Wie schon für die Z 6 gilt auch für die Z 6II, das Nikon aus unserer Sicht einen sehr guten Kompromiss zwischen Größe und Handling gefunden hat. Das 13,4 x 10,1 x 6,8cm messende Gehäuse fällt deutlich kompakter als bei den meisten DSLR-Modellen aus, bietet aber trotzdem ausreichend Platz für viele Bedienelemente und ist obendrein mit einem passend dimensionierten Griff ausgerüstet. Dieser liegt angenehm in der Hand und sorgt – auch dank großflächiger Gummierungen – selbst bei größeren/schwereren Objektiven für einen guten Griffkomfort. Wer sich mehr Grifffläche wünscht, kann bei der Nikon Z 6II (genauso wie bei der Nikon Z 7II) zum optional erhältlichen Batteriegriff „MB-N11“ greifen. Dieser bietet im Gegensatz zum Griff der Z 6 und Z 7 nicht nur Platz für zwei Akkus, die Kameras lassen sich über zusätzliche Tasten und Einstellräder auch bedienen.
Aber zurück zur Kamera. Das Bedienkonzept ist Besitzern von Z-Kameras natürlich bestens vertraut, umstellen müssen sie sich nicht. Wer zum ersten Mal eine DSLM von Nikon in der Hand hält, sollte nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ebenso keine Probleme haben. Die allermeisten Einstellungen passen Fotografen mit der rechten Hand an, über zwei Einstellräder (eines im Griff und eines auf der Oberseite) sind unter anderem die Blende und die Belichtungszeit schnell veränderbar.
Auf dem Griff hat Nikon neben dem Fotoauslöser, der wie üblich bei den Kameras des japanischen Herstellers vom Ein- und Ausschalter umringt wird, Tasten zum Starten von Videos, zum Einstellen des ISO-Wertes und zur Korrektur der Belichtung platziert. Des Weiteren liegt hier ein Kontrolldispay. Das Programmwählrad ist auf der linken Kameraschulter zu finden, eine Arretierung hilft unerwünschte Programmänderungen zu vermeiden.
Auf der Rückseite dient ein Schalter zum Wechsel zwischen der Foto- und Videoaufnahmen, die AF-On-Taste macht unter anderem das Speichern der Fokusposition möglich. Per Joystick lässt sich das AF-Messfeld ändern. Das Quickmenü der Nikon Z 6II (Datenblatt)
Das Angebot an Fotomodi sieht wie folgt aus: Neben den klassischen PSAM-Programmen verfügt die Nikon Z6 II (Bildqualität)
Das Kameramenü der Nikon Z 6 II gleicht dem Menü der Z 6 sowie den Menüs der anderen aktuelleren Kameras von Nikon. Sieben Reiter sorgen für eine gute Übersicht, der letzte Reiter kann vom Kamerabesitzer („Mein Menü“) frei mit Parametern bestückt werden. Dadurch lassen sich wichtige Optionen schneller aufrufen.
Ein Ausstattungsmerkmal der Nikon Z 6II bleibt optisch zunächst im Verborgenen, dürfte für so manchen Fotografen aber von höchster Bedeutung sein. Damit meinen wir das Angebot an Speicherkartenslots. Während Nikon bei der Z 6 nur einen Slot für CFexpress- oder XQD-Karten verbaut, besitzt die Z 6II zusätzlich einen SD-Slot. Damit behebt Nikon einen größeren Kritikpunkt an den Kameras der ersten Generation: die fehlende Möglichkeit des kamerainternen Backups.
