Beim Kameragehäuse der Canon EOS R6 (Produktbilder)
besteht eine größere Ähnlichkeit zu den Gehäusen älterer EOS R-Modelle und dem großen Schwestermodell Canon EOS R5 (Testbericht). Als Materialien werden eine solide Magnesiumlegierung (im Inneren) und Polycarbonat mit Glasfaser (Außenteile) verwendet. Natürlich verzichtet Canon bei der DSLM nicht auf Abdichtungen, diese schützen die Technik vor Staub und Spritzwasser. In der Hand liegt die EOS R6 dank eines großen Griffs mit ergonomischer Form sehr komfortabel und sicher, die hier sowie an der rechten Seitenfläche und rechten Rückseite angebrachte Gummierung trägt dazu ebenfalls bei.Zwecks einer komfortablen Bedienung hat Canon der EOS R6 eine Reihe von Einstellrädern, Tasten, Schaltern und auch einen Joystick spendiert. Letzterer befindet sich wie bei der EOS R5 rechts vom Sucher und erlaubt neben dem Verlagern des AF-Feldes die Navigation in den Menüs. Gegenüber der bei der EOS R verbauten Touchbar ist der Joystick zweifellos ein Fortschritt. Damit lässt sich sehr komfortabel arbeiten.
Eingaben nehmen Fotografen zudem über vier Einstellräder vor. Bei einem davon handelt es sich um ein klassisches Programmwählrad. Dieses besitzt die Canon EOS R6 (Technik)
anders als die EOS R5, dafür muss man bei der EOS R6 auf ein Kontrolldisplay verzichten. Auf der Oberseite befinden sich bei der EOS R6 noch zwei weitere Einstellräder, ein drittes Rad liegt auf der Rückseite. Alle drei erlauben das schnelle Anpassen der Belichtungsparameter (Blende, Belichtungszeit und ISO) und gestalten das manuelle Arbeiten mit der DSLM sehr komfortabel.Darüber hinaus lassen sich über die Tasten weitere Parameter schnell und ohne Umwege anpassen. Einige Tasten sind wie die Wählräder konfigurierbar ausgelegt, der Kamerabesitzer bestimmt daher – sofern gewünscht – deren Funktion. Auch deswegen bewerten wir die Bedienung grundsätzlich als sehr gelungen. Besitzer älterer Canon-Modelle müssen sich nur wenig umstellen, Besitzer der EOS R5 kommen sofort zurecht.
Bekannt ist für all jene auch das Menü. Dessen Aufbau und Design nutzt Canon schon lange, über sieben horizontale Reiter sind die Einstellungen übersichtlich voneinander getrennt. Jeder Reiter besteht aus weiteren Untermenüs, hier kann die Suche nach einer bestimmten Option wegen der zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten schon einmal etwas länger dauern. Daher bietet es sich an, das „My Menu“ (ganz rechter Reiter im Menü) zu nutzen. Dieses können Foto- wie Videografen selbst zusammenstellen und darin alle häufig benötigten Parameter versammeln. Weitere wichtige Optionen werden außerdem über das Quickmenü („Q“-Taste) erreicht.
Fotoprogramme bietet die Canon EOS R6 (Bildqualität)
nicht nur alle klassischen, wie die Vollautomatik und die PSAM-Modi, dazu gehört auch ein „Fv“-Modus. Diese zwei Buchstaben stehen für die „Flexible Automatik“. In diesem Modus kann der Nutzer alle Belichtungseinstellungen anpassen, muss es anders als beim manuellen Modus allerdings nicht. Die von ihm nicht veränderten Einstellungen passt die Kamera nämlich selbstständig an. Das ist gerade für Einsteiger sinnvoll. Darüber hinaus hat die spiegellose Systemkamera drei Custom-Modi zum Abspeichern bestimmter Einstellungen und einen extra Bulb-Modus zu bieten. Abgerundet wird das stattliche Angebot von der HDR-Aufnahme, der Mehrfachbelichtung, der Intervallaufnahme und dem Fokus-Bracketing. Kurz gesagt: hier fehlt es Fotografen an nichts.
Das Autofokussystem der Canon EOS R6 (Geschwindigkeit)
ist von einigen anderen Kameras von Canon bekannt und verwendet den Dual Pixel CMOS-AF zum Scharfstellen. Dieser nutzt die besondere Sensorkonstruktion mit zwei Photodioden pro Pixel. Zum Fokussieren liest die Kamera beide Photodioden getrennt aus, zur Bildaufnahme zusammen. Das Fokussystem erlaubt das Scharfstellen abhängig von den weiteren Einstellungen auf der kompletten Sensorfläche (automatische AF-Messfeldwahl und Gesichtserkennung) oder bis auf die äußersten Ränder (manuelle Messfeldwahl und „Große AF-Zone“). Der Arbeitsbereich des Autofokus beginnt ab -6,5LW, dadurch ist die EOS R6 auch bei wenig Licht in der Lage, präzise zu fokussieren. Insgesamt stehen 6.072 Fokuspositionen bei der manuellen Messfeldeinstellung zur Wahl, neben dem Spot-AF und dem Einzelfeld-AF bietet die EOS R6 eine AF-Bereichserweiterung um vier oder acht Messfelder sowie drei große AF-Zonen an.Weitere Einstellungsmöglichkeiten finden sich im Autofokusmenü der Kamera. Dort können Fotografen unter anderem den Touch-AF und den Servo-AF konfigurieren. Bei letzterem lässt sich wie bei allen höherklassigen DSLMs von Canon aus mehreren AF-Cases wählen. Sie decken unterschiedliche Aufnahmesituationen ab und sind hinsichtlich der AI Servo Reaktion sowie der Fokusfeld-Nachführung konfigurierbar. Ein Feature, das natürlich auch die EOS R6 mitbringt, ist die Motiverkennung. Die Kamera kann Fahrzeuge, Menschen und Tiere erkennen und bietet bei letzteren die Gesichts- und Augenerkennung an. Diese funktionierte im Test stets ohne Probleme. Sehr gute Ergebnisse ergaben sich in vielen Fällen auch beim Verfolgen von bewegten Motiven. Sportaufnahmen steht daher nichts im Weg. Wer manuell scharfstellen möchte, wird von einer Displaylupe und einem Peaking unterstützt.
