Die FujiFilm X-T20 (Datenblatt)
ist das Nachfolgemodell der FujiFilm X-T10 (Testbericht) und von dieser optisch praktisch nicht zu unterscheiden – vom Schriftzug auf der Vorderseite einmal abgesehen. Das Kameragehäuse misst wie bei der X-T10 11,9 x 8,3 x 4,1cm und gehört damit zu den kompakteren Modellen. Als Gehäusematerial setzt FujiFilm auf eine Magnesiumlegierung. Für eine Kamera der Mittelklasse ist das nicht unbedingt üblich, die X-T20 vermittelt dadurch einen sehr hochwertigen Eindruck. Große Teile der im Retrodesign gehaltenen spiegellosen Systemkamera hat FujiFilm mit einer Gummierung überzogen. Diese erlaubt es dem Fotografen, die X-T20 besser festzuhalten.Die kompakten Abmessungen der Kamera lassen den kleinen Finger zwar in der Luft hängen, die Hand kann durch den Griff auf der Vorderseite aber sicher zupacken. Auf der Rückseite befindet sich außerdem eine große Ablagefläche für den Daumen. Für große und schwere Objektive stellt die FujiFilm X-T20 sicherlich nicht die erste Wahl dar, zusammen mit einer der zahlreich angebotenen kompakten Festbrennweiten macht die Kamera jedoch eine gute Figur.
Für den Transport sind die kleinen Abmessungen zweifellos von Vorteil, das Gewicht ist es ebenso. Ohne Objektiv bringt die X-T20 lediglich 359g auf die Waage, zusammen mit einer Festbrennweite sind weniger als 500g Gesamtgewicht durchaus möglich. Zum Vergleich: Viele Spiegelreflexkameras wiegen selbst ohne Objektiv mehr als 500g.
Die kompakten Abmessungen haben bei der FujiFilm X-T20 (Produktbilder)
jedoch nicht dazu geführt, dass man mit wenigen Bedienelementen auskommen muss. FujiFilm setzt wie bei seinen höherklassigen Modellen auf viele Tasten und Einstellräder. Das geht allerdings auf Kosten der Abmessungen der Bedienelemente. Platz steht beim Gehäuse der X-T20 wie erwähnt nicht allzu viel zur Verfügung. Insgesamt gesehen lässt sich die Systemkamera aus unserer Sicht gut bedienen, viele Parameter sind direkt über Wählräder anpassbar. Dies gilt unter anderem für die Belichtungszeit, die Belichtungskorrektur oder den Aufnahmemodus (Einzelbild, Serienbild, Belichtungsreihe, …). Sieben Tasten lassen sich bei der X-T20 frei mit Funktionen belegen, Gleiches gilt für das rückseitige Einstellrad. Dieses muss dafür allerdings gedrückt und nicht gedreht werden. Bei den Richtungstasten des Steuerkreuzes kann sich der Fotograf für vier unterschiedliche Parameter entscheiden oder damit das Fokusmessfeld besonders schnell positionieren. Die Bedienung der X-T20 weist somit kaum Unterschiede zum Vorgängermodell auf.Abweichend von der großen Schwester X-T2 verfügt die X-T20 unter anderem über eine Vollautomatik. Diese wird mit dem kleinen Schalter am Verschlusszeitenwählrad aktiviert. Wer stattdessen mit der Programmautomatik fotografieren möchte, muss das eben erwähnte Rad sowie den Blendenring am Objektiv auf die Automatikstellung (= „A“) drehen. Für die Blendenvorwahl (auch Zeitautomatik genannt) bedient man nur den Blendenring am Objektiv, für die Zeitvorwahl (= Blendenautomatik) das Wählrad für die Verschlusszeit. Die manuelle Belichtung ist möglich, wenn beide Parameter von Hand eingestellt werden. Die FujiFilm X-T20 (Technik)
