Canon bietet mit der EOS RP (Produktbilder)
Für das Gewicht gilt das natürlich auch: Die EOS RP bringt ohne Objektiv nur 480g auf die Waage, die EOS 6D Mark II wiegt fast 300g mehr und bei der EOS 77D sind es 44g mehr. Die kleine und leichte DSLM ist allerdings – anders als man anhand des geringen Gewichts eventuell meinen könnte – nicht schlecht verarbeitet.
Das Metallchassis der Kamera hat Canon zwar "nur" mit Kunststoff ummantelt, die Verarbeitung ist jedoch immer noch gut. Einzig das Klappern des Akkudeckels stört etwas. Abdichtungen bieten einen Schutz gegen Staub und Spritzwasser, das ist für einen Preis von unter 1.500 Euro – für eine Kamera mit Vollformatchip – eine Ansage.
In der Hand liegt die spiegellose Systemkamera durch einen tiefen Handgriff komfortabel, die gummierte Oberfläche und eine ergonomische Form tragen dazu ebenfalls bei. Wer größere und schwerere Objektive nutzt, kann vom Erweiterungsgriff EG-E1 profitieren. Diesen bietet Canon als Zubehör an.
Ein paar Abstriche müssen Fotografen bei der Ausstattung mit Bedienelementen machen. Das kleine Gehäuse kann besonders vielen Bedienelementen verständlicherweise keinen Platz bieten. Im Vergleich zur Canon EOS R fehlt der RP unter anderem die Multifunktions-Touchbar. Das kann, muss man aber nicht schlecht finden. Wir vermissen die Touchbar jedenfalls nicht, bei der EOS R konnte sie uns nicht wirklich überzeugen.
Eine Stärke der Canon EOS RP (Datenblatt)
Das Menü kennt man von anderen DSLMs von Canon, unter anderem steht ein individuell zusammenstellbares "My Menu" zur Verfügung. Dadurch sind oftmals benötigte Parameter schnell zu erreichen.
Das Programmwählrad hat Canon auf der rechten Oberseite platziert, es besitzt elf Positionen. Neben den PSAM-Modi hat die Kamera eine Automatik, den mit der EOS R eingeführten FV-Modus (das Kürzel steht für eine flexible Automatik), einen extra Bulb-Modus und drei Customprogramme zu bieten. Zudem kann man sich für einen von 12 Szenenmodi („Porträt“, „Kinder“, „HDR Gegenlicht“, …) und einen dedizierten Videomodus entscheiden.
Letzterer wird für die Aufnahme von 4K-Videos benötigt, im Fotomodus lassen sich per Knopfdruck nur Aufnahmen mit geringeren Auflösungen starten. Wer seine Fotos nach der Aufnahme bearbeiten möchte, verwendet bei der EOS RP dafür den Kreativ-Assistent. Dieser ermöglicht das Verändern der Helligkeit, des Kontrasts, der Sättigung und des Farbtons. Die herkömmliche RAW-Bearbeitung ist zudem weiterhin möglich.
Zu den weiteren Features der Kamera gehören die HDR-Aufnahme, die Mehrfachbelichtung und die Intervallaufnahme. Ganz neu bei Canon ist das Fokus-Bracketing. Dieses erlaubt dem Fotografen die automatisierte Aufnahme einer Fokusreihe und macht unter anderem Makro-Fotos deutlich einfacher. Einen ausführlichen Test finden Sie in unserem Artikel zur Fokus-Bracketing-Funktion der EOS RP.
Der Autofokus der Canon EOS RP
Eine besondere Bedeutung kommt bei der DSLM dem Touch-AF zu. Dieser lässt sich sowohl beim Verwenden des Displays als auch des Suchers nutzen und erlaubt das Verschieben des Messfeldes mit dem Finger. Alternativ funktioniert dies mit dem Steuerkreuz auf der Rückseite oder den beiden Einstellrädern – sofern die Taste zur Messfeldwahl vorher betätigt wurde. Beim manuellen Scharfstellen lässt sich als Unterstützung zur Fokusvergrößerung oder einem Peaking greifen.
Als Verschlussarten hat die Canon EOS RP zwei Optionen zu bieten: Einmal mechanisch und einmal elektronisch. Während beide Verschlusstypen bei anderen Kameras generell funktionieren, sieht das bei der EOS RP leider anders aus. Der mechanische Verschluss steht in allen Modi zur Verfügung, die elektronische Option lässt sich nur im Modus „Leiser Auslöser“ verwenden. Dabei handelt es sich um eine Programmautomatik, die mit der Einzelbildaufnahme verknüpft ist. Fotografen, die stärker in die Belichtung eingreifen möchten oder Serienaufnahmen speichern wollen, bleiben somit außen vor.
Beim Einsatz des mechanischen Verschlusses gibt es derartige Einschränkungen nicht. Mit 30 Sekunden (länger per Bulb) bis 1/4.000 Sekunde wird ein klassischer Belichtungszeitenbereich angeboten, kürzere Belichtungszeiten als eine 1/4.000 Sekunde bleiben der EOS R vorbehalten. Besitzer der EOS RP sind beim Verwenden von lichtstarken Objektiven also etwas eingeschränkt. Die Belichtungsmessung erfolgt bei der DSLM über 384 Zonen, neben der Mehrfeld- und mittenbetonten Messung werden auch die Selektivmessung und die Spotmessung angeboten. Eine Flickererkennung verhindert unterschiedliche Belichtungen bei Kunstlicht.
Den Sucher und das Display hat Canon bei der EOS RP (Technik)
Der Videomodus der Canon EOS RP
Beide Einschränkungen – die fehlenden 30 Vollbilder pro Sekunde und der nicht vorhandene Dual-Pixel-CMOS-AF – sind besonders bedauerlich, da das weitere Ausstattungspaket für eine Vollformat-Kamera unterhalb von 1.500 Euro durchaus ansprechend ist. Ein Mikrofoneingang und ein Kopfhörerausgang sind genauso wie viele manuelle Optionen vorhanden. Dank dem dreh- sowie schwenkbaren Displays kommen Videografen ebenso voll auf ihre Kosten. Daneben können diese Videos in 4:2:2 über HDMI ausgeben. Als Vorteil gegenüber der EOS R muss der etwas geringere Cropfaktor von 1,6 statt etwa 1,75 genannt werden. Dadurch fällt der Bildwinkel etwas weitwinkeliger aus. Im Gegensatz zu Kameras ohne (oder nur kleinem Crop), ist der Cropfaktor der EOS RP allerdings immer noch in den wenigsten Situationen hilfreich. Ebenso nicht optimal: 4K-Videos lassen sich wie bereits erwähnt lediglich im Videomodus starten, aus dem Fotomodus heraus geht das nicht. Die Videoqualität der 4K-Aufnahmen ist immerhin exzellent, die der Full-HD-Videos noch gut.
Thomas
Kniess
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