Die Landschaftsfotografie

Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus

Gastbeitrag
Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus

Eines der großen Irrtümer in der Fotografie ist die Ansicht, dass man Landschaften mit viel Ruhe begegnen kann. Landschaften würden demnach nicht weglaufen. Sie würden geradezu auf einen warten. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Ein Vergleich: wie wäre es, wenn in einem Fußballspiel die Mannschaften alle zehn Minuten ihre Trikots wechseln würden? Und einzelne Spieler oder Spielerinnen dann auch noch andere Farben tragen? Das ist bei der Landschaftsfotografie der Fall.

Eine Landschaft kann sich innerhalb von sehr kurzer Zeit vollständig verändern. Einer der berühmtesten Fotografen von Landschaften hieß Ansel Adams. Seine Motive hatte er über Jahre immer wieder aufgesucht, beobachtet und fotografiert, manche über Jahrzehnte hinweg. Viele Fotos entstanden dabei, doch nur wenige schienen ihm brauchbar. Natürlich, Adams hatte extrem hohe Ansprüche und seinen Bildern sieht man dies an. Doch zugleich zeigt sich, das jede Landschaft unberechenbar ist. Sicherlich, wer „seine“ Landschaft kennt, diese über Jahre beobachtet hat, wird eine Vorstellung davon haben können, in welcher Jahreszeit etwas bestimmtes zu erwarten ist. Und das ist schon der zweite Irrtum.

Die großen Ereignisse, im Herbst fallende Blätter und im Winter fällt Schnee, dies wird es geben, so meint man. Doch genau jene Ereignisse sind für eine Landschaft eben nicht die bestimmenden Merkmale. Abgefallene Blätter bedeuten genau genommen gar nichts und das gleiche gilt für Schnee. Irgendwo auf der Welt wird es bunter und schneereicher sein können. Es sind lediglich Naturphänomene, aber letztlich liegt darin kein Grund ein Foto zu machen. Bleiben wird im konkreten Bild des Herbstes: Erst wenn die fallenden Blätter als Anordnung auf der Erde liegen, kahle Äste in einem bestimmten Licht erscheinen, das Licht von Sonne oder Wolken eine Schattenwelt erzeugen, dann erhält ein Foto die ganz bestimmte Stimmung und Ausstrahlung. Diese Stimmung ist es, die auf die Betrachter wirkt. Dann wird das Foto über eine Landschaft zum Bild von einer Landschaft.

Man braucht viel Geduld - vielleicht ist erst im nächsten Jahr eine wirklich gute Gelegenheit - und man muss zugleich gut vorbereitet sein, um sekundenschnell auf Wechsel von Licht und Schatten reagieren zu können. Die Ausrüstung sollte den Gegebenheiten genügen. Wer am Nachmittag eine Aufnahme im Gegenlicht erschaffen möchte kann auf eine Streulichtblende nicht verzichten. Denn Geisterbilder und helle Flecken sind natürlich keineswegs ein Merkmal für gute Aufnahmen von Landschaften. Wer Farben und Kontraste gezielt einfangen möchte, muss frühzeitig entsprechende Fragen klären - beispielsweise muss entschieden werden, ob als Aufnahmeformat JPEG ausreicht oder doch auf RAW umgeschaltet werden sollte. Sollte man die Schärfe etwas zurück nehmen?

Welches Gerät wird für die Fotografie einer Landschaft benötigt? Natürlich eine (Digital-)Kamera. Und das muss keineswegs eine besondere sein. Klein oder groß - das ist ziemlich egal. Auch ein Stativ ist nicht unbedingt nötig. Es ist allerdings hilfreich. Denn wer Landschaften fotografieren möchte, sucht einen bestimmten Blick auf die Natur. Das heißt, ein Ausgangs-Standort wird festgelegt, die Richtung, in die fotografiert werden soll ebenso, wie auch der Bildwinkel. Dumm nur, dass man sich nicht einfach nur an diese Stelle begibt, die Brennweite (den Bildwinkel) einstellt, die Aufnahme macht und wieder weg geht. Das wäre „nur“ ein Schnappschuss und es wäre eher Zufall, wenn dieser gelingt.

Wer Landschaftsfotografie anstrebt, muss warten können. Warten auf ein bestimmtes Wolkenbild, die Sonne oder den Sonnenstand und, nicht zu vergessen, jene Eigenheiten des Windes, der Wiesen, Äste und Blätter beeinflusst. Dabei ist es, wie bereits erwähnt, ganz nützlich über ein Stativ zu verfügen. Die Kamera ist darauf aufgebaut und der Bildwinkel eingerichtet. Nun gilt es den Moment abzuwarten, bis die Natur jenen Augenblick freigibt, in dem der Moment gekommen ist, das eine - aber keineswegs simple Foto - zu machen. Geduld und Aufmerksamkeit gehen dabei Hand in Hand. Denn nichts wird auf den entscheidenden Moment hinweisen. Niemand weißt im richtigen Augenblick darauf hin, dass jetzt eine gute Gelegenheit gekommen ist, eine schöne Landschaftsaufnahme zu schießen. Ein paar Sekunden später ist möglicherweise alles schon wieder vorbei. Und die Natur scheint zu sagen: Nun denn, bis zum nächsten Jahr.

Das ist keineswegs übertrieben. Sehen Sie sich das Foto in den Screenshots meines aktuellen Testberichtes über die Software "Helicon Filter" an. Kaum mehr als eine Woche ist seit der Aufnahme vergangen. Von den Rosenblüten ist nichts mehr zu sehen. Erst wieder im nächsten Jahr.

Gastbeiträge enthalten die Meinung des jeweiligen Autors und spiegeln nicht die Meinung von dkamera.de wieder.

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