Mit der FujiFilm X-T100 (Datenblatt)
besetzt der Hersteller die Lücke, die es im Portfolio bislang zwischen der FujiFilm X-A5 (Testbericht) und der FujiFilm X-T20 (Testbericht) gab. Das neue Modell der gehobenen Einsteigerklasse setzt sich von der X-A5 unter anderem mit einem elektronischen Sucher ab, das Display lässt sich zudem in mehr Richtungen schwenken. Das Kameragehäuse der DSLM ist im von FujiFilm gewohnten Retrodesign gehalten. Teile des Gehäuses sind aus im Einsteigerbereich nur selten eingesetztem Metall gefertigt, eine Gummierung ahmt auf der Vorderseite eine Lederoptik nach.Auf der Rückseite und an den Seitenflächen nutzt FujiFilm dagegen Kunststoff. Dadurch fühlt sich die Kamera nicht so hochwertig wie beispielsweise die X-T20 an, das Kunststoffmaterial liegt außerdem nicht so angenehm wie eine Gummierung in der Hand. Apropos Handling: Durch die Gummierung fällt die DSLM auf der Vorderseite zwar nicht rutschig aus, einen Griff gibt es standardmäßig aber nicht.
FujiFilm hat jedoch vorgesorgt und legt der Kamera einen anschraubbaren Griff bei. Dieser verbessert den Komfort beim Festhalten und sollte aus unserer Sicht montiert werden. Schade finden wir allerdings, dass FujiFilm beim Griff lediglich auf Kunststoff setzt. Eine Gummierung würde das Griffgefühl nochmals verbessern.
In puncto Bedienkonzept erinnert die FujiFilm X-T100 (Produktbilder)
zum Teil an die X-A5. Auf der Oberseite befinden sich das Programmwählrad, ein Einstellrad zum direkten Anpassen eines Parameters und der mit dem Fotoauslöser kombinierte Ein-/Ausschalter. Während die X-A5 auf der Oberseite aber nur eine Fn-Taste besitzt, verfügt die X-T100 über eine weitere Taste zum Starten bzw. Stoppen von Videos. Beide sind leider sehr klein und nicht optimal zu erreichen. Darunter leidet unserer Meinung nach der Bedienkomfort spürbar. Besser gefällt uns dagegen, dass die X-T100 auf der Rückseite ein weiteres Einstellrad besitzt. Auch im manuellen Belichtungsmodus lassen sich somit sowohl die Belichtungszeit als auch die Blende direkt ansteuern. Das erlauben in der Einsteigerklasse nur wenige Kameras.Als Hauptbedienelement ist bei der FujiFilm X-T100 (Technik)
auf der Rückseite ein Steuerkreuz vorhanden, die Richtungstasten dienen gleichzeitig zum Aufrufen einiger wichtiger Optionen. Und dann wäre da noch das Einstellrad auf der linken Oberseite. Dieses besitzt standardmäßig keine feste Funktion, sondern hat je nach gewähltem Fotomodus eine andere zu bieten. Im SR+-Modus und bei den Motivprogrammen „Landschaft“, „Sport“ und „Nacht“ wird damit der Selbstauslösemodus gewählt. Im Kreativfilterprogramm dient das Rad zur Wahl des Filters und im SP-Programm zur Wahl des Szenenmodus. Beim Programm „Porträt“ stellt man damit dagegen die Hautkorrektur-Stufe ein, und bei den PSAM-Modi sowie dem Programm zur Panorama-Aufnahme wird per Rad der Filmsimulationsfilter bestimmt. Die unterschiedlichen Optionen sind aus unserer Sicht ganz schön verwirrend. Eine feste Funktion würde die Übersicht – gerade für Einsteiger – verbessern. Da der Fotograf das Rad aber auch individuell belegen kann (dies ging bei unserem Modell im Hands-On-Test noch nicht), lässt sich damit in allen Modi beispielsweise die Sensorempfindlichkeit anpassen.Die Fotoprogramme sind bei der FujiFilm X-T100 (Bildqualität)
über ein Einstellrad auf der rechten Oberseite zu erreichen. Die Kamera hat neben einer SR+-Automatik eine Reihe von Szenenprogrammen zu bieten. Diese werden entweder direkt über das Einstellrad oder die SP-Stellung des Wählrades erreicht. Neben einem Landschafts- und Porträtmodus gibt es unter anderem einen Modus für Panoramen. Daneben hat FujiFilm 16 Kreativfilter integriert und erlaubt mittels der Filmsimulationsfilter das Nachahmen analoger Filme („Astia“, „Classic Chrome“, „Velvia“, ...).
Das Menü ist im über lange Zeit bekannten Design von FujiFilm gehalten, die neuen höherklassigen Kameras wurden mittlerweile mit einem neuen Design ausgestattet. Dass die X-T100 darauf verzichten muss, finden wir schade, denn das klassische Design ist unserer Meinung nach deutlich unübersichtlicher als das neue. Als Beispiel kann hier unter anderem das Videomenü genannt werden. Alle Video-Optionen wurden im vierten Untermenü unter lediglich einem Menüpunkt namens „Video Setup“ praktisch versteckt. Das hätte FujiFilm fraglos besser lösen können. Das Quickmenü mit vielen wichtigen Einstellungen gleicht das Manko zum Teil immerhin wieder aus.
