnenschein zweifellos nicht für echte Langzeitbelichtungen aus, in der Dämmerung oder bei Bewölkung allerdings oftmals. Diese Funktionen dürften vor allem Landschaftsfotografen zu schätzen wissen.
Das Autofokussystem der OM System OM-5 (Geschwindigkeit)
besitzt 121 Phasen-AF-Kreuzsensoren, diese hat OM Digital Solutions in einem 11 x 11 Raster angeordnet. Neben der automatischen Wahl lassen sich auch ein, fünf, neun oder 25 Messfelder bestimmen. Verbesserte Autofokus-Algorithmen sollen die Leistung bei der Gesichts- und Augenerkennung im Vergleich zur E-M5 Mark III erhöht haben, mit dem neuen Sternenhimmel-AF steht ein für Astro-Fotografen spannendes Feature zur Verfügung. Zu den weiteren AF-Optionen gehören ein Tracking-AF, der S-AF+MF-Modus ermöglicht das automatische Fokussieren und anschließend die manuelle Korrektur. Mit einem Peaking und der Displaylupe lässt sich der Fokus beim manuellen Scharfstellen einfach überprüfen.In unserem Praxistest arbeitete das Fokussystem bei statischen Motiven richtig schnell, bei bewegten Motiven in den meisten Fällen treffsicher. Vorausgesetzt, das Motiv bewegte sich nicht allzu schnell und war ausreichend kontrastreich. Bei weniger kontrastreichen Motiven kam es des Öfteren zu Fehlfokussierungen. Der Wechsel der Messfeldoption half in diesem Fall manchmal weiter. Die Leistung lässt sich somit als "ok" beschreiben. Nicht mehr und nicht weniger.
Der mechanische Schlitzverschluss der OM System OM-5 arbeitet bis zu 1/8.000 Sekunde, mit dem elektronischen Verschluss kommt man sogar auf eine 1/32.000 Sekunde. Letzterer arbeitet als weiterer Vorteil vollkommen lautlos, bei Bewegungen und Kunstlicht können sich jedoch Artefakte zeigen. Als Belichtungsmessmethoden stehen die Mittenbetonte Messung, die ESP-Lichtmessung, die Highlight-, Schatten- und Spotmessung zur Wahl. Hier vermisst man also keine Option.
Beim Display und dem elektronischen Sucher setzt OM Digital Solutions auf die Technik der Olympus OM-D E-M5 Mark III. Zumindest sind uns keine Unterschiede bekannt. Beim elektronischen Sucher handelt es sich um ein Modell mit 0,69-facher Vergrößerung (auf Kleinbild umgerechnet), das verbaute Panel löst 2,36 Millionen Subpixel auf. Dies sind Standard-Spezifikationen, die seit langem bei Kameras der Mittelklasse anzutreffen sind.
Angesichts der Tatsache, dass Kameras einige Jahre lang angeboten werden und die Entwicklung stetig voranschreitet, wäre eine etwas höhere Sucherauflösung aus unserer Sicht sinnvoll gewesen. Vom Sucher des Spitzenmodells OM System OM-1 (Testbericht)
ist der Sucher der OM-5 hinsichtlich der Auflösung und der Vergrößerung jedenfalls recht weit entfernt. Als schlecht stufen wir ihn allerdings auch nicht ein, die Bildkontrolle stellt keine Probleme dar. Das Prüfen der Schärfe gelingt bei Suchern mit höherer Auflösung unter anderem aber deutlich besser.Das Display besitzt mit einer Diagonalen von 3,0 Zoll ebenfalls klassische Abmessungen, für die Auflösung von 1,04 Millionen Subpixel gilt das ebenso. Das bedeutet: solider Standard, nicht mehr und nicht weniger. Die dreh- und schwenkbare Lagerung macht die Bildkontrolle fast ohne Einschränkungen möglich, auch die Person vor der Kamera kann sich sehen. Das sorgt für einen hohen Komfort. Weniger fortschrittlich ist dagegen die Touchbedienung: Die OM-5 erlaubt Eingaben nur über spezielle Touch-Tasten und in wenigen Menüs. Andere Kameras unterstützen wesentlich mehr Funktionen.
Was Videoaufnahmen anbelangt, bringt die OM System OM-5 (Beispielaufnahmen)
ein bekanntes Angebot mit. Die maximale Auflösung der DSLM liegt bei 4.096 x 2.160 Pixel, bei dieser Cinema-4K genannten Option lassen sich 24 Vollbilder pro Sekunde aufzeichnen. Wer sich für die klassische 4K-Auflösung mit 3.840 x 2.160 Pixel entscheidet, kann 24, 25 oder 30 Vollbilder pro Sekunde aufnehmen. Darüber hinaus unterstützt die OM-5 Videos mit 1.920 x 1.080 Pixel (Full-HD) und 1.280 x 720 Pixel (HD). Zeitlupen speichert sie in Full-HD mit bis fünffacher Verlangsamung (120 Bilder pro Sekunde zu 24 Bilder pro Sekunde), Zeitraffer mit bis zu zehnfacher Beschleunigung. Die maximale Bitrate der Kamera liegt bei 237Mbit/s (nur Cinema 4K), bei allen anderen Einstellungen bei etwa 100Mbit/s oder darunter. Wer seine Aufnahmen recht umfangreich nachbearbeiten möchte, sollte zum OM-Log 400-Profil greifen.Die Bildqualität der Videos bewegt sich in Full-HD auf einem guten und in 4K-Auflösung auf einem sehr guten Niveau. Der Stabilisator kann Verwacklungen sehr deutlich reduzieren, der Autofokus arbeitete im Test meistens treffsicher. Manuelle Optionen stehen sowohl aufseiten der Belichtung als auch bei der Fokussierung zur Verfügung, mit der Hochkant-Aufnahme richtet sich die Kamera auch an Social-Media-Nutzer. Die OM-5 ist insgesamt betrachtet eine solide Videokamera, echte Highlights finden sich aber keine. 60 Vollbilder pro Sekunde in 4K wären zweifellos schön gewesen.
Thomas
Kniess
Kommentare
Da mir just zu diesem …
Da mir just zu diesem Zeitpunkt meine seit 6 Jahren gerne und sehr intensiv genutzte Panasonic GX80 den Dienst versagte und ich in dieser Kameraklasse nach Ersatz suchte, habe ich den Bericht sehr aufmerksam gelesen. Mir fiel dabei auf, dass die neue OM-5 technisch nahezu vollständig der Olympus E-M1 Mark II entspricht: gleicher Sensor, gleicher Verschluss, gleicher Autofokus, gleicher Sucher, gleiches Display, gleiche Geschwindigkeit, gleiche Video-Fähigkeiten; nur die auch freihand mögliche, hochauflösende Aufnahme und einen minimal weiter verbesserten Bildstabilisator hat sie dem ehemaligen Olympus-Spitzenmodell nach immerhin sieben Jahren voraus. Dafür hat die O-M5 aber statt dem robusten Metallgehäuse nur ein Plastikgehäuse, viel weniger frei konfigurierbare Bedienungselemente und nur einen Kartensteckplatz - bißchen wenig für eine Kamera, die rund 1000 Euro kosten soll.
Ich habe mich deshalb für eine gebrauchte O-M1 Mark II zum halben Preis entschieden - und bin glücklich damit. OM-Systems wird sich da noch ein bißchen mehr anstrengen müssen.