Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus
Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus
Farben sind nicht alles in einem Foto. Doch wenn sie genutzt werden dann sollten diese im Bild realitätsnah und vorhersehbar vorhanden sein. Die Farben "grüne Tomate" sind wohl allen bekannt. Es ist die Erinnerung, welch eine Art von Grün das ist. Gelegentlich lassen sich Farben unmittelbar vergleichen. Noch nicht lange zurück liegend sah ich in ein Schaufenster eines roten Schreibers, dahinter aufgestellt war als Aussteller die Abbildung des Produktes. Der Unterschied der Farben war ganz erstaunlich. Hier der reale, leuchtend rote Schreiber, dahinter eine eher dunkelrot gedrucktes Wiedergabe des wohl gleichen Schreibers. Zwei farbige Welten direkt nebeneinander. Nun, ich weiß nicht wer für die deutliche Abweichung der Farbe Rot verantwortlich war.
Diese Woche hat mich das Drucken bestimmter Farben sehr beschäftigt. Dabei ging es um ein Foto mit Kleidern, die eng nebeneinander gehängt waren. Aufgereihte matte, dunkle Stoffe in blauen Tönen und dazwischen ein Kleid in glänzend goldener Farbe, das sichtbar heraus trat. Schon bei der Wahl dieser Zusammenstellung war mir bewusst, dass nicht alle Farben exakt zu treffen sein würden. Dazu trat der goldfarbene Stoff zu deutlich heraus und dominierte das Foto. Das war meine Bildidee.
Als gedruckter Stoff kann die Farbe Gold nur die Idee von echtem Gold sein. Mit von echten goldenen Fäden durchwirkte Stoffe zeigen sicherlich noch mehr Reflexe und farbige Schattierungen als der glänzende Stoff bieten konnte. So ist das goldfarbene Kleid eine Idee über Gold. Doch schon sobald etwas goldfarbenes ausgedruckt wird, werden die Problem mit der Farbe Gold nicht nur sehr real, sondern heikel. Die derzeitige Bildverarbeitung zwischen den Geräten Computer, Monitor und Drucker kommt für die Anwender einem Hürdenlauf gleich, sobald schwierige Farben exakt wiedergegeben werden sollen. Die Wiedergabe von Farben in all ihren Abstufungen vermittelt eher eine Idee dieser Farben denn konkrete Wirklichkeit. Trotzdem entstehen schöne Fotos.
Dabei hat jedes Kameramodell eine eigene Farbabstimmung. Jede Bildschirmtechnik nutzt davon abweichende Farben, jeder Arbeitsplatz am Monitor eine eigene Beleuchtung. Jede Bildbearbeitung arbeitet intern mit einem Farbraum. Und dass Druckfarben sich ganz erheblich voneinander unterscheiden, damit werben die Hersteller. Als Fotografen spielen wir alle auf höchst unterschiedlichen gestimmten Instrumenten und wollen doch vergleichbare Bilder vorweisen. Zum Schluss soll der Ausdruck auf Papier stellvertretend für die Realität stehen. Es gleicht einem Lottogewinn, wenn es gelingt, was zugegeben auch eine Frage des Anspruchs ist. Schon die Voraussetzungen bei dem was technisch als Farbe beschrieben wird sieht in der Praxis so aus, dass viele Köche in einem einzigen Topf mit Farben rühren. Nehmen wir ein einziges Stichwort heraus, den „Farbraum“.
Die grundlegende Beschreibung der Farben geschieht bei allen Geräten im Farbraum von "Lab" (L a* b*). Diese Beschreibung von Helligkeiten und Farben wird für jedes Gerät in einen geräteeigenen Farbraum übersetzt. In einer Kamera wird Lab in RGB (Rot, Grün, Blau) umgerechnet, um die Bilddaten auf eine Speicherkarte auszugeben. Im Betriebssystem kommen die Daten zurück in Lab übersetzt und von der Grafikkarte wieder in RGB konvertiert für die Darstellung auf einem speziellen Monitor. Vom Lab des Computers geht es in den speziellen RGB Farbraum einer Bildbearbeitung und übersetzt in die Farben eines Druckers, in CMYK (Blaugrün- Magenta, Gelb und Schwarz) falls nicht zwischengespeichert wird. Dass dabei Fehler auftreten kann niemanden verwundern. Farben sind also weiterhin außerhalb der Kontrolle und eher Produkte des Zufalls, wie die regelmäßig auftretenden Ausreißer mit falschen Farben zeigen. Rundungsfehler sind die Regel und variieren die Farben und Helligkeiten. Gerade die kritischen Tonwerte, die Farben von Hauttönen und eben auch von Metallen wie Gold, werden zum Prüfstein der Technik. Da fehlerhaftes Zusammenwirken zwischen den Geräten üblich ist, wird im professionellen Bereich eine verbessernde Technik mittels korrigierenden Profilen angewandt. Das sind spezielle ausgemessene Korrekturtabellen mit mehr oder auch weniger Genauigkeit, die zwischen den Geräten "vermitteln". Doch dies bietet keine Gewähr für eine eindeutige Kontrolle von Farben.
