Als erste spiegellose Modelle von Nikon sind die Z 7 und Z 6 mit einem Vollformatsensor ausgestattet. Während sich die technischen Daten beider Kameras unterscheiden, weichen die Gehäuse nicht voneinander ab. Dies macht das Wechseln zwischen beiden Modellen besonders einfach.
Eine Magnesiumlegierung sorgt für die nötige Robustheit, auf Abdichtungen muss natürlich nicht verzichtet werden. Die Abmessungen der Z 6 bewegen sich mit 13,4 x 10,1 x 6,8cm deutlich unter dem Niveau von Spiegelreflexkameras der gehobenen Klasse. Im Vergleich zu anderen DSLMs liegen sie etwa im oberen „Mittelfeld“.
Nikon ist unserer Meinung nach dabei ein sehr guter Kompromiss gelungen. Das Gehäuse fällt nicht zu groß aus, bietet aber ausreichend Fläche für Bedienelemente und einen großen Griff. Dieser liegt – auch weil er ergonomisch geformt ist – sehr angenehm in der Hand.
Den Zusatzgriff „MB-N10“ muss man nicht zwingend verwenden, als Zubehör kann er beim Einsatz großer Objektive jedoch Sinn ergeben. Großflächige Gummierungen und eine gut dimensionierte Daumenablage auf der Rückseite erhöhen den Bedienkomfort nochmals. Das Gewicht der Z 6 liegt ohne Objektiv bei nur 667g, selbst bei längeren Fototouren fällt sie daher nicht zur Last.
In puncto Bedienung lässt die Nikon Z 6 keine Fragen offen. Besitzer einer Spiegelreflexkamera von Nikon finden sich sofort zurecht. Selbst wer bislang die Kamera eines anderen Herstellers sein Eigen nannte, steht bei der DSLM vor keinen größeren Fragen. Zur Wahl der Blende besitzt die Z 6 ein Einstellrad im Griff, die Belichtungszeit verändern Fotografen über das zweite Einstellrad. Das Programmwählrad findet sich auf der linken Oberseite der DSLM. Bevor es sich drehen lässt, muss man es per Taste entsichern.
Zu den Fotoprogrammen der DSLM gehören eine Vollautomatik, die PSAM-Modi und drei User-Modi. Letztere gestatten das Abspeichern und Aufrufen benutzerdefinierter Einstellungen. Daneben besitzt die Kamera noch 20 Filtereffekte („Dramatisch“, „Melancholisch“, „Graphit“, ...), die über die Picture-Control-Einstellungen zu erreichen sind.
Abseits der herkömmlichen Aufnahmemodi hat die Nikon Z 6 eine Intervallfunktion und eine Fokusverlagerung zu bieten. Zusammensetzen lassen sich die Aufnahmen dieser Modi allerdings nur per externer Software und nicht in der Kamera selbst.
Sehr positiv sehen wir die Integration eines Joysticks, damit lässt sich das AF-Messfeld flott verschieben. Das im Vergleich zu DSLRs kleinere Gehäuse hat Nikon jedoch auch ein paar Kompromisse abgerungen. So mussten die Tasten etwas kleiner konstruiert werden, teilweise liegen sie zudem eng zusammen. Das wird nicht jedem gefallen, ist angesichts der kleineren Abmessungen der Kamera aber verständlich. Viele – wenn auch etwas kleinere Tasten – bieten schließlich den Vorteil, dass sehr viele Parameter direkt zu verändern sind. Dies gilt zum Beispiel für die Sensorempfindlichkeit und den Auslösemodus. Gut gefällt uns, dass sich mehrere Tasten an die eigenen Wünsche anpassen lassen. Dazu gehören die Fn-Tasten auf der Vorderseite. Leider sind diese unserer Erfahrung nach nur schwer zu erreichen, was jedoch auch von der Handgröße abhängig ist. Weitere wichtige Parameter werden über die i-Taste und das darüber zu erreichende Quickmenü der Kamera verändert. Dieses lässt sich frei mit Funktionen bestücken, zum Beispiel mit dem Bildstil, dem Dateiformat oder dem Bildstabilisator. Weitere Pluspunkte kann die Kamera durch ihr monochromes Kontroll-LCD auf der Oberseite sammeln. Darüber sind die wichtigsten Aufnahme-Informationen (Blende, Belichtungszeit, Sensorempfindlichkeit, ...) ablesbar. Das funktioniert durch die integrierte Beleuchtung bei Tag und Nacht.
