Nikon bietet mit der D850 (Datenblatt)
eine Spiegelreflexkamera an, die neben der D5 als zweites Flaggschiffmodell bezeichnet werden kann. Die D850 folgt auf die D810, diese bleibt als günstigere Alternative jedoch weiterhin im Portfolio. Wie bereits mit der D800 und D810 hat Nikon mit der D850 ein echtes „Arbeitstier“ geschaffen: sehr robust, aber auch groß und schwer. Letzteres ist allerdings nicht nur von Nachteil. Wer die Kamera mit großen Objektiven kombinieren möchte, profitiert durch das große Gehäuse unter anderem von einem besseren Schwerpunkt.Die alles andere als kompakten Abmessungen machen außerdem einen großen und tiefen Handgriff möglich. Dieser liegt sehr komfortabel in der Hand und er kann durch seine Form und die vorhandenen Gummierungen sehr sicher festgehalten werden. Trotz schwerer Objektive (das Standardzoom AF-S Nikkor 24-70mm F2,8E ED VR wiegt bereits 1.064g) lässt sich die Kamera daher auch mit einer Hand problemlos festhalten.
Das Gehäuse wird von Nikon aus einer Magnesium-Legierung gefertigt und fällt sehr robust aus. Abdichtungen verhindern an allen wichtigen Stellen das Eindringen von Staub oder Spritzwasser. Ein ebenso abgedichtetes Objektiv vorausgesetzt, kann der Spiegelreflexkamera beispielsweise ein kurzer Regenschauer nichts anhaben.
Den mehr als ausreichend vorhandenen Platz am großen Gehäuse hat Nikon für zahlreiche Bedienelemente verwendet. Diese sind dabei nicht zu klein geraten, sondern fallen deutlich größer als bei vielen anderen DSLRs aus. Selbst mit Handschuhen lässt sich die Nikon D850 (Produktbilder)
daher komfortabel bedienen. Fast alle für die Aufnahme wichtigen Parameter sind über die Ober- oder Vorderseite zu erreichen. In den Handgriff hat Nikon das Einstellrad für die Blende integriert, der Ein-und-aus-Schalter umringt wie üblich den Fotoauslöser. Die dritte Position (neben „On“ und „Off“) schaltet bei Bedarf die Beleuchtung einiger Tasten und des Kontroll-LCDs auf der Oberseite ein. Im Dunkeln muss der Benutzer daher kaum Abstriche beim Bedienkomfort hinnehmen. Über die rechte Oberseite lassen sich bei der Nikon D850 zudem Videos starten, für die Wahl der Sensorempfindlichkeit und die Korrektur der Belichtung gibt es ebenso Tasten. Auf der rechten Schulter liegt ein Multifunktions-Bedienelement. Nach dem vorherigen Entsichern lässt sich dessen Rand zum Verändern des Aufnahmemodus (Einzelbild, Serienbild L, Serienbild H, leise Aufnahme, ...) drehen. Auf dem Bedienelement befinden sich vier Tasten. Sie erlauben das Konfigurieren des Weißabgleichs, des Bildformats, der Belichtungsmessmethode und des Fotoprogramms.Im Vergleich zur Nikon D850 (Technik)
hat sich also kaum etwas verändert, einzelne Tasten wurden jedoch anders belegt. Hier orientiert sich Nikon an der D5. Das ergibt Sinn, die D850 stellt schließlich eine hochauflösende Ergänzung zu jener dar. Auf der linken Rückseite der Nikon D850 liegen unter anderem Tasten für das Menü oder den Bildstil, im Wiedergabemodus lassen sich Aufnahmen zur Kontrolle beispielsweise vergrößern. Spannender wird es rechts vom Display und Sucher. Wobei dies nicht hinsichtlich neuer Tasten gilt, hier liegen aber weitere wichtige Bedienelemente. Neben einem Einstellrad für die Verschlusszeit sind dies ein Joystick zur AF-Messfeldwahl (von Nikon Sub-Wähler genannt) und ein Multifunktionswähler, der diverse Aufgaben übernimmt. Der Wechsel vom Foto- zum Videomodus gelingt per Schalter, dessen mittige Taste aktiviert den Liveviewbetrieb oder den Videomodus.Fn-Tasten finden sich bei der D850 insgesamt sieben, zudem lässt sich durch das Drücken des Joysticks ein zusätzlicher Parameter verändern. Die i-Taste der DSLR ruft ein Quickmenü auf, hier wird unter anderem eine von vier Fotoaufnahmekonfigurationen gewählt. Diese erlauben das schnelle Anpassen der Kamera in quasi allen Punkten (Autofokus, Belichtung, Bedienelemente, ...) an bestimmte Situationen.
