FujiFilm X100 Praxisbericht

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Praxisbericht zur FujiFilm X100

Als die FujiFilm FinePix X100 (Produktfotos) auf der photokina 2010 in Köln präsentiert wurde, überraschte sie die Fachpresse genauso wie viele Hobbyfotografen. Mit großem Interesse wurde die Markteinführung, die aufgrund der Tsunami-Katastrophe in Japan verschoben werden musste, erwartet. Dabei stellt die FujiFilm FinePix X100 den technischen Daten nach eine Digitalkamera dar, die zwar nur für wenige ambitioniertere Nutzer überhaupt interessant ist, dort aber wie die Erfüllung langersehnter Träume gehandelt wird.

Es wundert also nicht, dass das Auspacken der Digitalkamera in diesem Fall etwas ganz besonderes ist. Zumal allein die Verpackung bereits aufwändig gestaltet ist und so eine besondere Exklusivität ausdrückt. Innerhalb des umfassenden Kartons befinden sich zwei Schachteln. In der Unteren, die einfacher gestaltet ist, befindet sich dabei das komplette Zubehör. Die Obere hingegen ist ausgeschlagen mit einem dunklen Tuch und enthält die Kamera selbst. Wer es noch edler mag, muss hingegen auf die im Handel verfügbare Limited Edition ausweichen, die in einer Holzschatulle neben der Kamera auch die passende Tasche und ein externes Blitzgerät bietet.

Die Verarbeitungsqualität der FujiFilm FinePix X100 (Datenblatt) ist als sehr gut zu bewerten. Alle Teile sitzen passgenau, die Bedienknöpfe bieten einen guten Druckpunkt und die Einstellräder laufen sanft, aber mit gutem Widerstand und klaren Stufen. Die gute Verarbeitungsqualität wird durch die sehr gute Materialauswahl und dem passenden Gewicht unterstützt. Die FujiFilm FinePix X100 ist schwer genug, um den qualitativen Ansprüchen Ausdruck zu verleihen, aber trotzdem nicht zu schwer, um unpraktisch zu werden. Die Größe ist durchaus jackentaschentauglich, für eine typische Hosentasche ist sie allerdings zu groß. Durch zwei seitliche Ösen kann sie leicht per Gurt getragen werden, wobei sie aufgrund ihres klassischen Designs kaum Aufmerksamkeit erregt.

Die strukturierte Oberfläche gibt guten Halt, sowohl auf der Rück- wie auch der Vorderseite, wo ein angedeuteter Handgriff unterstützend wirkt. Dieser hätte allerdings durchaus ausgeprägter sein können. Der Auslöser ist gut platziert und besitzt auch einen guten doppelten Druckpunkt. Ein schönes Detail ist der Anschluss für den klassischen Drahtauslöser, den sicherlich nur wenige Nutzer wirklich verwenden werden. Wer es trotzdem möchte, er funktioniert völlig einwandfrei. Beim Stativgewinde hingegen hat man sich anscheinend weniger Gedanken gemacht. Es ist zwar aus Metall gefertigt, sitzt aber außerhalb der optischen Achse des Objektivs. Zudem verfügt es nur über einen geringen Abstand zur Abdeckung von Akku und Speicherkarte, so dass bei Nutzung der üblichen Schnellwechselplatten diese nicht mehr zu öffnen ist. Mit einer Spezialplatte ist das kein Problem, eine bessere Platzierung hätte diese allerdings nicht notwendig gemacht.

Das Bedienkonzept der FujiFilm FinePix X100 (Technik) mag zunächst altbacken wirken, es ist aber sehr effizient und damit auch sehr modern. Direkte Einstellräder für Zeit, Blende und Belichtungskorrektur ermöglichen nicht nur die schnelle Verstellung, sondern ergeben auch die einzelnen Automatikmodi: Programmautomatik mit beiden Rädern auf A, Blendenautomatik mit dem Blendenrad auf A und dem Zeitenrad je nach Wunsch, Zeitautomatik mit dem Zeitenrad auf A und der Blendeneinstellung nach Wunsch und der vollmanuelle Modus mit allen Einstellungen nach Wunsch. Szenemodi gibt es keine, eine Kamera wie diese verdient allerdings auch eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Materie. Die Einstellräder für die Zeit und die Belichtungskorrektur auf der Oberseite sind gut platziert und einfach zu bedienen. Das Rad für die Blendeneinstellung am Objektiv besitzt zwei ausgeprägte Griffe, ist aber für größere Hände nicht einfach zu bedienen. Um nicht ausversehen vor den Sucher oder, was für die Aufnahme noch tragischer wäre, vor das Objektiv zu geraten, muss man die Verstellung von unten vornehmen. Dabei  mangelt es an Komfort, zudem ist etwas Übung notwendig.