wird also wie die allermeisten Systemkameras der analogen Ära bedient. Anfänger werden sich an diese „Methode“ zuerst gewöhnen müssen, eigentlich kann die Bedienung aber nicht viel logischer sein. Wer die Verschlusszeit und die Belichtung nicht über die Einstellräder auf der Oberseite verändern möchte, verwendet dafür alternativ die Wählräder auf der Vorder- und Rückseite. Des Weiteren erlauben diese zusätzliche Verschlusszeiten bzw. Belichtungskorrekturwerte, die über die Einstellräder auf der Oberseite nicht gewählt werden können. Als spezielle Fotomodi bzw. -effekte hat die X-T20 ein Panoramaprogramm, einen Modus für Mehrfachbelichtungen, verschiedene Filtereffekte („Lochkamera“, „Dynamische Farbtiefe“, …) und die bekannten Filmsimulationen („Classic Chrome“, „Velvia“, …) zu bieten. Für alle Einstellungen, die bei der FujiFilm X-T20 nicht über die Tasten oder Räder zu erreichen sind, gibt es zum schnellen Aufrufen das Quickmenü. Es wird über die Q-Taste aufgerufen und hält 16 unterschiedliche Einstellungen bereit.Beim Hauptmenü der Kamera hat sich FujiFilm für das neue Design entschieden, das unter anderem bei der FujiFilm X-T2 (Testbericht)
verwendet wird. Dieses fällt aus unserer Sicht durch sechs sinnvoll bezeichnete Oberpunkte (Bildqualitäts-, AF-/MF-, Aufnahme-, Blitz-, Video- & Einrichtungs-Einstellung) deutlich aufgeräumter als beispielsweise bei der X-T10 aus. Darüber hinaus steht ein eigenes My-Menu, das mit eigenen Parametern bestückt werden kann, zur Verfügung. Im Hauptmenü findet man sich daher schnell zurecht und muss nicht lange nach der gewünschten Option suchen.Eine größere Überarbeitung hat im Vergleich zum Vorgängermodell X-T10 das Hybrid-Autofokussystem erfahren. Dieses wurde von der X-T2 übernommen. Zum Scharfstellen verwendet die Kamera bis zu 325 Messfelder, 169 davon unterstützen die Phasendetektion. Die X-T20 entscheidet dabei selbstständig, wann die Phasendetektion und wann die Kontrastmessung verwendet wird. Der Fotograf kann diesbezüglich keine eigenen Einstellungen vornehmen. Dafür stehen jedoch diverse andere Optionen zur Verfügung. Diese sind im AF-/MF-Menü der Kamera zu finden. Hier ist unter anderem die Anzahl der wählbaren Fokuspunkte festzulegen. Ein sehr feines Raster steht bei 325 Punkten (13 x 25 zur Verfügung), ein gröberes bei 91 Punkten (7 x 13). Gut zu wissen: Die Punkte mit Phasen-AF-Unterstützung werden zur besseren Unterscheidung etwas größer als die reinen Kontrast-AF-Punkte angezeigt. Die Messfeldwahl lässt sich schnell und einfach über das rückseitige Steuerkreuz vornehmen, dies funktioniert außerdem per Touch.
Neben einem Weit-/Verfolgungs-AF stehen ein Zonen-AF (mit 9, 25 oder 49 Messfeldern) sowie ein Einzelpunkt-AF (fünf Größen) zur Wahl. Zusätzlich hat die FujiFilm X-T20 (Geschwindigkeit)
verschiedene AF-Optionen für den kontinuierlichen AF-Betrieb zu bieten. Diese sind in fünf unterschiedliche "Voreinstellungen" unterteilt, welche das Verfolgen eines Motivs beeinflussen. Zu den weiteren Features der spiegellosen Systemkamera gehören ein Pre-AF (die Kamera stellt hier ohne Drücken des Auslösers scharf), die Gesichts- und Augenerkennung sowie der AF+MF-Modus. Letzterer erlaubt das manuelle Scharfstellen im AF-Betrieb, so lange der Fotograf den Auslöser gedrückt hält. FujiFilm hat die Kamera natürlich auch mit einem „normalen“ manuellen Fokusmodus ausgestattet, hier hilft ein Peaking oder ein digitales Schnittbild beim Scharfstellen.