Das Menü der Nikon D850 (Bildqualität)
ist im klassischen Nikon-Design gehalten, beim Bedienen bleiben keine Fragen offen. Es gibt sieben Reiter, per „Mein Menü“ lassen sich die persönlich wichtigsten Einstellungen an einem Ort versammeln. Durch die sehr vielen Optionen der Kamera kann es ansonsten schon etwas länger dauern, bis ein bestimmter Parameter gefunden wurde. Dies gilt allerdings nur für seltener benötigte Optionen. Die wichtigsten Fotoparameter werden bei der Digitalkamera direkt und schnell über Tasten erreicht.
Bei den Fotoprogrammen setzt die DSLR – wie alle an Profis gerichtete Modelle – auf Klasse statt Masse. Nikon hat sämtliche Vollautomatiken und Szenenprogramme weggelassen, stattdessen sind lediglich die PSAM-Modi vorhanden. Also genau die Programme, die anspruchsvolle Fotografen mit Hintergrundwissen erwarten.
Beim Autofokussystem macht Nikon keine halben Sachen und setzt auf das Multi-CAM 20K-Modul der Nikon D5 (Testbericht)
. 153 Messfelder stehen insgesamt zur Verfügung, 99 davon sind Kreuzsensoren. Der Fotograf kann sich jedoch nicht für alle Messfelder manuell entscheiden, es stehen nur 55 davon zur Wahl. Das ist freilich noch immer mehr als genug. Sofern die Offenblende über F5,6 liegt, erfolgt die Fokussierung mit bis zu 15 Messfeldern. Neun davon sind Kreuzsensoren. Das mittige Messfeld arbeitet zwischen -4 und +20 LW, alle anderen Messfelder ab -3 LW. Die DSLR unterstützt die automatische Messfeld-, die Einzelfeld- und die dynamische Messfeldsteuerung (25, 72 oder 153 Messfelder nutzbar), das 3D-Tracking und die Messfeldgruppensteuerung. Bei Letzterer wird ein Messfeld von vier weiteren zur besseren Fokussierung ergänzt. Die Wahl des gewünschten Messfeldes gelingt mit dem rückseitigen Joystick oder Steuerkreuz sehr schnell, im Autofokusmenü der Kamera lassen sich zahlreiche Optionen (Schärfenachführung, 3D-Tracking-Bereich, Anzeige der Messfelder, ...) verändern. Die AF-Feinabstimmung wird natürlich ebenso angeboten, wie unter anderem bei der D500 gibt es dafür eine Automatik.Was bedeuten diese Daten für die Praxis? Die Nikon D850 (Geschwindigkeit)
"nagelt" mit ihrem hervorragenden AF-System das Motiv sprichwörtlich in der Schärfenebene fest – ein Objektiv mit schnellem Fokusmotor vorausgesetzt. Die Messfelder reichen anders als bei der Nikon D500 (Testbericht) zwar nicht bis zum Rand, für eine Spiegelreflexkamera mit Vollformatsensor ist die Abdeckung mit Messfeldern aber sehr gut. Die hohe Dichte macht die Motivverfolgung einfach, dank der zahlreichen Messfeldoptionen kann sich der Fotograf immer für den passenden Modus entscheiden. Beim manuellen Scharfstellen hat die DSLR ein konfigurierbares Fokuspeaking zur Schärfekontrolle zu bieten.Beim Belichtungsmesssensor der Nikon D850 (Datenblatt)
handelt es sich um ein Modell mit 180.000 RGB-Pixel. Die Messung ist als Matrix -, Spot-, mittenbetonte oder lichterbetonte Variante möglich. Die Daten des Belichtungsmesssensors dienen des Weiteren zur präziseren Fokussierung. Der auf 200.000 Auslösungen getestete Verschluss der Nikon D850 erlaubt Belichtungszeiten zwischen 30 Sekunden und 1/8.000 Sekunde, per Bulbmodus sind noch längere Verschlusszeiten realisierbar. Wer völlig lautlos arbeiten möchte, kann dies im Livemodus mit dem elektronischen Verschluss tun.Auch bei der Bildkontrolle geht Nikon in die Vollen. Der Sucher ist so groß wie noch bei keiner anderen Spiegelreflexkamera (0,75-fache Vergrößerung) aus dem eigenen Hause. Es handelt sich um ein Pentaprismenmodell mit 100-prozentiger Bildfeldabdeckung. Der Sucher überzeugt in puncto Größe und Helligkeit und rangiert zweifellos in der Spitzenklasse der optischen Modelle. Ihn komplett zu überblicken, fällt aufgrund seiner Abmessungen allerdings doch schwer.
