Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus
Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus
Die besonders flachen Digitalkameras kommen mit drei Brennweiten aus. Genauer gesagt, der Brennweitenbereich reicht stufenlos vom Weitwinkel zum leichten Tele. Doch was bedeuten Weitwinkel oder Tele? - Nu, stelle' ma uns mal janz dumm. Wat is eine Weitwinkel oder eine Tele? Beim Wort Weitwinkel ist die Sache noch einfach. Ein weiter Winkel ist, wenn wir die Arme ausbreiten, zumeist mehr als 90 Grad breit. Das macht fast jeder so. In der Fotografie jedoch bedeutet Weitwinkel einen deutlich geringeren Sichtbereich. Obwohl sich gerade die Jüngeren nie mit dem Bildformat Kleinbild beschäftigt haben, also ein Aufnahmeformat von 24 mal 36 mm, wird dieses immer wieder zum Vergleich herangezogen. Und wenn sie mit den Armen einen Winkel zeigen sollen, z.B. den Vergleich 28 mm, dann zeigen Sie die horizontale Ausbreitung. Das sind nur 65°. Außerdem sind 28 mm bei den Digitalkameras selten.
Obwohl, mittlerweile bieten mehrere Hersteller Kameras mit dieser Anfangs-Brennweite. Die Tele-Brennweiten hören üblicherweise bei 23° auf. Die Winkel die ich hier benenne, sind schon mehr als ein dreifach Varioobjektiv, denn der übliche Brennweitenbereich reicht von 35 mm. Das sind in der Horizontalen 54°, bis zum Tele. Wenn man die Arme breit macht wird es anschaulich. Einen rechten Winkel von 90° bekommt wohl jeder hin. Davon die Hälfte und man hat die normale Brennweite. Dieser Blickwinkel entspricht in etwa der Wahrnehmung unseres natürlichen Sehens. Deshalb wird er als „Normal“ bezeichnet. Jeder größere Bildwinkel ist ein Weitwinkel, jeder engere ein Tele. Dumm nur, dass man bei den Bezeichnungen immer noch das Kleinbild-Format als Bezugsgröße nimmt. Bei einer Kamera mit fest verbauten Objektiv macht das, wie wir gerade gesehen haben, keinen Sinn, weil eine solche Bezeichnung in Millimetern nur dann Sinn hat, sollten einfach alle mit dem Kleinbild groß geworden sein.
Wie viele Millimeter braucht man denn nun? So mancher möchte antworten, je mehr desto besser. Und tatsächlich, es gibt diese Kameras, die vom Weitwinkel bis zum engen Tele bereits alles mitbringen. Dabei gibt es eine deutliche Einschränkung: in der optischen Leistung. Je mehr Brennweiten ein Vario-Objektiv vereinen soll, desto schwieriger wird die Konstruktion. Das hat deutliche Auswirkungen auf den Preis. Deshalb sind unschöne Kompromisse nötig. Zwischen Lichtstärke, Brennweite und den Abbildungsfehlern besteht ein Zusammenhang. Es ist, als ob man mehrere Bälle in die Luft wirft und will alle dort halten. In der Optik sind das mindestens fünf. Dabei fällt schon mal etwas runter, z.B. der Preis oder die Verzeichnung. Verzeichnung bedeutet, dass in den Weitwinkeln eine deutliche Verzeichnung von rechteckigen Objekten zu tonnenförmigen stattfindet. Je deutlicher eine Optik in den Tele-Bereich reicht, desto mehr werden rechteckige Objekte zu Kissen verformt. Ein weiterer Ball, den es in der Luft zu halten gilt: die Bildecken sollen nicht allzu dunkel werden.
Eine weitere unpraktische Sache: je mehr Bildwinkel, desto größer wird das Objektiv. Allerdings, ist der Bildsensor groß, dann sind auch die Linsen der Optik sehr groß. Kleinere Bildsensoren haben also den Vorteil das kleinere Objektive eingesetzt werden können. Kurz: alles hängt miteinander zusammen. Grundsätzlich bieten kleinere Vario-Objektive, also jene die einen kleineren Brennweitenbereich „durchfahren“ müssen, bessere Leistungen, vorausgesetzt, ein Hersteller spart Qualität nicht einfach weg.
Hier habe ich noch eine einfache Umrechnung von Kleinbildformat und den Brennweiten auf die Bildwinkel in der Horizontalen. 28 mm gleich 65°, 35 mm gleich 54°, normale 50 mm gleich 40°, 90 mm gleich 23° und 135 mm gleich 15°. Was Sie auch sehen, je länger die Brennweite wird, desto weniger scheint der Bildwinkel immer dann abzunehmen, wenn man die Kamera einstellt. Erst geht es ganz schnell und dann immer langsamer. Man darf nicht vergessen das der Seheindruck für entfernte Objekte mit einer Optik nur schwer realisiert werden kann. Das scharfe Sehen unserer Augen umfasst etwa 2 Grad Bildwinkel, der Rest wird unscharf wahrgenommen. Möchte man nun ein Objektiv nutzen, das unserem scharfen Sehfeld entspricht, dann müsste man eine „lange Tüte“ von gut 1200 mm einsetzen. Selbst die großen Bridge-Kameras mit ihren über 400 mm Brennweite sind also gar kein Vergleich. Deshalb ist es in der Fotografie kein so großer Unterschied, ob man „nur“ 200 mm Brennweite hat oder 400 mm.
Abgesehen von der Sport- und Tierfotografie sind die wirklich langen Brennweiten kaum nutzbringend. In der Praxis werden Brennweiten gebraucht, deren Bildwinkel von 65° bis 15° reichen.
Gastbeiträge enthalten die Meinung des jeweiligen Autors und spiegeln nicht die Meinung von dkamera.de wieder.
Vielen Dank für Ihren Beitrag. …
Vielen Dank für Ihren Beitrag. Das war etwas 'was ich immer schon wissen wollte'.