Die Canon EOS 77D (Datenblatt)
folgt auf die 2015 vorgestellte Canon EOS 760D (Testbericht) und ist neben der Canon EOS 800D das zweite gehobene Einsteiger- bzw. Mittelklassemodell von Canon. Die Spiegelreflexkamera fällt mit Abmessungen von 13,1 x 10,0 x 7,6cm einen Tick kleiner als die EOS 760D (13,2 x 10,1 x 7,8cm) aus, mit einem betriebsbereiten Gewicht von 522g (statt 566g) ist sie zudem ein wenig leichter. In der Praxis sind diese Differenzen jedoch zu vernachlässigen.Im Unterschied zum Schwestermodell Canon EOS 800D verfügt die EOS 77D unter anderem über ein Kontrolldisplay auf der Oberseite. Es zeigt neben der Sensorempfindlichkeit, der Belichtungszeit und der Blende beispielsweise auch den Ladestand des Akkus an. Zur Kontrolle der wichtigsten Parameter muss daher nicht unbedingt auf das rückseitige Display geblickt werden. Vor dem Display befinden sich Tasten zum Bestimmen des AF-Messfeldes und der Sensorempfindlichkeit. Außerdem lässt sich das Display per weiterer Taste beleuchten. Es ist dadurch auch im Dunkeln ablesbar.
Des Weiteren hat Canon die EOS 77D (Produktbilder)
mit zwei Einstellrädern statt einem wie bei der EOS 800D ausgestattet. Das eine liegt hinter dem Fotoauslöser auf dem Griff, das andere auf der Rückseite. Letzteres wird darüber hinaus als Steuerkreuz sowie für Direktwahltasten verwendet und erlaubt das Verändern des Aufnahmemodus (Einzelbild, Serienbild, …), des Weißabgleichs, des Fokusmodus und des Bildstils. Per Lockschalter kann das Wählrad bei Bedarf gesperrt werden.
Das rückseitige Einstellrad ermöglicht unter anderem die komfortable Steuerung der Belichtung im manuellen Modus, darüber wird die Blende schnell angepasst. Die Abmessungen des Einstellrades sind recht klein, zudem fällt es sehr leichtgängig aus. Daran kann man sich allerdings gewöhnen.
Apropos Größe: Das Kameragehäuse der Canon EOS 77D (Technik)
fällt wie bei den allermeisten Einsteigermodellen vergleichsweise zierlich aus, der kleine Finger hängt beim Festhalten daher ein wenig in der Luft. Bei kompakten und leichten Objektiven stört das kaum, bei schwereren Modellen ist dies jedoch nicht optimal. Beim Transport stellt die Größe andererseits einen Vorteil dar. Grundsätzlich lässt sich die EOS 77D durch ihren ergonomisch geformten Griff sowie durch zahlreiche gummierte Stellen am Gehäuse sicher festhalten. Die Daumenablage auf der Rückseite wurde auch groß genug gestaltet. Als Material verwendet Canon bei der Spiegelreflexkamera Kunststoff, das Gehäuse ist akzeptabel verarbeitet. Viel mehr kann man von einem Einsteigermodell nicht erwarten. Abdichtungen gegen Staub und Spritzwasser sind nicht vorhanden, damit können in der Regel nur höherwertige Modelle aufwarten.Das Programmwählrad hat Canon bei der EOS 77D auf der linken Schulter der Spiegelreflexkamera untergebracht, an dessen Seite sich zudem der Ein-/Ausschalter befindet. Mit dessen dritter Position wird zum Videomodus gewechselt. Nur darin „funktioniert“ die rechts vom Sucher liegende Taste (markiert mit einem roten Punkt) als Videoauslöser. Bei den Fotomodi dient diese zum Aktivieren des Liveviewbetriebs. Aber zurück zum Programmwählrad: Dieses muss der Fotograf vor dem Drehen zuerst per mittiger Taste entsichern, beim Drehen muss die Taste die ganze Zeit gedrückt gehalten werden. Das Rad erlaubt die Wahl der PSAM-Modi, der automatischen Motiverkennung, eines Blitz-aus-Modus und einer Kreativ-Automatik. Bei Letzterer bestimmt der Fotograf auf Wunsch beispielsweise die Ausprägung der Hintergrundunschärfe. Des Weiteren verfügt die Canon EOS 77D (Bildqualität)
über vier direkt auf dem Wählrad erreichbare Szenenprogramme („Porträt“, „Landschaft“, „Makro“, „Sport“, …). Zusätzliche sieben („Gruppenfoto“, „Kinder“, „HDR-Gegenlicht“, …) lassen sich über die SCN-Stellung aufrufen. Hinter dem Filtersymbol mit zwei Kreisen verbergen sich außerdem zehn Fotoeffekte. Dazu zählen ein Aquarell-Effekt, ein Miniatureffekt und verschiedene HDR-Effekte. Alle Fotoprogramme sind mit verschiedenen Beispielbildern versehen, ein kurzer Text informiert unerfahrenere Fotografen über den Zweck des gewählten Aufnahmeprogramms. Diese Informationen waren bei älteren Modellen von Canon noch nicht in dieser Ausführlichkeit zu finden.Das Design des Hauptmenüs der Canon EOS 77D (Datenblatt)