Und die Hobbyanwender? Nun, denen geht es nicht - oder ganz, ganz selten - um die exakte Wiedergabe, sondern um die Weitergabe ihrer Bildideen und ihrer Eindrücke. Und dazu gehört das emotionale Erleben bei den Aufnahmen und die Vorstellung diese Fotos jemandem zeigen zu können, also Reaktionen zu erzeugen. Möglichst viel "AHs" und "OHs" können eine schöne Bestätigung der eigenen fotografischen Leistung sein. So werden aus Fotos letztlich Bilder, weil ihr Inhalt, ihre Gestaltung und die Bearbeitung mit dem Ausdruck auch anderen etwas erzählen kann. Darin kommen Amateure den beruflich Fotografierenden wieder nahe, denn häufig geht es um eine Geschichte, die in einem Bild erzählt wird. So stehen Fotos immer stellvertretend für die Wirklichkeit und interpretieren die Motive. Die realen Objekte und die Emotionen so zu setzen, dass diese etwas möglichst annähernd genau wiedergeben oder frei erzählen können, das ist der Sinn von Fotografie. Wer kann mit seinen Bildern am besten erzählen? Das ist die Aufgabe im "Wettbewerb Fotografie". Und die Teilnahme an diesem kann allein mit einem guten fotografischen Sehen zu beeindruckenden Ergebnissen führen, jenseits aller Ungereimtheiten der Technik.
Und wie ist das nun mit dem Ausdrucken des goldfarbenen Stoffes ausgegangen? Nicht nur dass die Farbe Gold mit zu den schwersten Aufgaben gehört, wenn es um eine realitätsnahe Wiedergabe geht, nein, zwischen den anderen matten Stoffen glänzte das Kleid in der Sonne. Das sorgte schon bei der Aufnahme für einige Zweifeln und Kopfschmerzen. Die Darstellung am Monitor machte den goldfarbenen Stoff wunschgemäß sichtbar. Beim Ausdruck gab es dann böse Tonwertabrisse im hellen "Gold". Die hellsten Glanzpunkte kippten von weißlich in eine deutlich sichtbare Farbe, nach Blaugrün oder so etwas wie Himmelblau. Letztlich musste ich das Foto zur Gänze neu bestimmen, das heißt, in der Bildbearbeitung die Farbe "Gold" neu festlegen.
Aber was ist denn nun die richtige Farbe für "Gold"? Es ist jener Eindruck aus Glanz, Helligkeit und Farbe, der unserer Vorstellung von "Gold" am nächsten kommt, also am glaubwürdigsten ist. Darüber entscheidet nicht die Technik, nicht das sprichwörtliche "Auge des Betrachters", sondern die persönliche Kenntnisse davon wie reales Gold aussehen kann. Trifft ein Bild auf die erinnerbare Seherfahrung, dann muss es zumindest eine Übereinstimmung der Merkmale geben. Dies sind gelbliche bis rötliche Farben und es ist dieser eigenartige Glanz mit seinen deutlichen Lichtreflexen. Es brauchte Zeit, einiges an Fotopapier und reichlich Druckertinte, bis ich ein brauchbares Bild in Händen hielt. Und sollte etwas goldfarbenes wieder zum Motiv werden, dann beginnt alles von vorn, denn jede Farbe ist anders, und ganz besonders gilt dies für Gold.
Gastbeiträge enthalten die Meinung des jeweiligen Autors und spiegeln nicht die Meinung von dkamera.de wieder.