Die Canon EOS 6D Mark II (Datenblatt)
ist Canons Einsteigermodell in die Klasse der Kameras mit Vollformatsensoren. Während beim Sensor im Vergleich zu teureren Vollformatkameras kaum Abstriche zu erwarten sind, müssen sie an anderen Stellen hingenommen werden. Dies gilt beispielsweise für das Gehäuse: Statt dem bei der Canon EOS 5D Mark IV (Testbericht) anzutreffenden Magnesium wird bei der 6D Mark II äußerlich Glasfaser-verstärktes (aber trotzdem recht solides) Polykarbonat verwendet. Im Inneren kommt als Basis allerdings eine Aluminiumlegierung zum Einsatz. Abdichtungen verhindern des Weiteren das Eindringen von Staub oder Spritzwasser – diesbezüglich muss man sich also keine Sorgen machen.Von Vorteil im Vergleich zum großen Schwestermodell EOS 5D Mark IV sind die kleineren Abmessungen der Canon EOS 6D Mark II (Technik)
: Die DSLR ist mit 14,4 x 11,1 x 7,5cm ein paar Millimeter kleiner und mit 763g rund 130g leichter. Auf Kosten des Handlings geht das kleinere Gehäuse allerdings nicht: Die EOS 6D Mark II liegt dank eines wohl geformten, großen und gummierten Griffs sehr komfortabel in der Hand.
Eine große und ebenfalls gummierte Ablagefläche für den Daumen und die Hand auf der Rückseite trägt zum sehr guten Eindruck bei. Zur Unterstützung bei Aufnahmen im Hochformat bietet Canon den Griff „BG-E21“ an. Dieser vergrößert die Ablagefläche für die Hand nochmals. In der Praxis sehen wir ihn aber nicht als unbedingt notwendig an. Selbst bei schwereren Objektiven liegt die Kamera gut in der Hand.
Beim Kameragehäuse der EOS 6D Mark II (Produktbilder) setzt Canon
auf viele Bedienelemente – deren Lage kennt man vom Vorgängermodell. Auf der rechten Oberseite liegen die Direktwahltasten vor dem monochromen Kontrolldisplay, auf der Rückseite lassen sich das Quickmenü, der Wiedergabemodus und die Displaylupe per Taste aufrufen. Zudem kann der Benutzer per Schalter zwischen dem Foto- und dem Videomodus wechseln. Die rückseitigen Tasten der Spiegelreflexkamera fallen recht groß aus, die Tasten auf der Oberseite sind dagegen kleiner.Auf der Rückseite stellt das kombinierte Einstellrad und Steuerkreuz das wichtigste Bedienelement dar. Einen Joystick wie bei der 5D Mark IV gibt es nicht. Die äußere Fläche wurde lediglich drehbar konstruiert, die innere lässt sich nur drücken. Damit navigiert der Fotograf im Menü oder ändert im manuellen Modus beispielsweise die Blende. Alle wichtigen Parameter sind bei der EOS 6D Mark II direkt erreichbar, die Set-Taste lässt sich mit einer von zwölf Optionen frei belegen. Weitere Einstellungen erlaubt das Quickmenü. Dank der Touchoberfläche des Displays sind Eingaben ohne großen Aufwand auch per Fingerzeig möglich.
Das Hauptmenü der Spiegelreflexkamera ist im klassischen Canon-Design gehalten. Neben vier Reitern mit Foto-Optionen, Video-Optionen, Systemeinstellungen und Custom-Funktionen gibt es auch ein „MyMenu“. Bei diesem kann der Benutzer die Positionen frei festlegen und somit ein eigenes Menü zusammenstellen.