Das Fokussystem der Nikon Z 6II
In unserem Praxistest konnte die Kamera auch bewegten Motiven sehr gut folgen, gegenüber der Z 6 sehen wir zweifellos einen Vorteil. Gleiches gilt für den Augen-AF, der Gesichter schneller erkennt. Die Messfeld-Optionen umfassen ein Nadelspitzen-AF-Feld, ein Einzelfeld, ein „Großes Messfeld (kl)“, ein „Großes Messfeld (gr.)“ und die automatische Messfeldsteuerung. Daneben steht beim AF-C-Betrieb ein dynamisches Messfeld zur Verfügung. Bei Aufnahmen von Personen oder Tieren unterstützt die Kamera den Fotografen mit einem Augen-AF, dieser lässt sich mit dem „Großen Messfeld“ sowie der automatischen Messfeldsteuerung kombinieren. Hat die Kamera mehr als ein Auge erkannt, bestimmt der Nutzer das gewünschte per Joystick oder Steuerkreuz. Apropos Joystick: Er erlaubt in allen Modi mit Messfeldsteuerung das schnelle Verschieben des Messfeldes. Das manuelle Scharfstellen unterstützt die Z 6II natürlich auch, dafür hat Nikon eine Displaylupe und ein Fokuspeaking integriert.
Ebenfalls von der Z 6 übernommen wurde der Verschluss. Der Schlitzverschluss der DSLM ist auf 200.000 Auslösungen ausgelegt, 30 Sekunden bis 1/8.000 Sekunde sind wählbar. Zudem verfügt die DSLM über eine Time- und eine Bulb-Option. Der elektronische Verschluss arbeitet völlig lautlos und bietet die gleichen Verschlusszeiten an. Bei bewegten Motiven und bei Kunstlicht sollten Fotografen jedoch möglicherweise auftretende Artefakte beachten. Die Belichtungsmessung kann mit den Modi „Matrixmessung“, „mittenbetonte Messung“, „Spotmessung“ und „lichterbetonte Messung“ erfolgen.
Keine Neuerungen gibt es vom elektronischen Sucher und dem Display zu berichten. Hier sah Nikon wohl keinen Verbesserungsbedarf. Im 0,8-fach vergrößernden Sucher kommt ein OLED-Panel mit 3,69 Millionen Subpixel zum Einsatz, die Wiedergabe erfolgt mit 60 Bildern pro Sekunde. Angesichts einiger anderer spiegelloser Systemkameras, die bereits höher auflösende und schneller arbeitende Sucherpanels besitzen, finden wir diese Entscheidung etwas schade. Allerdings sei auch gesagt: Der Sucher überzeugt und liefert ein großes sowie angenehm zu betrachtendes Bild. Das Display der Nikon Z 6II lässt in puncto Diagonale (3,2 Zoll) und Auflösung (2,1 Millionen Subpixel) keine Wünsche offen, es weiß mit einer sehr hohen Bildschärfe und großen Blickwinkeln zu gefallen. Eingaben lassen sich über ein präzise funktionierendes Touchscreen vornehmen, dieses steht auch in den Menüs zur Verfügung. Die schwenkbare Lagerung (etwa 45 Grad nach unten und 115 Grad nach oben) macht die Bildkontrolle in vielen Situationen komfortabel möglich, Personen vor der Kamera können sich allerdings nicht sehen.
Mit der Z 6 hat Nikon schon länger eine Kamera im Programm, die explizit auch Videografen ansprechen soll. Bei der Nikon Z 6 II (Beispielaufnahmen)
Die Liste der weiteren Videofeatures fällt stattlich aus. Unter anderem können sich Videografen für die manuelle Belichtung und Fokussierung entscheiden. Über HDMI ist die Ausgabe von Bildmaterial mit N-Log- oder HLG-Profil sowie mit 10-Bit- Datentiefe möglich, intern stellen 8-Bit das Maximum dar. Wer das Beste aus seinen Aufnahmen herausholen möchte, kann des Weiteren im ProRes-RAW-Format filmen. Dieses Update schlägt nach unseren Informationen mit 199 Euro zu Buche, interessant ist es daher natürlich nicht für jeden. Gelegenheitsfilmer machen mit der Z 6 II allerdings auch nichts falsch, wie bereits erwähnt fällt die Qualität der Aufnahmen sehr hoch aus. Sehr gut schlägt sich die Kamera bei Videos zudem dank eines präzise arbeitenden Fokus, die Bildstabilisierung sorgt für recht verwacklungsarme Aufnahmen. Angesichts dieser Daten ist es schade, dass Nikon die maximale Aufnahmedauer auf 30 Minuten begrenzt hat.
Thomas
Kniess
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