Vor nicht allzulanger Zeit wäre man bei den technischen Daten der Samsung WB5000 ins staunen geraten. Eine relativ kleine, handliche Kamera, 24fach optisches Zoom, Weitwinkel mit 26mm (KB-Äquivalent), optischer Bildstabilisator, RAW-Modus und manuelle Einstellmöglichkeiten. Heutzutage allerdings bieten viele aktuelle Bridge-Digitalkameras solche Leistungswerte und so muss sich ein Neuling im Bridgebereich ordentlich ins Zeug legen. Der erste Eindruck der Samsung WB5000 ist gut. Zwar dauert es einen Moment, bis ich die richtige Kamerahaltung gefunden habe, die ist dann aber recht bequem. Durch den ausgeprägten Griff findet meine rechte Hand einen sicheren Halt und die Gummierung am Objektiv gibt auch der Linken Hand ein gutes Anfassgefühl. Die Bedienelemente sind gut und ohne Verrenkungen zu erreichen, lediglich der Knopf für die Belichtungskorrektur ist ungeschickt platziert und kann auch mal unbewusst betätigt werden. Auf der Kameraoberseite befindet sich der Auslöser mit der Zoomwippe, der Power-Knopf sowie das Moduswahlrad. Letzteres ist mit erhabenen Symbolen versehen und wirkt dadurch besonders edel, auch wenn dies keinen praktischen Nutzen erfüllt. Vielleicht sind aber auch nur meine Fähigkeiten, die Symbole mit den Fingerkuppen zu erfühlen schlecht ausgeprägt. Neben den typischen Moduseinstellungen, also intelligente Automatik, Videomodus und Szenemodus sind zwei häufig gebrachte Belichtungsprogramme, Nachtaufnahme und Portraitaufnahme dort ebenso separat zu finden wie die Programmautomatik, der A-S-Modus mit Blenden- oder Zeitvorwahl sowie der manuelle Modus. Zudem gibt es zwei User-Einstellungen, unter denen man seine Lieblingseinstellungen einfach hinterlegen und schnell wieder aufrufen kann. Das Wählrad ist gut verarbeitet, die einzelnen Stufen rasten satt ein und die Wahrscheinlichkeit einer ungewollten Bedienung ist gering. Wechselt man den Modus, wird dies auf dem Bildschirm angezeigt. Leider ist diese Anzeige sehr langsam, zudem bleibt sie einen gewissen Zeitraum auf dem Display sichtbar und kann auch nicht durch Andrücken des Auslösers entfernt werden. Besonders bei schnellen Einstellungen kann dies für Irritationen sorgen.
Der Power-Knopf ist leicht versenkt angebracht und sitzt in der Mitte einer blauen Leuchte, die bei eingeschalteter Kamera aktiviert wird. Beim Einschalten der Kamera ist es zwingend notwendig, die Objektivkappe zu entfernen, da das Objektiv direkt in Arbeitsstellung ausfährt. Vergisst man diese, wird man zunächst durch ein ungesund klingendes Motorgeräusch, anschließend durch einen Signalton mit der entsprechenden Anzeige auf dem Display daran erinnert, den Deckel zu entfernen. Bei letzterer ist jedes Eingreifen allerdings schon zu spät, die Kamera schaltet sich aus Sicherheitsgründen selbst wieder ab. Für den Fall, dass man nur die aufgezeichneten Bilder oder Videos betrachten möchte, kann man die Kamera auch direkt über den Wiedergabeknopf starten (etwas länger drücken) und gelangt so direkt in den Wiedergabemodus, ohne dass das Objektiv bewegt wird. Der Zoomhebel umschließt den Auslöseknopf und lässt sich auch bei sicherer Kamerahaltung leicht bedienen. Je nach der Stärke der Betätigung verändert sich die Zoomgeschwindigkeit, so dass auch eine gute Feinabstimmung möglich ist. Allerdings ist der Zoomvorgang nicht gleichmäßig, was besonders bei Filmaufnahmen auffällt. Der Auslöseknopf hat einen guten, leicht spürbaren aber nicht übermäßig starken Druckpunkt.
