Megaformate

Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus

Gastbeitrag
Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus

Große Papierformate haben etwas beeindruckendes. Besonders wenn Bildformate in Metergröße zu sehen sind. Nicht nur, dass man die optische Leistung selbst kleinerer Digitalkameras bewundern kann, deren Objektive und Bildsensoren mittlerweile selbst kleinste Details im Bild wiedergeben können, sondern auch, wie gut die Ausdrucke am heimischen Drucker gelingen. Wer zuhause einen eigenen Drucker bis DIN A4 hat, eventuell die beiliegende Software zur Kamera nutzt oder eine eigenständige Bildbearbeitung, kann leicht Posterformate ausdrucken, die kaum noch eine Grenze kennen. Zusammen gesetzte Bildteile sind die Lösung. Fast überall wird schon mit der Software auf Knopfdruck die Möglichkeit zum Ausdruck von Riesenformaten geboten.

Bei Papier ist das eine handwerklich schwierige Arbeit, denn eine millimetergenaue Arbeit muss es schon sein. Und wer es ausprobiert, einen Ausdruck aus zum Beispiel 9 Bildern zu einem einzigen Bild zusammen zu setzen, wird leider feststellen, dass so mancher Anbieter gar nicht die passgenauen Papierformate liefert. Abweichungen in den Größen sind, solange das Papier aus einer Packung oder Produktmarge kommt, kein Problem, weil das dann nicht mehr auffällt. Dagegen finden sich auch schief geschnittene Formate. Dabei reicht schon ein winkelschiefes Format im Bereich von einem Millimeter, um zwischen den Ausdrucken Spalten sichtbar zu machen.

Allerdings, so mancher Leser oder Leserin wird nun gar nicht begeistert sein von dieser Idee, denn Ihnen wird spontan bewusst werden, dass die Stoßkanten einen unschönen Effekt erzeugen können, unabhängig von der Maßhaltigkeit eines Papiers. Doch was ist eine Stoßkante? Es ist einerseits ein sprunghafter Übergang von einer Papieroberfläche zur nächsten und andererseits das nicht exakte Zusammenfügen bis auf den Druckpunkt genau. Und überhaupt, wie ist das mit den Druckformaten und der Leistung einer Kamera? Wie groß darf ein Megaformat denn tatsächlich sein?

Sehen wir uns das Problem genauer an. Die zusammengefügten Oberflächen können reflektieren. Da viele Formate in DIN A4 nur als „glossy“, also hochglänzend angeboten werden, sind in den Lichtreflexen die Stoßkanten dann unübersehbar. Halbmatte (semi-gloss) oder besonders die matten Oberflächen sind viel besser geeignet. Da diese aber zumeist auch nur als deutlich teurere Qualitätspapiere erhältlich sind, der Bogen schnell über einen Euro kostet, kann man die Lust am Experimentieren schon mal verlieren, sobald man ans eigene Portemonnaie denkt. Glücklicherweise kann mag sich mit hochglänzendem Papier behelfen, das nachträglich mit „Mattfirnis“ der Firma „Schmincke“ übersprüht wird. Dabei werden die passgenauen Stoßkanten fast unsichtbar, weil die Reflexe auf den Fotopapieren verschwinden. Allerdings nur fast, doch darüber später mehr.

Die nicht exakt geschnittenen Formate umgeht man, indem selbst Hand angelegt wird. Die Teilbilder werden etwas kleiner ausgedruckt und dann ganz genau an der Druckkante entlang mit einer besseren Schneidemaschine beschnitten. Eine Hebelmaschine aus Metall ist dabei die beste Wahl, weil eine saubere Schnittkante unabdingbar ist. Eine Rollenmaschine ist für leichtgewichtige Papiere von 170 oder 180 Gramm Papiergewicht aber auch geeignet, sofern der Anschlag aus Metall ist, damit sich beim Druck auf die Schneidrolle nicht das ganze Gerät verbiegt und dabei letztlich jede Maßhaltigkeit verloren geht, trotz eines sauberen Schnittes.

