Apropos Rückseite: Hier hat Canon bei der EOS R5 (Produktbilder)
im Vergleich zur EOS R einige Veränderungen vorgenommen. Statt der Touchbar wurde ein Joystick verbaut, statt des Steuerkreuzes ein Einstellrad. Die Kamera erinnert daher deutlich mehr an die DSLRs der EOS 5D-Serie. Das dürften sich viele Fotografen gewünscht haben, schließlich trifft man nun auf ein bekanntes und bewährtes Bedienkonzept.Von der EOS R übernommen wurde allerdings die Wahl des Fotoprogramms. Auch die Canon EOS R5 (Technik)
besitzt kein klassisches Programmwählrad mehr, stattdessen eine Mode-Taste. Diese befindet sich innerhalb des zweiten Einstellrades auf der Oberseite. Zur Wahl des Aufnahmeprogramms müssen Fotografen zunächst die Mode-Taste drücken, danach lässt sich durch Drehen eines der Einstellräder der Kamera oder via Touch der Modus bestimmen. Das geht nicht ganz so schnell wie bei einem „echten“ Programmwählrad, aber ausreichend schnell. Wer von den Fotomodi zu den Videomodi (oder umgekehrt) wechseln möchte, drückt die „Info“-Taste. Videos kann man allerdings auch komfortabel in den Fotoprogrammen über die „Rec“-Taste starten.Den gesparten Platz nutzt Canon bei der EOS R5 unter anderen für das Kontroll-LCD. Dieses informiert selbst im ausgeschalteten Zustand über den aktuell eingestellten Aufnahmemodus, bei eingeschalteter Kamera sind außerdem die Blende, die Belichtungszeit oder der ISO-Wert ablesbar.
Frei belegen lassen sich bei der DSLM zehn Tasten, darunter die M-Fn-Taste, die Mode-Taste und die Set-Taste. Alle wichtigen Einstellungen können Fotografen bei der EOS R5 schnell über Tasten anpassen, weitere Einstellungen sind über das Quickmenü zu erreichen. Dieses Bedienkonzept weiß zu gefallen, Nutzer anderer Canon-Kameras müssen sich nur wenig umstellen.
Das Menüdesign ist ebenfalls von anderen Canon-Modellen bekannt, es besteht aus sieben Reitern: einem Aufnahme-, einem Autofokus-, einem Wiedergabe-, einem Netzwerk- und einem Systemeinstellungsreiter. Zudem gibt es einen Reiter für benutzerdefinierte Einstellungen und einen für das „My Menu“. Letzteres lässt sich frei belegen und damit optimal an die eigenen Wünsche anpassen. Es bietet sich für wichtige Parameter an, die weder direkt über Tasten noch das Quickmenü („Q“-Taste) anzupassen sind.
Das Angebot an Fotoprogrammen fällt bei der Canon EOS R5 (Datenblatt)
recht klassisch aus. Neben der Vollautomatik, den PSAM-Modi, einem Bulb-Modus und drei Customprogrammen gibt es auch noch einen „Fv“-Modus. Das Kürzel „Fv“ steht für „Flexible Automatik“, in diesem Modus lassen sich alle Parameter anpassen. Im Gegensatz zum manuellen Modus werden die nicht veränderten Einstellungen allerdings von der Automatik bestimmt. Zu den weiteren Modi der Kamera gehören HDR-Optionen, die Möglichkeit für Intervallaufnahmen und eine Fokus-Stacking-Funktion.
