Schöne Sekunden mit buntem Feuerwerks-Licht

Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus

Gastbeitrag

Gerne, aber nur selten möglich, wird versucht ein Feuerwerk-Spektakel mit der Kamera festzuhalten. Und es gibt schöne Fotos, die zeigen, dass es geht. Doch ganz so simpel – draufhalten und knipsen, ist es nicht, vor allem nicht mit einer einfachen Digitalkamera. Unmöglich ist es aber natürlich dennoch nicht. Vergegenwärtigen wir die Situation, auf die man sich beim fotografieren eines Feuerwerks einlässt.

Die grundsätzliche Voraussetzung ist eine längere Belichtungszeit. Denn ein Feuerwerk besteht genau genommen aus vielen einzelnen Lichteindrücken. - Glauben Sie nicht? Es geschehe doch so vieles gleichzeitig, werden einige von Ihnen einwenden. Ja und Nein.

Für unser Auge ist da und dort gleichermaßen ein Lichteffekt zu sehen. Doch leider nicht für eine Kamera. Denn diese reagiert anders auf das Licht am dunklen Himmel als das menschliche Auge. Ein Feuerwerk ist nur kurzzeitig mit maximaler Leuchtkraft zu sehen. Da, wo sich unser Auge anpasst, registriert die Kamera ein Aufleuchten und Verglühen und das auch noch viel genauer, weil die Technik während der Belichtung nichts verändert und jeden Unterschied sichtbar macht. Die Kunst im Umgang mit der Technik besteht nun darin den leuchtkräftigsten Moment des Abbrennens zu erfassen. Dann jedoch wäre es nur noch Zufall, wenn andere Leuchtkörper zum selben Augenblick maximal aufleuchten. - So bleibt nur eine Langzeitbelichtung, was zu längeren Lichtspuren der Raketen und zu Brennspuren und Leuchteffekten führt.

Was an einem Feuerwerk fasziniert, ist der mit buntem Licht gefüllte, dunkle Himmel. Entgegen einem gestalteten Feuerwerk geschieht in der Sylvesternacht alles in einer zufälligen Abfolge. Das ist ein weiterer Grund, möglichst lange zu belichten. Nur so füllt sich das Dunkel der Nacht mit vielen Farben an.

Ein weiterer Effekt neben denen der maximalen Leuchtkraft und einer lückenhaften Abfolge muss bedacht sein: eine Digitalkamera kann mit langen Belichtungszeiten von mehreren Sekunden eher schlecht als recht umgehen. Bildsensoren summieren nicht nur Licht, sondern bei jeder sekundenlangen Aktivität wird die elektrische Aktivität mit aufgezeichnet, so dass jedes Foto mit vielen verhalten bunten Pixeln überzogen wird. Übrigens: bei Videosequenzen fällt ein solcher Effekt nicht so stark auf, denn die sich überlagernden Bilder drängen den störenden „Streuselkuchen“ zurück. Dagegen, bei einem Standbild - und nichts anderes ist ein Foto - kann man sich diese Fehlpixel als bunte Monitor- oder Druckpunkte in aller Ruhe ansehen.

Diese drei Voraussetzungen müssen ebenso bedacht werden, wie der richtige Ausschnitt. Doch darüber kann man nur mutmaßen und annehmen, dass es so ähnlich wie im letzten Jahr ablaufen wird. In einer Stadt braucht man einen freien Blick in jene Richtung, aus der die meisten Feuerwerksraketen zu erwarten sind. In ländlichen Regionen kann man wohl nur mit dem eigenen Feuerwerk bzw. dem der Nachbarn mit gutem Jahresabschluss-Budget rechnen. Dann braucht es einen Standort, der wahrscheinlich alle oder fast alle Raketen erfassen kann, warum? genau: wegen der Langzeitbelichtung, denn einzelne Raketen wirken am Himmel recht verloren und einsam.