Das Kameramenü der Nikon Z 6 ist im klassischen Nikon-Design gehalten, durch sieben Reiter findet man sich schnell zurecht. Der letzte Reiter kann vom Nutzer als sogenanntes „Mein Menü“ frei mit Parametern bestückt werden. Dies erhöht den Bedienkomfort.
Als Fokussystem nutzt Nikon wie bei der Z 6 (Geschwindigkeit)
einen Hybrid-AF, der die Phasendetektion und die Kontrastmessung kombiniert. Während die Z 7 über 493 Phasen-AF-Messfelder verfügt, besitzt die Nikon Z6 lediglich 273. In beiden Fällen decken die Messfelder den Sensor nahezu komplett ab, die Z 7 hat also mehr Felder auf gleicher Fläche zu bieten. In der Praxis können wir keine großartigen Unterschiede feststellen, wenngleich die Z 7 bei bewegten Motiven gefühlt noch einen Tick schneller agiert. Beide Kameramodelle stellen bei statischen wie bewegten Motiven mit hohem Kontrast sehr flott scharf. Sobald die Motive weniger kontrastreich ausfallen oder das Licht abnimmt, neigt der Autofokus jedoch dazu, häufiger zu pumpen. Um dieses Problem zu verringern, bietet sich der Einsatz eines größeren Messfeldes an. Hiermit konnten wir die Fokussierungszeit oftmals verkürzen.
Apropos Messfelder: Die Nikon Z 6 hat neben einem Nadelspitzen-AF-Feld, ein Einzelfeld, ein „Großes Messfeld (kl)“, ein „Großes Messfeld (gr.)“ und die automatische Messfeldsteuerung zu bieten. Daneben steht beim AF-C-Betrieb ein dynamisches Messfeld zur Wahl. Für Porträtaufnahmen gibt es eine Gesichtserkennung, seit der Firmware 2.0 zudem einen Augen-AF. Zur Unterstützung beim manuellen Scharfstellen stehen eine Lupenfunktion und ein Peaking zur Verfügung, Letzteres fällt bei Aufnahmen mit der stärksten Vergrößerung leider etwas zu schwach aus.
Beim mechanischen Verschluss setzt Nikon, wie üblich bei Systemkameras, auf einen Schlitzverschluss. Dieser soll mindestens 200.000 Auslösungen überstehen, als kürzeste Belichtungszeit unterstützt er 1/8.000 Sekunde. Maximal lassen sich 30 Sekunden wählen, wobei der genannte Zeitraum natürlich per Bulb- oder Time-Option verlängerbar ist. Der Verschluss gehört zu den normal lauten Modellen und lässt sich aus kürzerer Entfernung zweifellos wahrnehmen. Wer völlig lautlos fotografieren möchte, wählt den elektronischen Verschluss der Kamera. Diesen aktiviert man über den Menüpunkt „Stille Auslösung“. Beim Einsatz des elektronischen Verschlusses gilt es jedoch zu beachten, dass dieser bei Kunstlicht sowie bei bewegten Motiven für Bildstörungen sorgen kann. Als Belichtungsmessmethoden unterstützt die DSLM die Matrix-, die mittenbetonte sowie die Spot- und lichterbetonte Messung. Hier vermisst man also nichts.