Der Hybridsucher ist ein Highlight der FujiFilm FinePix X100 (Datenblatt). Dabei bietet er bei normalen Aufnahmen zwei verschiedene Modi, die über den Hebel auf der Vorderseite der Digitalkamera umgeschaltet werden kann. Im optischen Modus stellt der Sucher einen optischen Durchsichtsucher dar, der ein überlagertes elektronisches Display nutzt, um den Leuchtrahmen darzustellen. Dieser kann somit recht einfach an den jeweiligen Bildausschnitt, der von der Motivdistanz abhängt, angepasst werden und so die Parallaxe ausgleichen. Wer von Nah auf Fern fokussiert wird dementsprechend auch eine deutliche Positionsverschiebung sehen. Trotz der vorhandenen Möglichkeiten stellte dieser Leuchtrahmen allerdings nicht den gesamten aufgenommenen Bereich dar. So fällt genaues Positionieren etwas schwerer. Der Grund dafür liegt in der bei starkem Gegenlicht matt schimmernden Oberfläche des überlagerten Displays, das nicht den kompletten Sucherbereich abdeckt. Wenn eine 100%ig genaue Abdeckung notwendig ist, kann man leicht in den zweiten Modus wechseln. Dort wird der optische Sucher verschlossen und es steht lediglich ein elektronischer Sucher zur Verfügung. Bei normalen Motivdistanzen ist der Wechsel je nach Vorliebe möglich, im Nahbereich unter Nutzung des Makromodus steht hingegen nur der optische Sucher zur Verfügung. Hier reicht die Möglichkeiten zum Verschieben nicht aus, so dass die Abweichung zwischen Leuchtrahmen und aufgenommenen Bild zu groß wäre. Der elektronische Sucher kann sowohl im Aufnahmemodus verwendet werden, als auch die Menüs und die Bildwiedergabe anzeigen. Somit ist eine einfache Nachkontrolle möglich, ohne die Digitalkamera vom Auge zu nehmen. Neben dem Sucher, der per Augensensor automatisch aktiviert wird, kann auch über das hintere Hauptdisplay fotografiert werden.

Das Display entspricht, mit einer Größe von 2,8 Zoll und einer Auflösung von 460.000 Bildpunkten, als gut zu bewerten. Die Darstellung ist scharf, kontrastreich und gut auflösend. Neben einer elektronischen Wasserwaage steht auch ein Live-Histogramm (beide sind jedoch etwas träge) zur Verfügung, um die Aufnahmesituation optimal bewerten zu können. Zudem gibt es einen Balken für die manuelle Fokussierung sowie eine Anzeige für die Belichtungskorrektur, die so auch im Sucher vorhanden ist. Leider hebt sie sich farblich nur wenig hervor, so dass sie leicht übersehen werden kann.

Über eine programmierbare Fn-Taste können weitere Funktionen der FujiFilm FinePix X100 (Bildqualität) direkt angewählt werden. Bei mir landete dort die ISO-Verstellung, um auch den letzten Einfluss auf die Belichtung direkt kontrollieren zu können. Zwei Eigenarten ergeben sich bei der Empfindlichkeitseinstellung: Zum einen steht ISO 100 nur bei der JPEG-Aufnahme zur Verfügung, da die Grundempfindlichkeit des Sensors bei ISO 200 liegt. RAW-Aufnahmen sind dementsprechend erst ab ISO 200 möglich. Zum anderen ist die ISO-Automatik zwar gut programmierbar, jedoch über die normale ISO-Verstellung nicht aktivierbar. Um diese Funktion ein- und ausschalten zu können, ist jeweils der Gang ins Menü notwendig. Bei aktivierter Automatik kann allerdings trotzdem die vorgegebene ISO-Einstellung geändert werden, ohne dass sich dies jedoch bei der Belichtung auswirkt - die ISO Automatik bleibt aktiv und "verdrängt" die manuell gewählte ISO Empfindlichkeit. Das ist durchaus verwirrend und es bleibt zu hoffen, dass FujiFilm hier mit einem Firmware-Update bald Abhilfe schafft.