Und dann ist da noch die maximale Größe eines Ausdruckes. Wie groß ein solcher Ausdruck sein kann hängt zum einen von der Entfernung ab, mit der ein Foto üblicherweise betrachtet wird, aber auch von der Qualität des Ursprungsbildes, wenn man die Schärfe über das gesamte Format, also von Bildecke zu Bildecke sieht. Gerade die kompakten Digitalkameras zeigen hierbei Schwächen, aber auch so manches Objektiv für eine Spiegelreflex ist nicht gut justiert und bietet nicht nur eine deutlich abnehmende Schärfe zu einer bestimmten Bildecke – besonders die Megazooms sind anfällig. Ein allgemeiner Schärfeverlust, der gleichmäßig über das gesamte Bild reicht, ist weniger ein Problem, weil gerade bei überdimensionalen Papierformaten dies nicht so auffällt! Für einige Leser und Leserinnen ist dies sicherlich eine Überraschung. Man sollte bedenken, dass ungleichmäßige Bildeindrücke, ob ungleichmäßige Schärfeverluste in den Bildecken oder ungleichmäßig sichtbare Helligkeitsverluste (der physikalisch bedingte Randabfall des Lichtes), als technischer Mangel eines Objektives wahrgenommen werden, während eine allmähliche, aber gleichmäßig abnehmende Schärfe zum Bildrand hin weniger störend wirkt, weil die bildwichtigen Motivteile eher mittig platziert werden.

Doch wie viele Megapixel braucht eine Kamera, um bei einem großformatigen Ausdruck eine pixelfreie Abbildung zu bieten? Das hängt vom Betrachtungsabstand ab. Da das Auge nur bis zu einer Bogensekunde auflöst werden noch kleinere Details nicht mehr wahrgenommen und verschwimmen mit den gleichgroßen benachbarten Details. Auf dieser Eigenschaft beruht die gesamte Drucktechnik. Bilder müssen nur aus so kleinen Druckpunkten bestehen, dass sie verschwimmen, und schon erscheint ein Bild scharf genug. Das ist bei den Digitalkameras nicht anders. Dumm nur, dass die digitale Technik nicht im metrischen System, sondern mit angelsächsischen Maßen arbeitet, zum Beispiel nicht in Linien per Millimeter, sondern in Dots (Druckpunkten) per Inch, gleich dpi. Ein Inch sind 2,54 cm. Also muss man als Mitteleuropäer ständig umrechnen. Aber auch an diese Maßangaben kann man sich gewöhnen und bekommt eine Vorstellung von den realen Werten und jenen Effekten, die beim Ausdrucken erreicht werden.

Nehmen wir als Beispiel den Leseabstand, um ein kleineres Foto zu betrachten. Das sind so etwa dreißig Zentimeter. Um ein unsichtbares Druckraster zu erhalten sollten die Druckpunkte für diesen Betrachtungsabstand so dicht sein, dass mit 300 dpi (dots per inch, also Druckpunkte auf einem Inch) ein Bild ausgedruckt wird. Auf Armeslänge reichen 200 dpi. Und damit werden Ausdrucke von etwa 30 x 40 cm schon recht genau betrachtet. Noch weniger Auflösung ist bei weiterem Betrachtungsabstand nötig, damit das von der Kamera produzierte Raster in Form von Pixeln und die Druckpunkte auf einem Bild nicht sichtbar werden. Aber es gibt da noch einen anderen Effekt. Selbst wenn die Pixel eines Bildes sichtbar sind oder die Druckpunkte, so muss dies nicht zwingend stören. Was ich meine? Sehen Sie sich doch einmal eine Plakatwand aus der Nähe an. Zum Beispiel aus einem Abstand von einem Meter. Die dann riesigen Druckpunkte und die allgemeine Unschärfe bieten einen eher besonderen Effekt als einen störenden Anblick.

