Leica bietet schon länger spiegellose Systemkameras mit APS-C-Sensoren an, den Anfang machte die Leica T im Jahr 2014. Während diese, wie auch ihre Nachfolgemodelle TL und TL2, doch sehr futuristisch aussieht, hat sich Leica bei der CL (Datenblatt)
wieder auf traditionelle Werte besonnen. Neben einem deutlich klassischeren Design trifft das außerdem auf die Bedienelemente zu. Doch zuerst zum Gehäuse: Es ist Leica-typisch aus den hochwertigsten Materialien gefertigt. Die Deckkappe und der Bodendeckel bestehen aus gefrästem Aluminium, die Vorder- und Rückseite aus einer Magnesiumlegierung.Der Großteil der Seitenflächen wird bei der Leica CL (Produktbilder)
von einem geprägten Lederüberzug bedeckt, der für eine griffigere Oberfläche sorgen soll. In der Hand liegt die Kamera durch die gewählte Gehäuseform angenehm, mangels Griff allerdings etwas unsicher. Für alle, die sich einen zusätzlichen Griff wünschen, bietet Leica ein kompaktes Modell an. An der fehlenden Daumenablage auf der Rückseite kann dieser jedoch nichts ändern, dafür gibt es eine optionale Daumenstütze. Das ohne weiteres Zubehör nicht optimale Handling ist dem klassischen Leica-Design geschuldet. Optisch machen die glatte Vorder- und Rückseite fraglos etwas her.Auf der Oberseite wirkt die Kamera dagegen etwas "unaufgeräumter", von der Deckkappe sind einige Bedienelemente abgesetzt. Das stellt aus Ausstattungssicht natürlich keinen Nachteil dar. Der Sucherbuckel, der Blitzschuh und die Bedienelemente sind zweifellos von Vorteil. Vom Bedienkonzept der T(L)-Modelle, das möglichst viele Eingaben per Touch vorsah, hat sich Leica bei der CL (Technik)
verabschiedet. Auf der Oberseite sind zwar auch beim neuesten Modell der Wetzlarer Kamera- und Optikschmiede zwei Einstellräder vorhanden, auf der Rückseite erfolgen Eingaben jedoch über drei Tasten und ein Steuerkreuz. Nach vielen Bedienelementen hört sich das zwar nicht an, im Alltag kommt man mit diesen aber sehr gut aus.Die beiden Einstellräder erlauben bei der manuellen Belichtung den direkten Zugriff auf die Blende und die Verschlusszeit, in den anderen Modi wird damit unter anderem die Belichtungskorrektur (+/- 3 Stufen) verändert. Dies funktioniert dank großer und griffiger Räder komfortabel. Aus unserer Sicht wäre es allerdings optimaler gewesen, das mittlere Einstellrad noch weiter rechts und das Kontrolldisplay in der Mitte zu platzieren. Dann hätte es sich besser erreichen lassen. Bei der Leica CL (Datenblatt)
muss man den Daumen gefühlt schon recht weit in die Mitte verschieben, um das Wählrad drehen zu können. Die Einstellräder auf der Oberseite sind aber nicht nur drehbar, sie besitzen zudem eine mittlere Taste. Über diese werden das Fotoprogramm und ein Parameter (frei konfigurierbar, unter anderem: ISO, Belichtungsmessung, Weißabgleich) verändert: Mit zwei Bedienelementen sind bei der CL somit schon vier Einstellungen abgedeckt. Das ist clever gelöst. Das monochrome Kontroll- oder Statusdisplay der DSLM mit 128 x 58 Pixel zeigt neben der Blende oder Verschlusszeit das gewählte Fotoprogramm und die Belichtungskorrektur an. Mehr jedoch nicht. Durch eine Hintergrundbeleuchtung lässt es sich auch bei Dunkelheit ablesen.Auf der Rückseite der Kamera hat Leica wie bereits erwähnt drei Tasten und ein Steuerkreuz platziert. Die Fn-Taste ist mit dem Selbstauslöser, der Belichtungsmessung, der Belichtungskorrektur und der ISO-Empfindlichkeit zu belegen, die anderen beiden Tasten rufen den Wiedergabemodus und das Menü auf. Das Steuerkreuz dient zur Navigation in den Menüs und zum Verschieben des AF-Messfeldes. Mit der mittigen Taste werden die Display-Einblendungen geändert. Alle Tasten der Kamera sind angenehm zu drücken, Fehlbedienungen kamen im Test nie vor. Während die Tasten links vom Display allerdings groß ausfallen, ist das Steuerkreuz etwas kleiner. Damit sollten die allermeisten Fotografen trotzdem gut auskommen.