ist in seinen Grundzügen bereits von älteren Modellen bekannt, wie bei der letztes Jahr vorgestellten EOS 80D gibt es aber nur noch fünf Oberpunkte. Diese sind mit zusätzlichen Reitern in weitere Unterpunkte aufgeteilt. Lobenswert: Mit dem MyMenu der DSLR lässt sich ein Menü mit eigenen Optionen zusammenstellen. Häufiger benötigte Optionen sind hierüber schnell zu erreichen. In den anderen Menüs muss man danach durchaus länger suchen. Wichtige Fotoeinstellungen lassen sich zudem über das Quickmenü (Q-Taste) aufrufen.Im Hauptmenü der Canon EOS 77D kann eine spezielle Ansichtsoption mit noch mehr Hilfen aktiviert werden. Diese fällt modern aus und liefert Anfängern noch mehr Aufnahmeinformationen. Das Aktivieren der Hilfen ist über das Display-Level-Menü möglich. Ingesamt gesehen überzeugt uns die Bedienung der Spiegelreflexkamera, mit den beiden Einstellrädern lässt sich komfortabel arbeiten. Dass einige Einstellungen schnell über Direktwahltasten zu erreichen sind, weiß ebenso zu gefallen. Die Bedienelemente sind jedoch größtenteils etwas klein geraten, Personen mit größeren Händen bzw. Fingern werden diese Tatsache als nicht optimal empfinden. Wer eine kleine Kamera mit recht vielen Tasten sein Eigen nennen möchte, muss diesbezüglich Abstriche in Kauf nehmen.
Das Autofokussystem der Canon EOS 77D (Geschwindigkeit)
ist bereits von der Canon EOS 80D (Testbericht) bekannt, noch nie zuvor besaß eine Kamera der gehobenen Einsteiger- bzw. Mittelklasse derart viele AF-Sensoren. Bei der EOS 77D sind es 45 an der Zahl, bei allen handelt es sich um die besonders „guten“ Kreuzsensoren. Diese sind in drei Zonen angeordnet und decken einen vergleichsweise großen Bildbereich ab. 27 Messfelder funktionieren bis zu einer Offenblende von F8, neun davon sogar noch als Kreuzsensoren. Auch dies stellt für Spiegelreflexkameras unterhalb der Oberklasse ein Novum dar. In der Praxis weiß das AF-System der Canon EOS 77D daher sehr zu gefallen, selbst bei schneller bewegten Motiven war im Test eine präzise Fokusnachführung möglich. Als Messfeld-Optionen stehen ein Einzelfeld-AF, ein Zonen-AF mit neun Feldern, ein „großer Zonen AF“ mit 15 Messfeldern und die automatische Messfeldwahl zur Verfügung. Weitere AF-Optionen gibt es nur noch in Form des AF-Betriebs („One Shot“, „AI Focus“ und „AI Servo“). Die AF-Feinabstimmung oder auch die Konfiguration der AI-Servo-Reaktion wird nicht angeboten. Dies ist nicht optimal – wenngleich bei Kameras unterhalb der Oberklasse üblich –, wie wir bei unserem Test mit dem Canon EF-S 18-135mm F3,5-5,6 IS USM festgestellt haben. Die Aufnahmen zeigten hier einen leichten Backfokus, weshalb wir für unsere Testbilder den Liveview-AF verwendet haben. Dieses Problem kann von einer Service-Werkstatt von Canon jedoch gelöst werden. Bei anderen Objektiven funktionierte die Fokussierung im Test tadellos.
Das manuelle Scharfstellen ist mit der EOS 77D natürlich auch möglich, eine bis zu zehnfache Lupenfunktion macht das Scharfstellen im Liveviewbetrieb einfach. Auf ein zusätzliches Peaking hat Canon leider verzichtet. Dieses würde das Fokussieren bei kleineren Vergrößerungsstufen noch einfacher machen.
Die Belichtungszeiten der Canon EOS 77D liegen zwischen einer 1/4.000 Sekunde und 30 Sekunden. Mit dem Bulbmodus ist die Zeit außerdem noch verlängerbar. Dies entspricht dem klassenüblichen Standard. Der Verschluss arbeitet bei Fotos einzig mechanisch, die Belichtungsmessung erfolgt mit einem Messsensor mit 7.560 RGB-Pixel. Als Belichtungsmessmodi werden die Mehrfeld-, die mittenbetonte, die Selektiv- und die Spotmessung angeboten.