Die Kamera muss auf Langzeitbelichtung eingestellt werden. Aber auch ohne manuelle Einstellungen an einer Digitalkamera kann man zurecht kommen. Dann gilt es die Automatik zu überlisten. Das bedeutet für die Praxis, mit mehreren Sekunden zu arbeiten und zugleich einer Verwacklung entgegen zu wirken. Mit Stativ - ganz gleich, wie groß - ist dies deutlich einfacher. Ein Fernauslöser macht es zusätzlich möglich, aus mehreren Metern Entfernung (zumindest als Schemen) selbst aufs Bild zu kommen.

Die Reichweite sollte man aus dem Handbuch entnehmen und zusätzlich ausprobieren. - In diesem Zuge auch sehr wichtig ist die Frage: hat die Batterie noch ausreichend Ladung? Wer übrigens über kein Stativ verfügt, kann dennoch Langzeitbelichtungen durchführen. Dann braucht man einen festen Untergrund (Mauer, Autodach, Hundehütte oder anderes), um die Kamera während der langen Belichtung auf dem Untergrund festzudrücken und so eine Verwacklung zu vermeiden. Beachten Sie bitte, dass der Verwacklungsschutz ausgeschaltet ist, sonst bringt der Verwacklungschutz bei der Korrektur einer nicht vorhandener Bewegung eventuell Unruhe ins Bild. Auch ist es möglich, eine senkrechte Mauerwand zu nutzen und die Kamera dagegen drücken. Auch ein Laternenpfahl oder ein Baum kann sich als stabile Stütze hilfreich erweisen.

Wie immer im Leben ist auch die Fotografie eines Feuerwerks reine Erfahrungssache. Denn nicht zuletzt kann man ein Feuerwerk mit einem Belichtungsmesser nicht so einfach ausmessen. Auch eine Kamera kann das nicht.

Der Aufnahmevorgang:
Die Kamera wird, wenn möglich, auf mehre Sekunden Belichtung eingestellt. Ich würde es mit einer Belichtungszeit von 2 bis 5 Sekunden ausprobieren und eventuell nach den ersten Aufnahmen entsprechend korrigieren. Die Blende (Objektivöffnung) sollte möglichst groß gewählt sein. Die Empfindlichkeit sollte über ISO 400 nicht hinaus gehen. Das hilft dabei, die Pixelstörungen nicht ausufern zu lassen. Eine Rauschunterdrückung wird nun sinnvoll. - Wenn man hierfür gar nichts an der Kamera einstellen kann, sollte das kein Grund sein, gleich aufzugeben - dies kann auch nachträglich noch mit entsprechender Bildbearbeitung realisiert werden.

Die Kameraautomatik versucht dunkle Bildbereiche zu einem Mittelgrauton zu belichten. Auch würde es Sinn machen, nach wenigen Sekunden ein weiches Kissen vor die Optik zu halten, um die überlange Belichtungszeit zu verhindern. Denn sicher haben Sie nicht vor, die Wiese vor dem Haus so lange zu belichten, dass diese fast so hell wie im Tageslicht wird. Und das gilt auch für andere Objekte im Bild. Vermeiden Sie eine Laterne oder anderes künstliches Licht im Bild. Denn es passt nicht zum dunklen Himmel. Sie können sich selbst (und Ihre Freunde) mit Selbstauslöser oder Fernauslöser zwar mit ins Bild einbeziehen, aber nur dann, wenn diese nicht in einem zusätzlichen Licht stehen. In einem solchen Fall müssen Sie darauf verzichten alles ins Bild zu holen und richten Ihre Kamera lieber auf einen Ausschnitt mit dunklen Himmel, in dem die Feuerwerksraketen zu erwarten sind.

So, bald können Sie es selbst ausprobieren. Wenn Ihnen die Aufnahmen nicht alle gefallen, dann ist das bei einem solchen Motiv wie dem „Feuerwerk“ überhaupt nichts ungewöhnliches. Das erste Mal ist immer ein Versuch und man sammelt Erfahrungen. Freuen Sie sich über jedes Foto, das auf Anhieb gelingt. Leider muss man ansonsten ein Jahr warten und kann erst dann erneut ausprobieren und Erfahrung sammeln.

Ich wünsche Ihnen ein friedvolles und glückliches Neues Jahr.
Adrian Ahlhaus

Gastbeiträge enthalten die Meinung des jeweiligen Autors und spiegeln nicht die Meinung von dkamera.de wieder.

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