Das Autofokussystem der FujiFilm X-T100 (Geschwindigkeit)
arbeitet sowohl mit der Kontrastmessung als auch der Phasendetektion. Letztere steht auf 52 Prozent der Sensorfläche in der Breite und 50 Prozent in der Höhe zur Verfügung. 35 Messfelder liegen im Phasen-AF-Bereich, insgesamt gibt es 91 Messfelder (7-x-13-Raster). Gegenüber der FujiFilm X-A5 soll der Autofokus laut Herstellerangabe schneller arbeiten, in der Praxis konnten wir allerdings keine größeren Unterschiede feststellen. Wir haben die Kamera jedoch auch nur mit dem Kitobjektiv getestet, das sich für die anspruchsvolle Action- und Sportfotografie weniger eignet. Als Fokusmodi werden der Einzelbild-AF (AF-S) und der kontinuierliche Autofokus (AF-C) angeboten, bei den Messfeldern kann man sich zwischen einem Einzelpunkt-, einem Zonen-, einem Weit-/Verfolgungs-AF und der Option „Alle“ entscheiden. Daneben gibt es eine Gesichts- sowie Augenerkennung, und natürlich können Fotografen auch manuell scharfstellen.Während elektronische Sucher zu Beginn der spiegellosen Systemkameras allein bei höherklassigen Modellen anzutreffen waren, sind sie mittlerweile auch in der Einsteigerklasse zu finden. Bei der X-T100 (Technik) hat FujiFilm
ein OLED-Modell mit 2,36 Millionen Subpixel verbaut, das Sucherbild vergrößert 0,62-fach. Damit kann der Sucher mit höherklassigen Modellen nur noch bedingt mithalten, für eine preisgünstige Einsteigerkamera leistet er jedoch sehr gute Dienste. Die Wiedergabe ist scharf, und die Anzeige zum Ablesen ausreichend groß. 60 Bilder pro Sekunde sorgen bei bewegten Motiven für eine gute Darstellung. Da ein Augensensor zur Verfügung steht, entfällt das manuelle Umschalten zwischen Sucher und Display.Bei der Konstruktion der Displayaufhängung geht FujiFilm neue Wege. Das LCD lässt sich nicht nur nach oben und unten schwenken, sondern zudem nach links. Da der Schwenkwinkel mit 180 Grad sehr groß ausfällt, ist auch bei Selbstporträts die Bildkontrolle möglich. Dieses Feature hatte bislang keine andere Systemkamera von FujiFilm zu bieten. Das LCD besitzt mit einer 3,0 Zoll großen Diagonale klassenübliche Abmessungen, die Auflösung fällt mit 1,04 Millionen Subpixel ebenso standardmäßig aus.
Details sind vom Fotografen auf dem LCD gut zu erkennen, durch große Einblickwinkel muss dabei nicht einmal frontal darauf geblickt werden. Die Touchfunktion des Displays kennt man unter anderem von der FujiFilm X-E3 (Testbericht)
, über vier Touch-Fn-Tasten können vier Parameter aufgerufen werden. Des Weiteren erlaubt das LCD das Setzen des Fokuspunktes. Im Hauptmenü ist die Touchoberfläche dagegen ohne Funktion.Kommen wir zur Videofunktion. Hier orientiert sich FujiFilm an der X-A5. 4K-Aufnahmen mit 3.840 x 2.160 Pixel sind also möglich, dies jedoch nur mit einer Bildfrequenz von 15 Vollbildern pro Sekunde. Für Videos ist die genannte Bildrate zu gering, es müssten mindestens 24 Vollbilder pro Sekunde sein. Die 4K-Funktion der FujiFilm X-T100 (Beispielaufnahmen)
eignet sich dadurch lediglich für das Festhalten von Zeitraffern oder für die Serienbildaufnahme. Dazu hat FujiFilm der Kamera eine Funktion zur Extraktion von Einzelbildern spendiert. Wer eine höhere Bildrate als die im herkömmlichen Serienbildmodus wählbaren 6 Fotos pro Sekunde benötigt, kann also die 4K-Funktion der Kamera nutzen. Auf RAW-Dateien muss man dann allerdings verzichten. Abseits der 4K-Funktion speichert die FujiFilm X-T100 Videos in Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) mit 24, 25, 50 und 60 Vollbildern pro Sekunde oder in HD (1.280 x 720 Pixel) mit bis zu 120 Vollbildern pro Sekunde. Letztgenannte Bildrate wird zum Erzeugen von Zeitlupenvideos genutzt, die auf 30 Vollbilder pro Sekunde heruntergerechnet werden.Im Videomodus können Nutzer der X-A5 manuell oder automatisch belichten sowie fokussieren. Für die Tonaufnahme steht neben dem integrierten Stereomikrofon ein 2,5mm-Klinkeneingang zur Verfügung. Der Video-AF der Kamera lässt sich beim Scharfstellen teilweise sehr viel Zeit, bei bewegten Motiven ist er des Öfteren überfordert. Die Bildqualität der 4K-Aufnahmen bewegt sich unter dem Durchschnitt. Die Videos zeigen weniger Details, als man erwarten würde. Zum Teil sind deutliche Moiré-Artefakte sichtbar. Die Full-HD-Aufnahmen fallen für die Einsteigerklasse gerade noch akzeptabel aus, viele Kameras liefern jedoch ein sichtbar hochwertigeres Full-HD-Bild. Gut zu wissen: Beim Zoomen mit dem XC-15-45mm-Objektiv zeigen sich stärker wackelnde Bildecken, die digitale Verzeichnungskorrektur arbeitet also leider nicht optimal.
Thomas
Kniess
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