Auf der Rückseite der Digitalkamera befinden sich rechts neben dem 3,0 Zoll großen Display die weiteren Bedienelemente. Die oberen vier Knöpfe werden durch die Daumenablage getrennt, links befinden sich der Videoaufnahmeknopf sowie die Umschalttaste für den elektronischen Sucher, rechts liegt die AE-Sperrtaste, mit der eine gewählte Belichtung fixiert werden kann. Dies dient zum Beispiel dazu, um anschließend das Bild neu zu komponieren. Darunter befindet sich die zuvor bereits erwähnte Belichtungskorrekturtaste, die ich leider gelegentlich unbemerkt mit dem Daumen aktiviert habe.
Unterhalb dieses Quartetts liegt das Steuerkreuz für die Displayanzeigeoptionen, den Selbstauslöser, dem Blitzmenü sowie der Fokustaste (manueller Fokus, Makrofokus). Zudem wurde es nicht als Tastenfeld, sondern als Drehring ausgelegt, der somit direkt auch die Funktionseinstellungen erlaubt. In der Mitte befindet sich die Bestätigungstaste, die zudem auch für die Anwahl der Autofokuspunkte verwendet wird. Außerhalb des Drehrings liegen noch die Menütaste, die bereits erwähnte Wiedergabetaste sowie eine Funktionstaste, die für verschiedene Einstellungen benutzt werden kann.
Die Videoaufnahmetaste sorgt nach der Fokussierung für eine direkte Videoaufnahme, unabhängig von der Einstellung des Moduswahlrads. Somit ist es theoretisch möglich, schnell ohne besondere Einstellungen ein Video zu erstellen, wenn die Situation es erfordert. Leider ist die Fokussierung vergleichsweise langsam, so dass besonders bei schlechteren Lichtverhältnissen durchaus auch mehrere Sekunden zwischen Tastendruck und Aufnahmebeginn liegen können. Für gezieltes Aufnehmen empfiehlt es sich deshalb, über das Moduswählrad in den Videomodus zu wechseln und die Aufnahme über den Auslöser zu starten. In diesem Fall kann man - ähnlich wie bei Fotoaufnahmen - vorfokussieren, so dass die Verzögerung bis zum Aufnahmebeginn deutlich reduziert wird. Aufgenommen werden die Videos in 720p HD-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde. Die Kamera führt die Belichtung und Schärfe automatisch nach. Während ersteres zwar nicht rasend schnell, aber doch mit ausreichender Geschwindigkeit geschieht, ist die Fokusnachführung sehr langsam und häufig selbst bei kontrastreichen Motiven bei schlechterem Licht überfordert. Sie beginnt dann zu pumpen, das heißt, dass sie sich mehrmals über die Schärfeebene hinaus bewegt ohne diese zu Treffen. Die Kamera erlaubt außerdem die Brennweitenänderung während des Filmens. Durch den ungleichmäßigen Lauf des Zoomobjektivs ist ein ruhiger Zoom allerdings nur einschränkt möglich.
Unterhalb der Videoaufnahmetaste ist jene für den elektronischen Sucher. Ein Knopfdruck, und das Display wird deaktiviert sowie der Sucher aktiviert. Dieser löst allerdings relativ schlecht auf und hat bei schwachen Lichtverhältnissen eine schlechte Qualität, sowohl was die Farb- und Kontrastwiedergabe, als auch was die Bildrate angeht. Diese ist auch beim Display offensichtlich zu gering, so dass es häufiger zu Flackereffekten kommt. Aufgrund dieser Erfahrungen blieb der elektronische Sucher bei mir meistens aus, fotografiert wurde fast ausschließlich über das in meinen Augen deutlich bessere rückwärtige 3,0 Zoll große Kameradisplay.
