FujiFilm X-H1 Praxisbericht

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Praxisbericht zur FujiFilm X-H1

Die spiegellosen Systemkameras von FujiFilm sind seit Jahren vor allem bei ambitionierten Fotografen gefragt. Trotz eines robusten Äußeren besitzen die bisherigen Modelle vergleichsweise kompakte Abmessungen, was allerdings nicht jeden Benutzer anspricht. Gerade wer eine große Spiegelreflexkamera gewohnt ist und/oder ein besseres Handling bei schweren Objektiven wünscht, dürfte sich von der neuen FujiFilm X-H1 (Datenblatt) angesprochen fühlen.

Der Hersteller hat die Kamera (14,0 x 9,7 x 8,6cm) deutlich größer als die X-T2 (13,3 x 9,2 x 4,9cm) gebaut, rein optisch wirkt die X-H1 wie die kleine Schwester der GFX 50S. Das liegt unter anderem am Kontroll-LCD auf der Oberseite. Dieses zeigt selbst im ausgeschalteten Zustand den freien Speicherplatz auf der eingesetzten SD-Karte an und lässt sich bei Bedarf beleuchten.

Das Kameragehäuse und der Griff der X-H1 sind größer als bei allen anderen FujiFilm-DSLMs:

Der gummierte Griff der DSLM fällt im Vergleich zur X-T2 wesentlich größer aus, dadurch lässt er sich besser festhalten. Gerade beim Einsatz von schweren Objektiven muss man dies als Vorteil sehen. Das Gewicht der FujiFilm X-H1 (Produktbilder) ist mit 672g für eine Kamera der Semi-Profi-Klasse nicht einmal so hoch, die X-T2 wiegt mit 507g allerdings weniger. Diese Differenzierung im Portfolio sehen wir jedoch positiv. Als Material verwendet FujiFilm bei der DSLM eine Magnesiumlegierung, durch eine um 25 Prozent erhöhte Wandstärke soll das Gehäuse besonders robust ausfallen. Abdichtungen halten Staub und Spritzwasser wie gewohnt vom Inneren fern. Des Weiteren gibt FujiFilm die volle Funktionstüchtigkeit der DSLM bis zu minus zehn Grad Celsius an und die Oberfläche ist dank einer Härte von 8H besonders unempfindlich gegen Kratzer.

Neben vielen Tasten und Einstellrädern besitzt die Digitalkamera auch ein Kontroll-LCD:

Bei der Gestaltung des Gehäuses der X-H1 (Technik) bleibt sich FujiFilm treu. Alle wichtigen Parameter sind – mit Ausnahme der Belichtungskorrektur, deren Rad dem Kontrolldisplay weichen musste – direkt über Wählräder zu erreichen. Die beiden Einstellräder auf der Oberseite der DSLM sind groß und lassen sich per Taste sperren, darunter liegen jeweils zwei weitere Räder. Diese werden mit kleinen Hebeln auf der Vorderseite bedient. Während die oberen Räder gut zu drehen sind, gilt das für die unteren Räder nicht. Hier würden wir uns eine weniger „fummelige“ Lösung wünschen. Besser zu bedienen sind die beiden zusätzlichen Einstellräder, die FujiFilm auf der Vorderseite und der Rückseite in das Gehäuse integriert hat. Beide lassen sich auch drücken und können dadurch für die unterschiedlichsten Aufgaben genutzt werden. Unter anderem können Fotografen damit die Verschlusszeit (bei T-Stellung des Verschlusszeitenwählrades) anpassen oder Bilder im Wiedergabemodus vergrößern. Den Fokusmodus wählen Besitzer der X-H1 auf der Vorderseite per Einstellrad, die Blende wird bei XF-Objektiven über deren eigenen Blendenring eingestellt. Die Bedienung erfolgt also klassisch wie bei allen höherwertigen DSLMs von FujiFilm.

Auf der Rückseite lassen sich Eingaben unter anderem per Joystick vornehmen:

Mit an Bord ist bei der FujiFilm X-H1 (Datenblatt) obendrein der bekannte Joystick. Er dient zur Verlagerung des AF-Messfelds oder wird zum Navigieren im Menü genutzt. Die Tasten der Kamera hat FujiFilm größer als bei seinen anderen Modellen gestaltet, sie lassen sich daher besser drücken. Neben vier Touch-Fn-Tasten ist die X-H1 mit acht Hardware-Fn-Tasten ausgestattet. Was nach dem Drücken des rückseitigen Einstellrades passiert, lässt sich ebenfalls einstellen. Fotografen können die Bedienelemente der Kamera also umfassend an ihre Bedürfnisse anpassen. Das Gleiche gilt auch für die Menüs: So steht nicht nur ein konfigurierbares Quickmenü zur Verfügung, im MY-Menü der Kamera sind wichtige Optionen versammelbar. Das macht die Arbeit einfacher. Der Menüaufbau der DSLM weiß grundsätzlich zu gefallen, durch die Unterteilung in Bildqualitäts-, Fokus-, Aufnahme-, Blitz-, Film- und System-Einstellungen findet man sich gut zurecht. Die vielen Untermenüs und zahlreichen Optionen können die Suche trotzdem in die Länge ziehen.