Die Programmwahl erfolgt bei der Canon EOS 6D Mark II (Bildqualität)
wie üblich per Einstellrad auf der rechten Schulter. Neben einer Voll- und einer Kreativ-Automatik stehen die PSAM-Modi, ein extra Bulbmodus, zwei Customprogramme und zwölf Szenenmodi („Kinder“, „Nachtaufnahme ohne Stativ“, „HDR-Gegenlicht“, ...) zur Wahl. Letztere werden über die SCN-Stellung des Wählrades erreicht. Damit das Fotoprogramm nicht versehentlich geändert wird, wurde das Rad gesichert. Vor dem Drehen und währenddessen muss der Fotograf daher dessen mittige Taste drücken.Ein größerer Schwachpunkt des Vorgängermodells Canon EOS 6D (Testbericht)
ist zweifellos der Autofokus. Mit nur einem Kreuzsensor und zehn Liniensensoren ist man bei der Aufnahme stärker eingeschränkt. Bei der EOS 6D Mark II (Geschwindigkeit) hat Canon den Phasen-AF-Sensor deutlich aufgerüstet: Hier stehen bis zur Offenblende von F5,6 genau 45 Kreuzsensoren zur Verfügung, bei F8 sind noch 27 Messfelder aktiv. Neun davon sind Kreuzsensoren, 18 Liniensensoren. Beim zentralen Messfeld der DSLR handelt es sich um einen besonders leistungsfähigen dualen Kreuzsensor. Wer sich bei diesen technischen Daten unter anderem an die Canon EOS 80D (Testbericht) erinnert fühlt, täuscht sich nicht. Das von -3 bis 18 LW arbeitende Autofokusmodul kam das erste Mal bei der gehobenen APS-C-Kamera von Canon zum Einsatz. Es wird mittlerweile aber auch bei der Canon EOS 800D (Testbericht) oder Canon EOS 77D (Testbericht) verwendet.
Während es hier durch den kleineren Bildsensor einen recht großen Bildbereich abdeckt, liegen die AF-Felder bei der EOS 6D Mark II alle sehr zentral. Motive lassen sich in der Mitte durch eine hohe AF-Felddichte (Messfeldoptionen: automatische Wahl, Große Zone AF, Zonen-AF und Einzelfeld-AF) sehr gut einfangen, außerhalb davon befinden sich jedoch keine Messfelder mehr. Diese Tatsache macht bei einem nicht im Zentrum liegenden Motiv das Verschwenken der Kamera nach dem Fokussieren nötig. Das ist gerade beim Einsatz von lichtstarken Objektiven nicht optimal. In der Praxis lässt sich dies nur durch den Einsatz des Liveview-AF vermeiden. Im Gegensatz zur Canon EOS 6D arbeitet der Liveview-AF der EOS 6D Mark II dank der Dual-Pixel-CMOS-AF-Technologie allerdings sehr flott, besonders mit einem STM-Objektiv wird schnell scharfgestellt. Die Wahl des Fokuspunktes gestaltet sich durch den Touchscreen dabei sehr einfach.
Im Gegensatz zur Canon EOS 5D Mark IV (Testbericht)
besitzt die EOS 6D Mark II kein prominent platziertes AF-Menü, im C.Fn-Menü stehen jedoch diverse Einstellungen zur Verfügung. Dazu zählen unter anderem die AI-Servo-Reaktion und die AF-Feld-Nachführung. Außerdem wird die AF-Feinabstimmung angeboten. Eine reinrassige Sport-Kamera stellt die 6D Mark II sicherlich nicht dar, das Autofokussystem ist bei den meisten bewegten Motiven jedoch keineswegs überfordert. Im Test gab es beim Verfolgen keine Probleme. Das manuelle Scharfstellen macht eine Lupenfunktion einfacher.Die Belichtungszeit wird bei der Canon EOS 6D Mark II (Datenblatt)
wie üblich von einem Schlitzverschluss gesteuert. In halben oder Drittelstufen kann der Fotograf zwischen 30 Sekunden und 1/4.000 Sekunde wählen, mit dem Bulbmodus sind noch längere Verschlusszeiten realisierbar. Für den Einsatz besonders lichtstarker Objektive ist die DSLR durch die Grenze bei 1/4.000 Sekunde nicht prädestiniert, hier hätten wir gerne eine kürzeste Belichtungszeit von 1/8.000 Sekunde gesehen. Diese behält Canon bei seinen Vollformat-DSLRs den höherwertigen Modellen vor. Die Belichtungsmessung übernimmt bei der 6D Mark II ein Messsensor mit 7.560 RGB-Pixel, die Messung erfolgt in 63 Zonen. Wie üblich stehen die Mehrfeld-, die Selektiv-, die mittenbetonte und die Spotmessung zur Wahl. In der Praxis funktionierte die Belichtung gewohnt gut, dies war allerdings auch schon beim Vorgängermodell der Fall.Die Bildkontrolle ist bei der Canon EOS 6D Mark II (Technik)
