Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus
Zu Weihnachten ist ein regelrechter Hype auf Fotobücher ausgebrochen. Dabei wird dermaßen viel in jenen Büchern über Kameras recycelt, dass sich fast nur noch die Namen der Autoren und Verlage ändern. Jeder Verlag will dabei sein schnelles Geld machen. Das fiel mir deutlich auf, als ich im Sommer hier bei dkamera über Fotobücher schrieb und froh gewesen wäre auch nur eines als empfehlenswert benennen zu können. Jetzt ist mir ein gelungenes, kleines Fotobuch von einer eher unerwarteten Verkaufsschiene in die Hände gefallen: im Zeitschriftenhandel.
Es handelt sich um etwas ganz seltenes in der zeitgenössischen Fotografie, um ein Kompendium. Noch dazu ein kleines und lesenswertes. Seit dem berühmtem „Kompendium der Photographie“ von Edwin Mutter aus den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts in drei Bänden hat es kein Kompendium mehr gegeben. Und schon gar keines, dass in handlicher Form für die Jackentasche geeignet gewesen wäre.
Was ist ein Kompendium? In Buchform meint es einen kleinen Abriss zu einem Thema in übersichtlicher Form, also um ein Handbuch. Tatsächlich ist es das, was ich entdeckte, verpackt in einem mit Folie beschichteten, flexiblen Einband. Und preiswert ist es angesichts des Inhaltes allemal. Ich zahlte 16,95 Euro. Es stand direkt bei den Fotozeitschriften. Sollte es dort nicht zu finden sein: der Buchhandel wird es bestimmt anbieten können.
Was war das besondere, dass ich darauf aufmerksam wurde? Ich nahm es einfach nur so zur Hand, blätterte herum und las an einigen Stellen, was so geboten wurde und dass in einem kleinen und nicht dicken Buch. Noch ein weiterer, alberner Rundumschlag durch die Photographie, dachte ich mir. Ich erwartete nichts, als ich die Zeilen üblicher Häufung von bekannten Inhalten durchblätterte. Das hat auf Einsteiger und Anfänger eine besonders fatale Wirkung. Denn wie soll man ohne Hintergrundwissen diese Dinge auseinander halten? So wird die Leserschaft alles gleich wichtig nehmen müssen und eher verwirrt, statt durch ein Thema geleitet zu sein.
Ich blätterte also herum und fand zunehmend interessiert keineswegs irgendwo Fehler oder Unsinn. Jeder Textteil hatte ein ähnliches, verständliches und kompaktes Niveau zu bieten. Besonders erfreulich, trotz der kleinen Bilder, sind die Fotos auf den ersten Blick anschaulich erklärt. Das alles setzte mich in Verwunderung. Irgendwo muss es doch den üblichen Unsinn geben, zum Beispiel, welche Geräte eines bestimmten Herstellers man kaufen müsse, oder denn ebenso üblichen Unsinn, alle Bildbeispiele könnten nur mit einer bestimmten Bildbearbeitung gut werden. Von wegen. Ich war bei aller Skepsis hin und her gerissen. Das schien schon beim Durchblättern ein echtes Kompendium zu sein. Hielt es meiner genauen Anschauung stand? Also nahm ich es mit nach Hause. (Selbstverständlich bezahlte ich vorher.)
Was genau ist denn nun drin? Das interessierte mich als erstes. Nach der Einleitung berichtet das erste Kapitel über das Leben berühmter Fotografen und Fotografinnen und zeigt einige ihrer bekannten Bilder. Alles ist zumeist auf Doppelseiten zu lesen. Dem folgt eine kurze Zusammenfassung der Geschichte der Fotografie. Das geschieht keineswegs, wie man es erwarten würde, in üblicher, staubtrockener Schreibe sondern gut leserlich aufbereitet.
Und dann geht es los: die „Ausrüstung“. Völlig frei von Kaufempfehlungen und Markennamen werden die Geräte und ihre Funktionen dargestellt. Es folgt ein Kapitel über die „Digitale Bildbearbeitung“, worin die Einsteiger nicht mit Fachbegriffen tot geworfen werden und sich einen schönen Überblick verschaffen können, was man so alles mit einem Foto machen kann und welches die Voraussetzungen sind, um Bilder zu verändern. Fast durchgehend versucht das Kompendium auch hier auf Doppelseiten ein Thema abzuschließen. Beispielsweise gibt es eine Doppelseite mit Text und Bildbeispielen über „Anpassung der Schärfe“. Dabei geht es um die Scharfzeichungseffekte und die richtigen Einstellungen einer Bildbearbeitung bei USM (Unscharf Maskieren). Über „Filtereffekte“ wird ebenso verständlich informiert und anschaulich bebildert, wie auch bei den „Ebenen und Füllmethoden“. Wer sich darin nun gar nicht auskennt, kann schon bald mitreden, oder zumindest selbst entscheiden, ob man solches braucht oder nicht. Die „Grundkenntnisse“ informieren über so etwas wie Blende und Verschluss, Brennweite und Zoom, Farben und Schwarzweiß und natürlich über die Tönung von Bildern. Im Kapitel „Erfolgreich fotografieren“ werden Tipps in vielen Bildbeispielen gegeben, worauf es ankommt, damit ein Foto besser ist. Davon versteht der Autor Tom Ang wirklich etwas, was alle seine Fotos durchaus beweisen können.
Schließlich bekommt man auch noch Tipps, um Fotos in der Öffentlichkeit besser zu präsentiert.
Trotz der 344 Seiten ist es ein relativ dünnes Handbuch geblieben, das man wegen des schmalen Hochformates gut mitnehmen kann (13,5 x 22cm, 2cm dick). Lesen und Ansehen muss man „Fotografie“ nicht von vorne nach hinten. Irgendwo blättert man dies Kompendium auf und kann beginnen zu lesen. Die Bilder sind dem Format des Buches entsprechen nicht groß, jedoch ganz offensichtlich entsprechend des Umfangs korrekt ausgewählt. Alles in Allem bleibt das Buch immer informativ und zugleich schön gestaltet. Hier haben Autor, Grafik und Verlag gut zusammen gearbeitet. Das ist mittlerweile selbst bei Fotobüchern keineswegs mehr selbstverständlich.
Wie es sich für ein Kompendium gehört, sind Glossar, Register und auch noch ein Adressverzeichnis enthalten.
Um meinen Eindruck zusammen zu fassen: wer das Buch von Tom Ang mit dem Titel „Fotografie“ besitzt, kann auf ein zeitgemäßes, hoch informatives Handbuch zurückgreifen. Es bietet selbst der erfahrenen Fotografin bzw. Fotografen einen Überblick über die Photographie unserer Zeit. Kein Einsteiger sollte auf dieses hervorragend bebilderte Kompendium verzichten. Und dann ist da auch noch der attraktive Preis.
Alle Details zum Buch „Fotografie“ von Tom Ang:
Die Abbildung kann durch Anklicken vergrößert werden.
Autor: „Tom Ang“
Titel: „Fotografie – Geschichte-Ausrüstung-Fotografen-Technik“
Verlag: „dk“ (Dorling und Kindersley)
Umfang: 344 Seiten, 500 Farbfotografien
Buch: Flexi-Einband mit Klappen
ISBN 978-3-8310-0952-7
Preis: 16,90 UVP
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