Schwenkbare Displays hat Nikon mit der 2014 vorgestellten D750 in die Vollformatklasse eingeführt. Bei der D5 wurde darauf leider verzichtet, der Nikon D850 (Technik)
wurde wieder eines spendiert. Diesen Schritt begrüßen wir, denn ein schwenkbares LCD gestaltet die Bildkontrolle in vielen Situationen wesentlich komfortabler. Die massive Aufhängung des Displays fällt sehr robust aus, bei wirklich kritischen Aufnahmebedingungen lässt sich das LCD selbstredend einklappen. Dadurch gibt es unserer Meinung nach keinen Grund, ein feststehendes Display zu verbauen. Der Schwenkmechanismus (ca. 135 Grad nach oben und 80 Grad nach unten) macht die Bildkontrolle unter anderem bei Aufnahmen in Bodennähe deutlich einfacher. Das Display im 4:3-Format löst dank 2,36 Millionen Subpixel selbst feinste Details auf, eine sehr gute Farbwiedergabe und große Einblickwinkel sind weitere Pluspunkte. Eingaben lassen sich per Touch (auch im Menü) direkt über das LCD vornehmen, die Erkennung funktioniert präzise.Mit der D90 hatte Nikon im September 2008 die erste Spiegelreflexkamera mit Videofunktion vorgestellt, zu Beginn 2015 wurde mit der D5 das erste Modell mit 4K-Videofunktion angekündigt. Die Nikon D850 (Beispielaufnahmen)
bleibt zwar auf 4K-Videos mit 30 Vollbildern pro Sekunde beschränkt, zeichnet das Bild aber mit dem kompletten Sensor auf. Das Entstehen eines Cropeffekts wird dadurch verhindert. In 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) sind 24, 25 oder 30 Vollbilder pro Sekunde möglich, in Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) werden 24 bis 60 Vollbilder pro Sekunde angeboten. Des Weiteren lassen sich Zeitlupenaufnahmen mit bis zu vierfacher Verlangsamung, also 120 Vollbildern pro Sekunde, realisieren. Alle Auflösungen und Bildraten sind im FX- sowie im DX-Format wählbar. Bei Letzterem wird nur ein Bereich in der Größe eines DX-Sensors ausgelesen.
Dadurch lässt sich bei Bedarf eine längere Brennweite „simulieren“. Die Bildqualität der 4K-Videos ist exzellent, die der Full-HD-Videos immer noch sehr gut. Das Speichern von hochqualitativen Inhalten stellt daher kein Problem dar. Zu den weiteren Video-Optionen der D850 zählen unter anderem der Film-Dateityp (MP4 oder MOV), ein Digital-VR (lediglich bei Full-HD) und der Bildstil (Picture Control, flaches Bildprofil vorhanden). Die Belichtung kann wie die Fokussierung automatisch oder manuell erfolgen, der Video-AF neigt allerdings des Öfteren zum Nachkorrigieren. Für die Tonaufnahme besitzt die D850 ein integriertes Stereomikrofon, für ein externes Mikrofon gibt es einen 3,5mm-Klinkeneingang. Des Weiteren lässt sich die Tonpegelung in feinen Stufen (20) vornehmen, die Tonkontrolle ist per Kopfhörer möglich.
Thomas
Kniess
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