klassisch über einen optischen Sucher oder ein Display möglich. Beim Sucher handelt es sich um ein Pentaprismenmodell mit 0,71-facher Vergrößerung und 98-prozentiger Bildfeldabdeckung. Der Sucher der DSLR fällt groß und hell aus – dass statt 100 Prozent des Bildfeldes nur 98 Prozent angezeigt werden, muss man aber als nicht ganz optimal bezeichnen. In der Praxis mag das viele Fotografen zwar nicht stören, den ansonsten sehr guten Eindruck trübt diese Tatsache aber ein wenig.Als Display setzt Canon auf einen – zumindest bei APS-C-Kameras – bewährten Klassiker. Das LCD misst 3,0 Zoll in der Diagonalen, löst 1,04 Millionen Subpixel auf und ist dreh- sowie schwenkbar gelagert. Diese Konstruktion gestaltet die Bildkontrolle in praktisch jeder Situation komfortabel. Des Weiteren weiß das Display mit großen Einblickwinkeln und einer sehr guten Touchscreen-Oberfläche zu gefallen.
Videos speichert die Canon EOS 6D Mark II (Beispielaufnahmen)
natürlich auch, als „Videokamera“ hat Canon die DSLR aber nicht vorgesehen. Als höchste Auflösung steht leider nicht die mittlerweile gängige 4K-Auflösung zur Wahl, es wird maximal Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) angeboten. Hier kann sich der Videograf für 60, 50, 30, 25 oder 24 Vollbilder pro Sekunde entscheiden. In HD-Auflösung (1.280 x 720 Pixel) lassen sich 60, 50, 30 oder 25 Vollbilder pro Sekunde einstellen. Benutzer der Digitalkamera können zudem den Autofokus konfigurieren (Messfeld und AI-Servo-Reaktion sowie Geschwindigkeit) und bei Bedarf eine elektronische Stabilisierung (zwei Stufen wählbar) zu schalten. Letztere „kostet“ einen Teil des Bildfeldes, beruhigt Aufnahmen aber sichtbar. Darüber hinaus werden ein Videoschnappschuss, eine HDR-Videofunktion (unter den SCN-Programmen zu finden) und die Zeitrafferaufnahme (Ausgabe in Full-HD oder 4K) angeboten. Zur Tonaufnahme steht ein internes Stereomikrofon zur Verfügung, des Weiteren lässt sich ein externes Modell per 3,5mm Klinkenbuchse anschließen. Die Pegelung erfolgt automatisch oder manuell in feinen Stufen. Zur Tonkontrolle gibt es eine Pegelanzeige, auf einen Kopfhörerausgang wurde verzichtet. Dagegen optimal: Die Belichtung und die Fokussierung sind manuell ohne Einschränkungen möglich.
Die Bildqualität der Full-HD-Videos fällt für ein Modell mit Full-HD-Auflösung gut bis sehr gut aus, Moiré-Artefakte werden aber teilweise sichtbar. Im Vergleich mit 4K-Videos sind die Aufnahmen natürlich deutlich detailärmer. Dies ist besonders schade, da der Dual-Pixel-CMOS-AF bei Videos für eine schnelle und ausgesprochen treffsichere Fokussierung sorgt. Genau das zeichnet eine gute Videokamera für Amateure unter anderem aus.
Thomas
Kniess
Kommentare
Ein Dynamikumfang, welcher deutlich schlechter …
Ein Dynamikumfang, welcher deutlich schlechter ist als bei einer APS-C Kamera (laut DxO, sogar die Canon 80D ist in diesem Punkt besser) verdient keine 5 Sterne in der Bildqualität. Eine A7RII hat 2 Blenden mehr an Dynamik! Man sollte das zu mindestens als negativen Punkt aufführen.
Wem die 1/4000 Sekunden bei …
Wem die 1/4000 Sekunden bei lichtstarken Objektiven zu lang sind, der greife zu einem Graufilter. Das ist somit kein Problem.