Die Bildkontrolle lässt sich bei der Canon EOS 77D – wie üblich bei Spiegelreflexkameras – entweder per optischem Sucher oder per Display vornehmen. Beim Sucher der DSLR handelt es sich um ein Pentaspiegelmodell mit 0,51-facher Vergrößerung (auf Kleinbild umgerechnet) und 95 Prozent Bildfeldabdeckung. Sucher mit diesen technischen Daten sind fast bei allen Spiegelreflexkameras der Einsteigerklasse zu finden. Leider sind sie nicht besonders groß, zudem wird nicht das gesamte Bildfeld angezeigt. Den Bildausschnitt kann man daher erst nach der Aufnahme final kontrollieren. In der Praxis sehen wir das zwar nicht ganz so problematisch, der Komfort leidet darunter aber natürlich ein wenig.
Das Display (3,0 Zoll) der Canon EOS 77D (Technik)
ist wesentlich moderner und im Praxiseinsatz daher auch komfortabler einzusetzen. Es weiß mit einer dank 1,04 Millionen Subpixel scharfen Wiedergabe zu überzeugen, durch die dreh- und schwenkbare Lagerung kann die Bildkontrolle zudem ohne größere Einschränkungen erfolgen. Das Ablesen des LCDs gestaltet sich durch große Einblickwinkel auch bei der schrägen Ansicht problemlos. Mittels der Touchoberfläche, die Eingaben sofort und präzise erkennt, ist die Digitalkamera gut zu bedienen. Ebenso gut: Der Augen- bzw. Annäherungssensor der EOS 77D schaltet das Display automatisch ab, sofern der Sucher zur Bildkontrolle verwendet wird. Dies hilft beim StromsparenVideos nimmt die Canon EOS 77D (Beispielaufnahmen)
bis in Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) auf, zwischen 24 und 60 Vollbildern pro Sekunde wird jede übliche Bildrate angeboten. 4K-Videos sind nicht möglich, gegenüber der vorherigen DSLR-Generation wurde die Bildrate aber immerhin von 30 auf bis zu 60 Vollbilder pro Sekunde verdoppelt. Bewegte Motive lassen sich als Beispiel dadurch ohne stärkere Ruckler einfangen. Als weitere Bildraten hat die Digitalkamera 50, 30, 25 und 24 Vollbilder pro Sekunde zu bieten. Neben Full-HD-Videos nimmt die DSLR auch HD- (1.280 x 720 Pixel) und VGA-Videos (640 x 480 Pixel) auf. Die Kompression der Videos erfolgt im IPB- oder IPB-Light-Standard (nur bei 30 Vollbildern pro Sekunde), die per H.264 codierten Videos werden in einem MP4-Container abgespeichert. Manuelle Optionen hat die Kamera in Form der manuellen Belichtung und Fokussierung zu bieten, des Weiteren lässt sich der Bildstil konfigurieren und der Ton in feinen Stufen pegeln. Die Kamera unterstützt damit mehr als die „Basic-Optionen“. Durch den Mikrofoneingang (3,5mm Klinke) lässt sich zwecks einer besseren Tonqualität auch ein externes Mikrofon anschließen.
Die Bildqualität der Full-HD-Videos fällt größtenteils sehr gut aus, leichte Moiré-Artefakte sind bei kritischen Motiven aber durchaus zu sehen. Mit 4K-Videos können sich die Aufnahmen durch die deutlich geringere Auflösung allerdings keinesfalls messen. Der Autofokus stellt durch die Dual-Pixel-CMOS-AF-Technologie bei Videos treffsicher und auch sehr schnell scharf, hier können nur wenige andere Kameras mithalten. Neu ist bei der EOS 77D die digitale Bildstabilisierung in fünf Achsen (zwei Stufen wählbar). Diese erlaubt ein ruhigeres Bild auch bei nicht optisch stabilisierten Objektiven. Der Bildausschnitt verkleinert sich hier jedoch.
Thomas
Kniess
Kommentare
Mir ist aufgefallen das die …
Mir ist aufgefallen das die EOS 200d im Vergleich zur 77d eine wesentlich bessere Farbdarstellung haben soll. Nun haben die Kameras den selben Sensor. Habt Ihr da nun bei der 77d ein Montagsmodell erwischt? Ganz nachvollziehen kann ich die Angaben nicht. Gruß und einen prima Wochenstart. Düse.
Was mir in diesem, aber …
Was mir in diesem, aber auch in allen anderen Testberichten aufgefallen ist - Es gibt keine Information darüber, dass es für die 77D keinen zusätzlichen (offiziellen) Akkugriff gibt und auch nicht geben wird, da die erforderlichen Anschlüsse im Akkufach nicht vorhanden sind. Eine Tatsache welche ich leider erst nach dem Kauf des besagten Models feststellen musste. Es gibt zwar welche von Drittanbietern, diese werden aber immer über den externen Auslöser angeschlossen und bieten somit außer dem Auslöser selber keine Möglichkeit der Kamerasteuerung.