Schon länger setzt Canon bei seinen Systemkameras auf die Fokussierung per Dual Pixel CMOS-AF. Diese Technologie basiert auf zwei Photodioden pro Pixel. Zum Scharfstellen werden sie getrennt ausgelesen, für Aufnahmen zusammengeschaltet. Bei der Canon EOS R5 (Geschwindigkeit)
kommt der Dual Pixel CMOS-AF II, also die zweite Generation dieser Technologie, zum Einsatz. Insgesamt lässt sich aus 5.940 Fokuspositionen wählen, die Fokussierung kann nahezu auf der kompletten Sensorfläche (90 bis 100 Prozent; abhängig von der AF-Einstellungen) erfolgen. Der AF-Arbeitsbereich beginnt ab -6EV, selbst bei wenig Licht ist die EOS R5 daher noch in der Lage, zu fokussieren.Bei der Messfeldwahl steht eine lange Liste an Optionen zur Wahl. Dazu gehören die automatische Messfeldwahl, der Spot-AF, der Einzelfeld-AF, der Einzelfeld-AF mit Bereichserweiterung und verschiedene Zonen-AF-Modi. Natürlich verfügt die DSLM auch über eine leistungsfähige Motiverkennung, dazu greift Canon auf Deep Learning zurück. Neben Gesichtern und Augen von Menschen werden Hunde, Katzen, Vögel sowie Rennwagen und Rennmotorräder erkannt. Die Wahl des Messfeldes erfolgt komfortabel per Joystick oder Touch, das AF-Menü hält umfangreiche Optionen bereit. Wie von höherklassigen Spiegelreflexkameras gewohnt, lässt sich unter anderem aus mehreren „Cases“ wählen. Dabei handelt es sich um spezielle Voreinstellungen für bestimmte Aufnahmesituationen. Beim manuellen Fokussieren helfen das Focus Peaking und die Fokuslupe. In der Praxis schneidet das Fokussystem der EOS R5 sehr gut ab. Während unseres Tests hatten wir in den meisten Situationen keine Probleme beim Scharfstellen von statischen wie bewegten Motiven. Die Augen- und Motiverkennung erleichtern die Arbeit dabei ungemein. Es gab jedoch auch Fälle, bei der die Kamera zu Beginn einer Serie Probleme beim Scharfstellen hatte und diese Probleme im Laufe einer Serie nicht abnahmen. Hier konnte eine andere AF-Einstellung (größere Zone statt kleines Feld) für Verbesserungen sorgen.
Die Belichtungszeit wird bei der Canon EOS R5 (Datenblatt)
von einem mechanischen Schlitzverschluss oder einem elektronischen Verschluss bestimmt. Des Weiteren lässt sich der erste Verschlussvorhang elektronisch ausführen und der zweite Vorhang mechanisch. Unabhängig vom Verschlusstyp werden Belichtungszeiten von 30 Sekunden bis 1/8.000 Sekunde angeboten, zudem gibt es einen Bulbmodus für noch längere Belichtungen. Die Belichtungsmessung erfolgt über 384 Zonen, wie üblich stehen als Messmodi die Mehrfeldmessung, die mittenbetonte Messung, die Selektivmessung und die Spotmessung zur Wahl. Damit Bilder bei Kunstlicht optimal belichtet werden, gibt es eine Anti-Flacker-Funktion. Elektronische Verschlüsse sind in der Praxis oftmals mit Vorsicht zu genießen, unter anderem kann es bei bewegten Motiven wegen des „Rolling Shutter“-Effekts zu Verzerrungen kommen. Bei der EOS R5 tritt dieser weit weniger stark als bei den meisten Modellen auf, ist – anders als bei Kameras mit Stacked CMOS Chip – aber nach wie vor leicht vorhanden. Vor Aufnahmen sollten Fotografen daher abwägen, welcher Verschlusstyp sich besser eignet.Zur Bildkontrolle ist die Canon EOS R5 (Technik)
mit einem elektronischen Sucher und einem Display ausgestattet. Der elektronische Sucher mit 0,76-facher Vergrößerung verfügt über ein OLED-Panel mit einer Auflösung von 5,76 Millionen Subpixel. Damit gehört er zu den Modellen mit der höchsten Auflösung. Die Wiedergabe kann mit 60 oder 120 Bildern pro Sekunde erfolgen, die Qualität der Darstellung ändert sich selbst bei der höheren Bildrate nicht und erreicht ein exzellentes Niveau. Bei eingestellten 120 Bildern pro Sekunde erfolgt die Wiedergabe sehr flüssig, auch bewegte Motive lassen sich ohne Ruckeln verfolgen.Das Display der Canon EOS R5 wurde dreh- und schwenkbar konstruiert, die Bildkontrolle stellt daher sowohl vor als auch hinter der Kamera kein Problem dar. Das wissen vor allem Videografen zu schätzen. Mit einer Diagonalen von 3,2 Zoll fällt das Panel etwas größer als im Durchschnitt aus, dank einer sehr hohen Auflösung von 2,1 Millionen werden selbst feine Details optimal wiedergegeben. Darüber hinaus überzeugt das LCD mit großen Blickwinkeln und einem präzisen Touchscreen. Viel besser kann man ein Display kaum bauen.