Das Hauptmenü der FujiFilm X-H1:

Fotoprogramme finden sich bei der FujiFilm X-H1 (Bildqualität) wie gewohnt nicht in Form der PSAM-Modi. Diese werden durch die unterschiedliche Kombination des Blendenrings (am Objektiv) und des Verschlusszeitenwählrads (an der Kamera) eingestellt. Eine Vollautomatik hat die DSLM gar nicht zu bieten, praktisch alle Käufer der Kamera dürften darauf aber gut verzichten können.

Auf Kreativfilter („Miniatureffekt“, „Dynamische Farbtiefe“, „Pop Farbe“, ...) muss man dagegen nicht verzichten und sogar einen Panorama-Modus gibt es. Interessanter dürften für viele Nutzer die Filmsimulationen sein. Neben den bereits bekannten Optionen „Astia“, „Acros“ oder „Classic Chrome“ gibt es nun auch den Filmlook „Eterna“. Dieser soll durch „sanfte Farben und reiche Schattentöne“ für einen Kino-Look sorgen.

Die mittleren größeren Messfelder unterstützen bei der DSLM die Phasendetektion:

Das Autofokussystem der FujiFilm X-H1 hat auf den ersten Blick wenig Neues zu bieten. Die Phasendetektion und die Kontrastmessung werden zum Ermitteln der korrekten Fokussierung kombiniert, es handelt sich daher um einen Hybrid-AF. Die Phasendetektion erfolgt auf 75 Prozent der Sensorfläche in der Höhe und 50 Prozent in der Breite, von den insgesamt 325 Messfeldern der DSLM arbeiten 169 mit der Phasendetektion. Neu ist die Optimierung des AF-Algorithmus. Der Phasen-AF erkennt dadurch nicht nur feine Oberflächenstrukturen besser, er stellt auch bereits ab -1LW scharf. Das ist 1,5 Blendenstufen besser als bei den bislang erhältlichen Kameras von FujiFilm. Dadurch lässt sich mit dem Phasen-AF bis zu einer Offenblende von F11 arbeiten. Das Fujinon XF 100-400mm F4,5-5,6 R LM OIS WR kann daher mit dem zweifachen Telekonverter XF 2x TC WR betrieben werden. Mangels dieser Kombination können wir die Angaben von FujiFilm nicht testen, in der Praxis konnte das AF-System aber in jeder Hinsicht überzeugen. Auch bei wenig kontrastreichen Motiven ergaben sich keine Probleme beim Fokussieren, beim Verändern der Motivdistanz führte die X-H1 den Fokus sehr schnell und problemlos nach.

Zu den Autofokuseinstellungen der Kamera gehören auch benutzerdefinierte AF-C-Optionen:

Zu den Optionen: Im speziellen AF-Menü der DSLM lässt sich nicht nur die Größe des Messfeldes in feinen Stufen verändern, hier kann man sich darüber hinaus für den Einzelpunkt-AF, Zonen-AF, Weit-/Verfolgungs-AF oder die Messfeld-Automatik (alle Messfelder werden genutzt) entscheiden. Augen und Gesichter erkennt die Kamera natürlich ebenso und stellt diese auf Wunsch scharf. Des Weiteren erlaubt FujiFilm die Wahl zwischen sechs AF-C-Profilen. Fünf davon sind mit unterschiedlichen Einstellungen vorgegeben, beim sechsten sind die Verfolgungs-Empfindlichkeit, die Geschwindigkeits-Verfolgungs-Empfindlichkeit und die Zonenbereichsumschaltung veränderbar. Wer möchte, dass die DSLM bei jeder Motivänderung ohne Drücken des Auslösers sofort fokussiert, aktiviert den Pre-AF. Beim AF+MF-Betrieb lässt sich die Fokuseinstellung des AF-Motors von Hand „überschreiben“, beim manuellen Scharfstellen unterstützt einen die Kamera per Vergrößerung, Schnittbild oder Peaking. In puncto Verschlusszeiten bewegt sich die FujiFilm X-H1 auf dem Niveau der bisherigen Flaggschiffe des Herstellers. Beim Einsatz des mechanischen Verschlusses, der mit einem elektronischen ersten Verschlussvorhang kombiniert werden kann, sind 15 Minuten bis 1/8.000 Sekunde wählbar. Mit dem elektronischen lässt sich die Zeit auf 1/32.000 Sekunde verkürzen. Langzeitbelichtungen sind per Bulbmodi möglich, bei der Messmethode stehen die Optionen "Mehrfeld", "Mittenbetont", "Spot" und "Durchschnitt" zur Wahl.