Beim Menü hat sich Leica bei der CL (Bildqualität)
für eine „duale“ Lösung entschieden. Wer die Menü-Taste betätigt, ruft ein Favoritenmenü auf, dem sich verschiedene individuelle Parameter zuweisen lassen. Am Ende des Favoritenmenüs wird das Hauptmenü aufgerufen. Aus unserer Sicht wäre eine dedizierte Taste für das Hauptmenü zwar besser gewesen, die gewählte Lösung überzeugt – wenn man möglichst wenige Tasten verbauen will – aber dennoch. Alle wichtigen Optionen sind über das Favoritenmenü schnell zu erreichen, der Weg ins Hauptmenü ist nicht viel weiter. Das Hauptmenü hat Leica bei der CL optisch ansprechend designt, Einstellungsmöglichkeiten gibt es viele. Alle Punkte wurden in fünf Reitern untergebracht, ein schnelles Durchscrollen wird leider nicht angeboten. In der Praxis hat uns dies jedoch nicht weiter gestört, denn durch die Einstellräder, die frei belegbaren Tasten und das Favoritenmenü sind so gut wie alle Optionen immer gut zu erreichen. Wer die gewählten Einstellungen abspeichern möchte, kann dies unter insgesamt sechs Benutzerprofilen tun. Diese lassen sich frei benennen und sogar exportieren bzw. importieren.Bei den Fotoprogrammen gibt sich die Leica CL ganz modern. Es gibt eine Automatik und die PSAM-Programme. Zudem stehen mehrere Szenenprogramme, darunter ein HDR- und ein Panorama-Modus, zur Verfügung. Durch die Möglichkeit, den „Film Look“, also das JPEG-Bildprofil, anzupassen, sind unter anderem Schwarz-Weiß-Aufnahmen realisierbar.
Die Fokussierung übernimmt bei der Leica CL (Geschwindigkeit)
ein Kontrast-AF-System. Spezielle Phasen-AF-Pixel, die viele Kameras heutzutage besitzen, fehlen. Beim Fokusmodus lässt sich zwischen AF-S, AF-C und MF wählen, zu den Messfeld-Optionen gehören ein Mehrfeld-, ein Spot- und ein Feld-AF sowie die Motivverfolgung und die Gesichtserkennung. Des Weiteren ist der Fokuspunkt auch per Touch zu bestimmen (und löst die Kamera auf Wunsch gleich noch aus). Die Größe des Messfeldes kann der Fotograf leider nicht vorgeben, das Einzelfeld besitzt aber sehr praxistaugliche Abmessungen. Beim kontinuierlichen Scharfstellen macht sich die rein kontrastbasierte Messung durch die üblichen stetigen Fokusveränderungen bemerkbar, nicht allzu schnell bewegte Motive lassen sich trotzdem gut scharfstellen. Für Sport- und Actionaufnahmen ist die Kamera allerdings zu langsam. Derartige Bilder wird jedoch fast niemand mit der Leica CL vorhaben. Beim manuellen Scharfstellen stehen eine Fokuslupe und ein Peaking zur Verfügung.Die Verschlusszeiten der Leica CL (Datenblatt)
sind vom verwendeten Verschlusstyp abhängig. Mit dem mechanischen Verschluss stehen 30 Sekunden bis 1/8.000 Sekunde zur Verfügung, mit dem elektronischen 1 Sekunde bis 1/25.000 Sekunde. Wie für fast alle Kameras gilt: Der elektronische Verschluss erlaubt das lautlose Fotografieren und verhindert Verwacklungen durch den Verschlussvorhang. Bei Kunstlicht können jedoch Artefakte entstehen und bewegte Motive verzerrt abgebildet werden. Als Belichtungsmessmethoden stehen die Mehrfeld-, die mittenbetonte und die Spotmessung zur Wahl. Die Optionen entsprechen somit dem üblichen Durchschnitt.Wie praktisch alle Kameras der gehobenen Klasse ist die Leica CL (Technik)