Die Belichtung lässt sich bei der Canon EOS R6 (Datenblatt)
durch einen mechanischen Schlitzverschluss oder einen elektronischen Verschluss steuern. Zudem gibt es die Möglichkeit, den mechanischen Verschluss (zweiter Verschlussvorhang) mit dem elektronischen Verschluss (erster Verschlussvorhang) zu kombinieren. Für alle drei Optionen gilt, dass die kürzeste Belichtungszeit bei 1/8.000 Sekunde liegt. Die Belichtungsmessung erfolgt mit 384 Zonen, neben der Mehrfeldmessung werden die mittenbetonte Messung, die Selektivmessung und die Spotmessung angeboten. Die Anti-Flacker-Funktion der DSLM sorgt für gleichmäßige Belichtungen bei Kunstlicht. Da die EOS R6 über einen klassisch aufgebauten Sensor ohne DRAM-Cache verfügt, sollten Aufnahmen mit dem elektronischen Verschluss nach Möglichkeit nur erfolgen, wenn sich das Motiv nicht bewegt sowie ohne Kunstlicht beleuchtet wird. Ansonsten können Artefakte und Verzerrungen auftreten. Dies gilt aktuell allerdings für die meisten Kameras am Markt.Die Bildkontrolle ist bei der Canon EOS R6 (Technik)
über einen elektronischen Sucher oder ein Display möglich. Der elektronische Sucher vergrößert 0,76-fach, befindet sich in der optischen Achse und wird von einem Augensensor automatisch aktiviert. Zudem kann man sich manuell für den Sucher oder das Display entscheiden. Das im Sucher verwendete OLED-Panel löst 3,69 Millionen Subpixel auf und erlaubt die Wiedergabe mit 60 oder 120 Bildern pro Sekunde. Erstere Bildrate spart Strom, letztere Bildrate sorgt auch bei Bewegungen für eine flüssige Darstellung.
Die Qualität des Suchers stufen wir als gut bis sehr gut ein, die Schärfe reicht problemlos zum Einschätzen des Motivs aus. Gegenüber dem Sucher der EOS R5 mit 5,76 Millionen Subpixel muss man aber eine etwas schlechtere Detailwiedergabe hinnehmen. In der Praxis stört das jedoch kaum bis gar nicht. Überblicken lässt sich das Sucherbild ohne größere Probleme, die zweite Darstellungs-Option mit größerem Rand bietet sich für Brillenträger an.
Beim Display hat sich Canon für eine dreh- und schwenkbare Lösung entschieden. Das LCD ist daher fast immer optimal einzusehen. Mit einer 3,0 Zoll großen Diagonalen besitzt das Display durchschnittlich Abmessungen, die Auflösung bewegt sich mit 1,62 Millionen Subpixel auf einem guten Niveau. Große Blickwinkel, eine hohe Helligkeit und ein präzise funktionierender Touchscreen sind ebenfalls als Pluspunkte zu nennen.
Wer Videos mit einer Kamera von Canon aufnehmen möchte, dürfte zuerst an die EOS R5 denken. Diese bringt diverse Aufnahme-Features wie die 8K- oder die RAW-Aufnahme mit. Die Canon EOS R6 (Beispielaufnahmen)
hält diesbezüglich nicht ganz mit, die Liste an Videofunktionen kann sich aber auch bei ihr sehen lassen. Als maximale Auflösung hat die DSLM „4K“ mit 3.840 x 2.160 Pixel zu bieten, hier stehen 24, 25, 30, 50 und 60 Vollbilder pro Sekunde zur Wahl. 2-fache Zeitlupenaufnahmen sind mit der EOS R6 also in 4K realisierbar, deutlich ansprechendere Zeitlupen lassen sich allerdings in Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) erstellen. Mit 120 Vollbildern pro Sekunde unterstützt die DSLM hier 4-fache Zeitlupen. Des Weiteren sind in Full-HD natürlich auch klassische Aufnahmen möglich, wie in 4K-Auflösung werden alle klassischen Bildraten zwischen 24 und 60 Vollbildern pro Sekunde angeboten. Bei beiden Auflösungen kann man zwischen der IPB- und der IPB-Light-Kompression wählen, letztere reduziert die Datenrate.Für besser nachzubearbeitende Videos mit einem größeren Dynamikumfang unterstützt die EOS R6 die Log-Aufnahme, der Bildstil lässt sich ebenso anpassen. Die Bildqualität der 4K-Videos fällt exzellent aus, die der Full-HD-Videos ist immer noch gut bis sehr gut. Für den insgesamt sehr guten Eindruck vom Videomodus sorgen zudem der präzise arbeitende Autofokus und der stärkere Verwacklungen solide ausgleichende Bildstabilisator. Zur Tonaufnahme hat Canon die EOS R6 mit einem integrierten Stereomikrofon ausgerüstet, ein externes Modell lässt sich via 3,5mm Klinkenport anschließen. Ein weiterer Klinkenport erlaubt die Livekontrolle des Tons. Dieser ist zusätzlich in feinen Stufen pegelbar. Manuell steuern lassen sich natürlich auch die Belichtung und der Fokus.
Thomas
Kniess
Kommentare