Die restlichen Tasten ließen sich ihrer Funktion entsprechend bedienen, eine besondere Erwähnung muss nur der Drehring erhalten. Dieser wirkt qualitativ hochwertig und rastet sauber in vorgegebenen Stellungen ein. Dadurch kann er zwar leicht bewegt werden, ist aber vor ungewollter Bewegung geschützt. In den für ambitioniertere Fotografen interessanten Blenden-/Zeitmodus sowie im manuellen Modus dient er für die Verstellung von Zeit und Blende. Um zwischen den beiden hin und her zu schalten muss zunächst der Ring bewegt werden, damit eine der beiden aktiviert wird. Auf dem Display leuchtet dabei eine Kennung entweder neben der Verschlusszeit, oder der Blendeneinstellung auf. Anschließend kann durch ein Links- oder Rechtsklick gewechselt werden. Die Bedienung ist ungewöhnlich, erlaubt es aber ohne zweites Wahlrad und eigener Taste zwei Funktionen anzusteuern und funktionierte nach einer gewissen Eingewöhnung recht ordentlich.
Im Einsatz erlaubte sich die Kamera einige Schwächen. Allen voran und besonders nervig ist die geringe Akkulaufzeit. Der Akku bietet laut der Aufschrift 1.130 mAh und wiegt genau 21 Gramm. Im Praxiseinsatz reichte der Akku lediglich für knapp 100 Aufnahmen, oder umgerechnet etwa anderthalb Stunden. Damit wird bei einem einfachen Zoobesuch oder einer intensiveren Stadtführung schon ein Ersatzakku notwendig. Das Hauptproblem ist dabei, dass kein eigenes Ladegerät mitgeliefert wird, sondern der Akku in der Kamera geladen wird. Muss der Akku in der Kamera geladen werden, kann diese während der Ladezeit (wenn ein zweiter Akku vorhanden ist) nicht verwendet werden.
Bei der Samsung WB5000 handelt es sich zudem nicht um eine schnelle Kamera. Das zeigt sich bei dem zwar brauchbaren, aber doch gemütlichen Autofokus, aber besonders auch bei der RAW-Aufnahme. Die Speicherzeit, in der die Kamera nicht verwendbar ist, ist selbst mit schnellen Speicherkarten gefühlt sehr lange. Hinzu kommen, besonders im RAW-Modus, auch noch weitere Einschränkungen. So ist die Rohdatenaufzeichnung nur bis zu einer Empfindlichkeit von ISO 400 möglich. Serienbilder oder die automatische Belichtungsreihe funktionieren ebenfalls nicht, und die Bildstabilisation ist nur auf den optischen Stabilisator beschränkt. Dieser agierte - besonders im Telebereich - nicht sehr effektiv, so dass kaum ein Unterschied feststellbar war. Tatsächlich schaute ich während der Bilderstellung mehrmals nach, ob dieser überhaupt eingeschaltet war.
Gute Leistung zeigte die Samsung WB5000 bei Blitzaufnahmen in Innenräumen. Egal ob bei manueller Anwahl, oder durch die intelligente Automatik, die Bilder waren auch bei Weitwinkelaufnahmen gut ausgeleuchtet und verbanden die Aufhellung mit einer guten Einbindung der natürlichen Lichtstimmung. Nur im absoluten Nahbereich, in der Makrofunktion, traten Abschattungen und eine leichte Überbelichtung auf. Dies kann man der Kamera allerdings nicht zum Vorwurf machen.
Zum Schluss möchte ich noch eine besondere Eigenschaft hervorheben, die im Einsatz wirklich gut funktionierte. Fast jeder hat sicherlich schon einmal vor dem Problem gestanden, bei Selbstportraits zum Beispiel vor Sehenswürdigkeiten auf die Hilfe Fremder angewiesen zu sein, die oft genug nicht den gewünschten Bildausschnitt trafen. Der Modus Bildführung vereinfacht solche Aufnahmen. So fertig man zunächst selbst ein Bild von dem gewünschten Ausschnitt an, bevor man die Kamera weiterreicht. Nun werden links und rechts Schattenbilder des aufgenommenen Bildwinkels gezeigt, anhand derer die Kamera lediglich neu ausgerichtet werden muss. Ein weiterer Druck auf den Auslöser erstellt dann die gewünschte Aufnahme. Mein Praxistest hat gezeigt, die Funktion ist nützlich, und wird auch von Einsteigern oder komplett ungeübten leicht verstanden.
Sascha
Stewen
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