Die FujiFilm X-T20 besitzt neben einem mechanischen auch einen elektronischen Verschluss. Ersterer arbeitet zwischen 30 Sekunden und 1/4.000 Sekunde, wobei längere Belichtungszeiten mit dem Bulb- und Time-Modus zu realisieren sind. Der elektronische Verschluss bietet sich an, wenn kürzere Verschlusszeiten (bis zu 1/32.000 Sekunde) benötigt werden. Des Weiteren arbeitet die Kamera mit elektronischem Verschluss komplett lautlos. Von Nachteil können jedoch die bei Kunstlicht möglicherweise auftretenden Banding-Artefakte sein. Bei schnellen Motiven kann außerdem der Rolling-Shutter-Effekt zu einem Problem werden. Das sollte vor dem Einsatz des elektronischen Verschlusses bedacht werden.
Wie fast alle Systemkameras oberhalb der Einsteigerklasse wurde auch die FujiFilm X-T20 (Technik)
mit einem elektronischen Sucher ausgestattet. Das OLED-Modell kennt man bereits von der FujiFilm X-T10 (Testbericht). Es kommt ein 2,36 Millionen Subpixel auflösendes Panel zum Einsatz, das Sucherbild wird 0,62-fach vergrößert. Der Sucher zeigt in der Praxis viele Details und bildet kleinere Motive scharf ab. Der Vergrößerungsfaktor von 0,62 sorgt für ein „mittelgroßes“ Sucherbild. Es fällt nicht riesig, aber ausreichend groß aus.Als Display verwendet FujiFilm bei der X-T20 ein 3,0 Zoll messendes LCD mit einer Auflösung von 1,04 Millionen Subpixel. Bilder werden durch das Seitenverhältnis von 3:2 ohne Ränder angezeigt, die hohe Auflösung sorgt für eine gute Detailzeichnung. Durch die schwenkbare Lagerung lässt sich das LCD um 105 Grad nach oben und 45 Grad nach unten kippen. Das macht die Bildkontrolle einfacher und komfortabler, wenn die Kamera unter anderem in Bodennähe oder über Kopf eingesetzt werden soll. Bei Selbstporträts ist die Bildkontrolle dagegen nicht möglich. Durch große Einblickwinkel kann der Fotograf das LCD von der Seite immerhin gut einsehen, Farbverfälschungen sind nicht zu erkennen. Der Touchscreen erkennt Eingaben gut, funktioniert jedoch nicht in den Menüs. Praktisch, aber heutzutage mittlerweile Standard: Durch den Augensensor der Kamera werden das Display bzw. der Sucher automatisch aktiviert. Dies erspart einem das Drücken einer Taste.
Was den Videomodus anbelangt, war FujiFilm bis zur X-T2 recht zurückhaltend. Das erwähnte Modell hat jedoch vieles geändert. Bei der FujiFilm X-T20 (Beispielaufnahmen)
wurden einige Features der X-T2 übernommen. Das gilt unter anderem für die wählbaren Auflösungen und Bildraten. Neben der 4K-Auflösung mit 3.840 x 2.160 Pixel stehen Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) und HD (1.280 x 720 Pixel) zur Wahl. Bei allen Auflösungen stehen 24 bis 30 Vollbilder zur Sekunde zur Verfügung, bei Full-HD und HD sind auch 50 sowie 60 Vollbilder pro Sekunde möglich. Durch das nahezu vollständige Auslesen des Bildwandlers zeigen die Aufnahmen im Gegensatz zu vielen anderen Kameras keinen Cropeffekt. Diese technische Umsetzung erlaubt des Weiteren eine exzellente Bildqualität, die Videos überzeugen mit einem enormen Detailreichtum. Gegenüber der X-T10 fällt die Bildqualität deutlich besser aus. Die Belichtung ist manuell sowie (halb) automatisch möglich, Gleiches gilt für die Fokussierung. Bei Helligkeitsveränderungen kommt es des Öfteren leider zu einem unschönen Flackern. Hier arbeitet die Belichtungsautomatik nicht optimal.
Thomas
Kniess
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