Elektronische Sucher waren für viele Nutzer von Spiegelreflexkameras lange Zeit quasi ein No-Go. Während die elektronischen Modelle mit ihren optischen Pendants früher nicht mithalten konnten, ist diese Zeit aber schon länger vorbei. Spätestens seit der neuesten Generation mit 3,69 Millionen Subpixeln erreichen elektronische Sucher das Schärfeniveau von optischen Suchern und haben dabei jede Menge Vorteile zu bieten. Bei der Nikon Z 6 (Technik)
setzt Nikon auf ein OLED-Panel mit den angesprochenen 3,69 Millionen Subpixeln. Die Darstellung fällt dadurch besonders scharf aus. Dank der 0,8-fachen Vergrößerung erhält man ein riesiges Sucherbild, das für seine Größe auch noch gut zu überblicken ist. Insgesamt hinterlässt der Sucher der Z 6 einen sehr guten bis exzellenten Eindruck. Schade ist allerdings, dass er nur 60 Bilder pro Sekunde und nicht die mittlerweile durchaus üblichen 120 Bilder pro Sekunde anzeigen kann. Dadurch sind Fotografen bei bewegten Motiven ein klein wenig im Nachteil.Das 3,2 Zoll große Display der DSLM gibt Nikon mit der sehr hohen Auflösung von 2,1 Millionen Subpixel an. Diese garantiert eine in jeder Hinsicht scharfe Darstellung. Weitere Pluspunkte sind für die großen Einblickwinkel, den sehr gut arbeitenden sowie in allen Menüs funktionierenden Touchscreen und die schwenkbare Lagerung zu vergeben. Nach oben wurde das LCD der Nikon Z 6 (Datenblatt)
um etwa 115 Grad schwenkbar konstruiert, nach unten um etwa 45 Grad. In den meisten Aufnahmesituationen reicht die schwenkbare Lagerung aus. Videografen wird diese Lösung aber wohl nicht ganz zufriedenstellen.Diese will Nikon mit der Z 6 (Beispielaufnahmen)
trotzdem durchaus ansprechen, was die zahlreichen Videofeatures der spiegellosen Systemkamera zeigen. 4K-Aufnahmen (3.840 x 2.160 Pixel) sind mit 24, 25 und 30 Vollbildern pro Sekunde möglich, Full-HD-Aufnahmen (1.902 x 1.080 Pixel) mit 24, 25, 30, 50, 60, 100 und 120 Vollbildern pro Sekunde.
Fast alle Auflösungen stehen bei beiden Bildfeldern (FX und DX) zur Verfügung, bei 100 und 120 Vollbildern pro Sekunde in Full-HD lässt sich jedoch nur das FX-Bildfeld nutzen. Dass bei 4K-Aufnahmen unabhängig von der Bildrate ein Full-Sensor-Readout erfolgt und keine Cropeffekte zu sehen sind, ist zweifellos ein Bonus.
Die Bildqualität der 4K-Aufnahmen sehen wir auf einem exzellenten Level, die der Full-HD-Aufnahmen auf einem sehr guten. Weitere Pluspunkte kann die Z 6 mit der manuellen oder automatischen Belichtung und Fokussierung, einem treffsicher scharfstellenden Autofokus und der Ausgabe des Material über HDMI mit N-Log-Stil, 10Bit sowie 4:2:2 sammeln. Die Sensorstabilisierung arbeitet bei Videos solide, für noch ruhigere Aufnahmen lässt sich ein Digital-VR zuschalten. Die Tonpegelung wird in 20 Stufen angeboten, zusätzlich zu einem Mikrofoneingang steht auch ein Kopfhörerausgang zur Verfügung. Die Z 6 eignet sich somit sogar für professionelle Videoproduktionen.
Thomas
Kniess
Kommentare
Sehr geehrte Damen und Herren, …
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich kann Ihrem sehr guten Testbericht vollständig zustimmen. Vielen Dank dafür.
Über meine Z 6 und das Kit-Objektiv Z 24-70 f4 S freue ich mich jeden Tag.
Ebenso freue ich mich, dass Sie den Namen zwischen Z und 6 mit Leertaste geschrieben haben. Auch das spricht für Ihre Kompetenz.
Fast immer wird Z6 ohne Leertaste geschrieben.
Noch eine kleine Anmerkung zu den Gewichten
der Z 6 und dem 24-70mm. Betriebsbereit wiegt meine Ausrüstung wie folgt:
Kamera 685 Gramm
Objektiv 523 (mit Streulichtblende).
Jeden Tag besuche ich Ihre Webseite. Schön, dass es sie/Sie gibt.
Herzliche Grüße
Holger Lebrenz