Der elektronische Sucher gehört zu den Modellen mit der höchsten Auflösung am Markt:

Beim Sucher der FujiFilm X-H1 (Technik) handelt es sich um ein neues Modell. Mit seiner 0,75-fachen Vergrößerung erreicht dieser zwar nicht ganz das Niveau der FujiFilm X-T2 (0,77-fach), die Auflösung liegt dafür jedoch deutlich darüber: statt 2,36 Millionen Subpixel sind es 3,69 Millionen Subpixel. Dadurch fällt das Sucherbild knackscharf aus, die Detailwiedergabe lässt keine Wünsche offen. Da der OLED-Sucher zudem eine Bildrate von 100 Bildern pro Sekunde unterstützt, gibt er Motive auch bei schnelleren Bewegungen sehr gut wieder.

Das 3,0 Zoll große Display lässt sich in drei Richtungen schwenken:

Das Display der X-H1 kennen FujiFilm-Nutzer dagegen von der X-T2, durch eine besondere Aufhängung ist es in drei Richtungen schwenkbar: nach oben (90 Grad), nach unten (45 Grad) und nach rechts (60 Grad). Drehen kann man es allerdings nicht. Die Auflösung fällt mit 1,04 Millionen Subpixel bei einer Diagonalen von 3,0 Zoll klassisch aus, Details lassen sich problemlos erkennen. Große Einblickwinkel erlauben das Betrachten von der Seite. Die Touchfunktion des LCDs bietet unter anderem die Wahl des Fokuspunktes, im Menü kann man es allerdings nicht verwenden.

FujiFilm baut die Videofunktion seiner Kameramodelle stetig aus. Während sie bei den ersten DSLMs lediglich ein „Anhängsel“ war, möchte man mit der X-H1 auch professionelle Videoschaffende zufriedenstellen. Dafür wurde der Kamera eine Reihe von Videofeatures spendiert, die über das bisher bei FujiFilm gekannte Maß hinausgehen. Zum einen zeichnet die FujiFilm X-H1 (Beispielaufnahmen) Videos nicht nur in der herkömmlichen 4K-Auflösung mit 3.840 x 2.160 Pixel (24 bis 30 Vollbilder pro Sekunde) auf, sondern zusätzlich im 4K-Kinoformat mit 4.096 x  2.160 Pixel (24 Vollbilder pro Sekunde). Beides funktioniert mit Bitraten zwischen 50 und 200Mbit/s, bei anderen FujiFilm-Modellen stehen allein 100Mbit/s zur Wahl. Neu sind auch die Full-HD-Aufnahme im 17:9-Format (2.048 x 1.080 Pixel) und die Möglichkeit, bis zu 5-fache Zeitlupen zu erzeugen. Das funktioniert bei 1.920 x 1.080 Pixel.

Des Weiteren speichert die X-H1 F-Log-Aufnahmen mit großem Dynamikumfang nun auch direkt auf die SD-Karte. Die Bildqualität der 4K-Videos fällt exzellent aus, bei 4K muss als kleiner Nachteil ein leichter Cropeffekt in Kauf genommen werden. Auch die Full-HD-Videos wissen zu gefallen, die Zeitlupenaufnahmen fallen etwas detailärmer als die herkömmlichen Aufnahmen aus. Für die Tonaufnahme wird standardmäßig ein integriertes Stereomikrofon verwendet, über den 3,5mm-Klinkeneingang der Kamera lässt sich ein externes Mikrofon anschließen. Der Tonpegel ist in feinen dB-Stufen anpassbar, über den VPB-XH1-Griff kann ein Kopfhörerausgang nachgerüstet werden.

Im Videomodus lassen sich umfangreiche Einstellungen vornehmen:

Wie ernst es FujiFilm bei der X-H1 mit der Videofunktion meint, zeigt das bislang nicht gekannte Angebot an Einstellungsmöglichkeiten. Dazu zählen unter anderem Bild- (Schärfe, Farbe, Rauschen, ...) und Timecode-Optionen. Der Video-AF der Kamera arbeitet etwas langsamer als bei der Konkurrenz, erreicht aber eine hohe Treffsicherheit. Schade finden wir den Verzicht auf einen dedizierten Videoauslöser. Dadurch lassen sich Videos nur im Video- und in keinem anderen Modus starten.

Ein Praxisbericht von:

Thomas Kniess

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