Die Canon EOS R5 (Beispielaufnahmen)
wurde nicht nur zur Aufnahme von Fotos entwickelt, sondern auch zur Aufnahme von Videos. Als eine von wenigen Kameras unterstützt die DSLM die Aufnahme von 8K-Videos. Sie lassen sich mit 8.192 x 4.320 Pixel (8K Cinema) oder 7.680 x 4.320 Pixel (8K) und 24, 25 oder 30 Vollbildern pro Sekunde speichern. Daneben sind Videos in 4K-Cinema-Auflösung (4.096 x 2.160 Pixel) und klassischer 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) und in Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) möglich. Hier können sich Videografen zwischen 24, 25, 30, 50 und 60 Vollbildern pro Sekunde entscheiden. Zusätzlich gibt es eine „Hohe Bildrate“-Option. Diese erzeugt Zeitlupenvideos mit bis zu 5-facher Verlangsamung. Für 4K-Aufnahmen mit der besten Qualität hat Canon eine HQ-Option für die volle Sensorauslesung integriert, hier sind allerdings maximal 30 Vollbilder pro Sekunde wählbar. Ohne HQ-Option greift Canon unterhalb von 8K auf andere Methoden der Bildgenerierung zurück. Ein großes Angebot findet sich auch bei den wählbaren Kompressionen. In 8K-Auflösung stehen dabei die meisten zur Verfügung. Hier lassen sich unter anderem RAW-Videos mit Standard- und Light-Kompression ausgeben. In 8K sowie allen anderen Auflösungen werden zudem die All-Intra-Kompression, die IPB- und die IPB-Light-Kompression angeboten.Da die EOS R5 in der Lage ist, Videos mit sehr hohen Datenraten zu erzeugen, hat sich Canon bei der DSLM für den Einsatz einer CFexpress-Karte mit Typ-B-Standard in Slot 1 entschieden. Nur damit stehen alle Aufnahmeoptionen der EOS R5 zur Verfügung. Der Autofokus und die Bildstabilisierung arbeiten bei Videos sehr überzeugend, manuelles Eingreifen ist unnötig. Natürlich bietet die Kamera trotzdem jede Menge manuelle Optionen an. Dazu gehören die Belichtung, der Bildstil oder der Fokus. Für Aufnahmen mit einem großen Dynamikumfang können Videografen nicht nur auf die RAW-Funktion zurückgreifen, sondern auch auf die Log-Aufnahme. Für den Ton gibt es bei der EOS R5 ein integriertes Mikrofon und externe Optionen. Das wird über einen 3,5mm Klinkenport realisiert. Des Weiteren bietet die Kamera die Möglichkeit zum Pegeln des Tons an und verfügt über einen Kopfhöreranschluss zur direkten Kontrolle.
Zusammengefasst könnte man daher sagen, dass die Canon EOS R5 praktisch alle Wünsche von Videografen erfüllt. Trotzdem gibt es auch bei der EOS R5 einen Nachteil in Kauf zu nehmen: die Aufnahmedauer. Zum einen hat Canon diese grundsätzlich auf 29 Minuten und 59 Sekunden beschränkt, zum anderen wird die Zeit in der Praxis noch durch die Hardware-Temperatur bestimmt. 8K-Videos lassen die DSLM schnell erhitzen, mit von uns gemessenen 21 Minuten am Stück (22 Grad Raumtemperatur, Display eingeklappt) ist die Dauer doch etwas kurz. Bei 4K-Auflösung sind mit 60 Vollbildern pro Sekunde fast 35 Minuten erreichbar, selbst damit sind aber einige Aufnahmesituationen noch nicht abgedeckt. Das ginge für eine Kamera der High-End-Klasse sicher besser.
Thomas
Kniess
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