Im Betrieb spielt die FujiFilm FinePix X100 (Beispielaufnahmen) die Stärken des Konzepts voll aus. Durch die freie Sucherwahl steht jede Möglichkeit offen, was gerade bei schlechten Lichtverhältnissen hilfreich ist. Die Fokussierung läuft schnell und präzise, zumal die Messfeldgröße in gewissen Grenzen angepasst werden kann. Mit dem kleinsten Messfeld sind selbst feine Details einfach hevorhebbar. Im Vergleich zu den meisten kompakten Systemkameras ist der sehr leise Zentralverschluss der FujiFilm FinePix X100 eine wohltat für die Ohren. So ist unbemerktes Fotografieren selbst bei leisen Umgebungen problemlos möglich. Negativ fällt die allgemeine Trägheit in der Steuerung und die langsame Speicherung der Daten auf, die im Einsatz öfters mal zu einer Pause nötigt. Der Autofokus ist bei guten Lichtverhältnissen zügig, lässt aber trotz Hilfslicht bei schlechtem Licht deutlich nach. Bei diesen Bedingungen lässt, gerade im Nahbereich, auch die Genauigkeit nach. Gelegentlich muss so mehrfach fokussiert werden, bevor tatsächlich die richtige Schärfe gefunden ist.

Obwohl von außen im klassischen Design, verzichtet die FujiFilm FinePix X100 nicht auf einige technische Gimmicks. Einen Videomodus vermutet man bei solch einer Kamera eher nicht, trotzdem steht er zur Verfügung. Während der Aufnahme wird dabei die Fokussierung und Belichtung nachgeführt, allerdings sehr gemütlich und damit kaum tauglich für etwas schnellere Bewegungen. Als zweite Besonderheit kann auch die FujiFilm FinePix X100 die bekannten Schwenkpanoramas aufzeichnen. Das klappt nicht nur problemlos, sondern auch vergleichsweise leise.

Die FujiFilm FinePix X100 bietet einen separaten RAW-Knopf auf der Kamerarückseite, welcher zur einmaligen Zuschaltung des RAW-Modus dient. Nach jedem Foto verliert sich diese Einstellung wieder - der dauerhafte RAW Modus hingegen kann nur über das Kameramenü zugeschaötet werden.

Insgesamt ist die FujiFilm FinePix X100 (Fazit) sicherlich keine perfekte Kamera, aber ein erfrischender Wind auf dem Markt der Digitalkameras und ein Modell, das polarisiert. Sie ermöglicht durch ihre direkte Bedienung und ihre Unauffälligkeit Aufnahmen, die sonst oft nicht möglich sind, und macht dabei im Einsatz unglaublich viel Spaß - sowohl während der Aufnahme, als auch bei der Betrachtung der gemachten Fotos. Die von vielen angeprangerte und bemängelte Beschränkung ist ihr größter Trumpf, weil sie Raum schafft für das Wesentliche. Das lässt viele der Schwächen vergessen, wenn man bereit ist, sich komplett auf das Konzept einzulassen.

Ein Praxisbericht von:

Sascha Stewen

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Beispielaufnahmen Fazit

Kommentare

Der Ring auf dem Objektiv …

Der Ring auf dem Objektiv sitzt zu fest, so dass keine Gegenlichtblende und keine Filter aufgesetzt werden können. Das ist ärgerlich.
Y. Guiou

Einfach mit dem Objektivdeckel, der …

Einfach mit dem Objektivdeckel, der auf dem Objektiv sein sollte, den Ring abschrauben. Geht ganz einfach und steht im Handbuch
Gruß

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