Allgemein kann man zwei Dinge tun. Entweder wird mit einem aus der Nähe betrachtet groben und sichtbaren Raster ausgedruckt, oder man rechnet die fehlenden Pixel als feine Druckpunkte hinzu, wozu allerdings nicht so viele Programme geeignet sind. Man kann auf die recht preiswerte Bildverarbeitung von Corel zugreifen, auf „Paint Shop Pro Photo X2“ oder nutzt „ACDSee 2.5“ und stellt in beiden eine Auflösung von zum Beispiel 300 dpi ein. Dass diese Funktion in den Programmen vorhanden ist weiß ich, aber selbst nutze ich sie so nicht. Es gibt noch andere, spezielle und teure Programme zur Druckoptimierung. Wer eine hohe Druckauflösung einstellt erhält zwar unsichtbare Druckpunkte, aber keineswegs eine zusätzliche Schärfe.

Doch rechnen wir mal wie groß ein Foto ausgedruckt werden kann. Dazu nehmen wir eine gebräuchliche Auflösung eines aktuellen Bildsensors mit 10 Megapixel: das Modell von Canon, die PowerShot A2000 IS, siehe hier http://www.dkamera.de/testberichte/canon/powershot-a2000-is. Das Datenblatt weist 3648 x 2736 Bildpunkte aus.
Aus größerer Distanz von 2,5 m betrachtet, also mit „nur“ 72 dpi ausgedruckt, wäre die Bildgröße:
3648 ./. 72 = 50,6 inch, x 2,54 = gerundet 128,7 cm in der Breite; in der Höhe 92,7 cm.
Bei einer Betrachtung aus 1,5 m Entfernung reichen 150 dpi aus:
3648 ./. 150 = 24,32 inch, x 2,54 = gerundet 61,8 cm in der Breite; in der Höhe 46,3 cm.
Bei einem Leseabstand, also mit unsichtbaren Pixeln in 300 dpi ausgedruckt:
3648 ./. 300 = 12,16 inch, x 2,54 = gerundet 30,9 cm in der Breite; in der Höhe 23,2 cm.

Die Wirkung eines Megaformates an der Wand ist immer ein Hingucker, unabhängig von der Aufnahme. Man mag sich durchaus mal darauf einlassen ein Bild in Teilausdrucken selbst in einem „überdimensionalen“ Format zusammen zu setzen. Dazu ist zu bedenken, dass so manches Bild im Kleinen besser wirkt als im Großen und umgekehrt. Einige Bilder werden erst in entsprechender Größe wirklich ansehnlich.

Aber wie fügt man die Ausdrucke zusammen? Nun, ein flexibles, helles Klebeband fügt die Bilder zusammen. Dazu reicht schon ein einfaches Malerband. Es ist vorteilhaft, weil sehr preisgünstig und ungenau fixierte Klebungen sich damit wieder lösen lassen, ohne das Fotopapier zu zerreißen. Erst danach drückt man es wirklich kräftig an. Zur Stabilisierung sollte ein so zusammen gefügtes Bild – wenn es dauerhaft so bleiben soll – auf einen festen Untergrund gebracht werden, zum Beispiel auf mit Papier kaschiertem Styropor, einem „Foamboard“, das es im Fachhandel, als Künstlerbedarf und bei Rahmenwerkstätten in allen erdenklichen Größen gibt. Es ist sehr leicht und stabil und kann als Rückkarton in einem Rahmen verbleiben.

Aber da ist doch noch das von mir weiter oben erwähnte „fast“, bei den Stoßkanten. Manche Papierkante mag man durch die Wahl des Ausschnittes genau an eine Objektkante legen können. Doch immer wieder werden große, gleichmäßige Flächen auftauchen, die sogar von mehreren Kanten zugleich durchzogen sein können. Da das Mattfirnis ein transparentes, zähes Acrylharz ist, werden diese Stoßkanten etwas aufgefüllt und damit angeglichen. Dünneres Fotopapier ist dabei besser als dickes. Deshalb sollte ein Sprühfilm erst ganz am Ende der Arbeit aufgetragen werden.

Gastbeiträge enthalten die Meinung des jeweiligen Autors und spiegeln nicht die Meinung von dkamera.de wieder.

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