mit einem elektronischen Sucher und einem Display ausgestattet. Der Sucher befindet sich in der linken oberen Ecke, das zum Einsatz kommende Panel löst 2,36 Millionen Subpixel auf. Dies sorgt für eine scharfe, wenn auch bei genauem Hinsehen nicht ganz pixelfreie Wiedergabe. Der bei der – deutlich teureren – Leica SL verwendete EyeRes-Sucher mit 3,7 Millionen Bildpunkten (Subpixel) ist auf jeden Fall noch einmal eine Klasse besser. Die 0,74-fache Vergrößerung des Suchers weiß sehr zu gefallen, die Bildkontrolle war im Test angenehm möglich. Da der Sucher per Augensensor aktiviert wird, sparen sich die Fotografen das Drücken einer Taste.Das 3,0 Zoll große LCD mit 1,04 Millionen Subpixel liefert bei normalem Betrachtungsabstand eine scharfe Wiedergabe. Große Einblickwinkel erlauben das Betrachten von der Seite, ohne dass es zu Farbverfälschungen kommt. Das muss allerdings so sein, da das LCD fest verbaut wurde. Drehen sowie schwenken lässt es sich somit leider nicht. Der Touchscreen des Displays erkennt Eingaben sehr präzise, der Funktionsumfang hält sich leider in Grenzen. Das Setzen des Fokuspunktes ist allein bei vorher gewähltem Touch-AF-Modus möglich, in den Menüs funktioniert der Touchscreen nur sehr eingeschränkt. Hier hätte Leica noch mehr Funktionen zulassen können.
Videos sind nicht das Metier von Leica, beim Messsucher-Modell M10 verzichtet man darauf sogar komplett. Die Leica CL (Beispielaufnahmen)
unterstützt dagegen – wie die TL2 und SL – Aufnahmen bis in 4K-Auflösung. Bei 3.840 x 2.160 Pixel werden 30 Vollbilder pro Sekunde festgehalten, bei 1.920 x 1.080 Pixel (Full-HD) 30 oder 60 Vollbilder pro Sekunde. Zudem wird die HD-Aufnahme (1.280 x 720 Pixel) angeboten. Die äquivalenten PAL-Bildraten sind leider nicht wählbar. Zu den einstellbaren Video-Optionen gehören bei der CL das Bildprofil, der Mikrofonpegel (vier Stufen sowie aus) und eine Windgeräusche-Reduzierung. Während der Aufnahme kann man auf Wunsch manuell fokussieren oder die Belichtung korrigieren. Etwas verwirrend: Im Menü findet sich der Punkt „Videostabilisierung An“, dieser ist jedoch ausgegraut. Da die CL weder über eine Sensorstabilisierung noch eine elektronische Stabilisierung verfügt, wird sich hier der Bildstabilisator nur ausschalten lassen, wenn ein Objektiv mit eigener Bildstabilisierung zum Einsatz kommt. Die nicht vorhandene kamerainterne Stabilisierung stellt, mangels kompakter TL-Objektive mit Stabilisator, auch das größte Manko der Kamera bei Videos dar. Die Aufnahmen wirken selbst bei kurzen Brennweiten, sofern sie aus der Hand aufgenommen werden, stets leicht wackelig.Abseits davon fällt die Qualität ansprechend aus, Details löst die Kamera in 4K sehr gut bis exzellent auf. Wegen des alleinigen Auslesens der Pixel in der Bildmitte muss allerdings ein sehr starker Crop hingenommen werden. Bei Full-HD-Videos tritt dieser nicht auf, hier werden jedoch teilweise Moiré-Artefakte sichtbar. Der Autofokus arbeitete im Test präzise, ließ sich dafür aber sehr viel Zeit. Sich schnell bewegende Motive kann man daher kaum scharf einfangen. Für ein externes Mikrofon gibt es keinen Anschluss, die Tonqualität des integrierten Stereomikrofons ist akzeptabel.
Thomas
Kniess
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