Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus
Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus
Es gibt sie, die Fotografen und Fotografinnen, die digital und in schwarz-weiß arbeiten. Die „alte“ Anmutung des echten Fotopapiers ist nicht einfach nur eine nostalgische Marotte. Obwohl, dieses „Fine-Art-Printing“ lehne ich ab als vielfach sinnleer und überzogen, jenem Bestehen auf dem vermeintlich „besten“ Fotopapier und den Ausdrucken in möglichst großen Formaten. Alles das hat mehr mit Geld und weniger mit Kunst zu tun.
Doch das schwarz-weiße Bild ist etwas ganz anderes. Denn nicht jedes Motiv eignet sich für ein solches Bild. Es gibt einfache, wie eindeutige Voraussetzungen. Was gar nicht funktioniert: farbige Motive einfach in Grauwerte wandeln. Das kann zufällig ganz nett aussehen, doch ein schwarz-weißes Motiv sieht anders aus - ganz anders.
Was ist der Unterschied? Das farbige Bild vermittelt sich über die Farbkontraste weitaus mehr als über Helligkeiten. Das farbige Bild kann Farbkontraste enthalten und so auf Kontraste der Helligkeit vollkommen verzichten. Tatsächlich ist das in vielen bunten Bildern so. Urlaubsfotos, wenn sie „traumhaft“ sind, erfüllen diese Bedingungen. Satte Farben von Strand, Wiese oder Bäumen, blaues Wasser und intensiv dunkler Himmel. Und dann irgendwo, darin die gebräunten Menschen.
In schwarz-weiß gewandelt - mit der digitalen Kamera die einfachste Sache der Welt - ist in den Fotos all jenes weg, dass den Reiz ausmachte. Ein Foto wirkt matschig grau. Woran das liegt: die Graustufen müssen die Farbkontraste ersetzen. Und wenn nun rot und grün sehr ähnliche Grauwerte ergeben? Ja, wie soll man die beiden Farben dann noch auseinander halten? Und so sehen farbige Motive in schwarz-weiß eher misslungen aus - aber es gab doch Jahrzehnte lang fast nur farblose Bilder auf der Basis von Bildsilber. Die ganz alten Fotoalben sind voll davon.
Was die modernen Drucker nicht machen, im Gegensatz zu den Fotolaboranten und Fotolaborantinnen: die Grauanteile in den Bildern nachträglich so zu verändern, dass der realistische Eindruck entsteht. Und das ist etwas, was das menschliche Auge jeden Abend leistet. Sobald das Tageslicht abnimmt, wird das Farbsehen immer geringer, bis nur noch das schwarz-weiße Sehen einen Eindruck von der Umwelt hinterlässt. Fotolaboranten hatten also die Aufgabe, das unbunte Negativ auf Fotopapier an das Graubild unseres Sehens anzupassen. Bei Tageslicht können wir aus dem einfachen Grau des Bildsilber zurück schließen auf die tatsächlichen Farben.
Doch heute gibt es fast keine Fotolaboranten und Fotolaborantinnen mehr. Und auch die Erfahrung mit dem natürlichen Licht in der Nacht ist innerhalb der Städte eher gering. Also fehlt beides: das Wissen über Gradationen, um die Möglichkeiten zu kennen, die Graubilder so zu erzeugen, dass die richtigen Kontraste uns ein Foto als real verstehen lassen, und es fehlt das sichere Gefühl dafür, wie Farbe generell in Grauwerte umgesetzt wird, weil es so selten geschieht.
Wer in schwarz-weiß Arbeiten möchte hat zuerst einmal technische Probleme, denn nur die neuesten Druckerfarben, die Pigmenttinten sind für neutrale Grautöne geeignet. Genauer: die Pigmenttinten müssen mit dem Fotopapier zusammen passen.
Doch damit hat man noch keinerlei Motive, die in schwarz-weiß geeignet sind. So mancher wird denken: man sehe sich einfach nur die LCD-Displays der Kameras an. Denn, wenn man die Kamera auf schwarz/weiß einstellt, dann sieht man doch was geschieht. Nein, genau das geht überhaupt nicht.
Die Kamera kann zwar in Grautöne umwandeln, was auf dem LCD-Monitor eben noch in Farbe sichtbar war, und das ist sicherlich nicht verkehrt, allerdings hat es nichts mit dem realem, nächtlichen Seheindruck zu tun. Eine Kamera kümmert sich nicht um „reale“ Gradationen. Das kann die Elektronik noch weniger, als ein farbiges Foto zu produzieren.
Damit dieser Eindruck im schwarz-weißen Bild entsteht, muss jedes Bild nachträglich bearbeitet werden. Grundsätzlich kann gelten: die Kontraste und die Helligkeit werden deutlich verstärkt. In guten Bildbearbeitungen kann man die einzelnen Farbkanäle zusätzlich neu einstellen. Das erst ist ein qualitativ hochwertiger Weg zum schwarz-weißen Bild.
Es ist ganz nett, mal eine Sammlung von Bildern des Spaßes wegen in Grautöne zu verwandeln, doch brauchbare Ergebnisse wird es dabei kaum geben. Jedes schwarz-weiße Bild sollte erst nachträglich in Graustufen verwandelt wurden. So erhält man sich die Möglichkeiten auf die ursprünglichen, farbigen Information der Bilddaten zugreifen zu können und umgeht die fast immer fehlerhafte Einstellung der Elektronik. Als geeignete Fotos stellen sich schnell all jene Motive heraus, die von der Umgebung freigestellt sind. Ebenso haben die Kontraste im Bild von vornherein nun besser verteilt zu sein. Entweder flächiger oder auf einen zentralen Punkt gelegt. Aber nie kann man Verteilung der Grauwerte vernachlässigen. Was nicht vorab zu sehen ist, das muss man neu lernen. Und deshalb werden schwarz-weiße Bilder immer mehr zur Sache der Spezialisten. Klein, aber fein ist der Kreis und so manches Mal ziemlich selbstgefällig – aber nie unbeachtet.
Gastbeiträge enthalten die Meinung des jeweiligen Autors und spiegeln nicht die Meinung von dkamera.de wieder.