Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus
Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus
Wie schön das doch klingt: der Autofokus stellt scharf. Und das funktioniert auch gut. Zumindest zumeist. Nur selten liegt die Kamera daneben. Es ist uns schon klar, dass eine Elektronik nicht wissen kann, was uns im Bild wichtig ist. Deswegen scheint es verzeihlich zu sein, wenn eine Kamera dabei Fehler macht. Schade um das Bild, dass man vielleicht auch gerne hätte, aber es ist tröstlich, dass die Technik nicht weiß (oder noch nicht weiß) wie es besser geht. Jedoch, stellt ein „Autofokus“ wirklich scharf? Stellt die Elektronik jedes Bild auf jene Schärfeebene, die nur für dieses Bild gilt? Es müsste für jedes Foto gerechnet werden. Ach? So etwas kosten bei der Elektronik und Mechanik Zeit und ist völlig überflüssig, sobald es um normale Entfernungen geht. Oha, wie geht es denn dann?
Möchten wir drei Freunde oder Freundinnen zusammen fotografieren, dann treten wir gewöhnlich einen Schritt zurück und machen die Aufnahme. Bei Tageslicht entstehen so Belichtungen bei Blende 4 oder 5,6. Üblicherweise gibt die Elektronik der Kamera dem Foto noch Schärfe hinzu (das Nachschärfen bei JPEG ist typisch.) Ob die Kamera für die Aufnahme unserer drei Freunde oder Freundinnen die Schärfe auf 1,60 Meter legt, auf 2 Meter oder auf 1,4 Meter, das wird man auf der Vergrößerung in 10 x 15 cm oder sogar 13 x 18 cm nicht unterscheiden können. Alles ist relativ scharf. Die Schärfentiefe reicht für die normalen Aufnahmeentfernung allemal. Da man von Digicams erwartet, dass sie einsatzbereit sind, sobald diese eingeschaltet ist und ebenso, dass der Aufnahmemoment der Moment der Aufnahme bleibt und nicht erst Sekunden später eine Belichtung erfolgt, so kann die Elektronik auf langwieriges Berechnen und Einstellen eigentlich verzichten.
Und es geschieht auch. Für Distanzen über 60 cm genügen zum Scharfstellen drei oder vier Einstellungspunkte, um die Entfernungen von nah bis unendlich abzudecken. Komplizierter wird es, sollte eine Aufnahmeentfernung näher liegen. Bei wirklich nahen Distanzen oder echten Makroaufnahmen braucht man für eine scharfe Abbildung deutlich mehr Stufen, da die Schärfentiefe mit zunehmender Nähe umso starker abnimmt. So kommt es, dass bei vielen einfacheren Digitalkameras ein Autofokus mit erstaunlich wenigen Stufen auskommt. Und warum sollte es komplizierter sein? Erstens ist es eine Frage des Preises, zweitens der Zeit bis die Kamera eingestellt ist und drittens sind die Ergebnisse für viele Kunden und Kundinnen vollkommen ausreichend. Was will man mehr? Die Digitalkamera macht die gewünschten scharfen Bilder.
Wer mehr möchte muss für bessere Technik mehr bezahlen. Dann ist auch der Bildsensor etwas größer. Dann ist der Bereich der Schärfentiefe nicht mehr so groß. Also haben diese Kameras, z.B. Bridge-Kameras, deutlich mehr Stufen zum Scharfstellen. Das klingt etwas eigenartig, kann man doch erleben, dass gerade bei den langen Brennweiten (und manche dieser Objektive sind extrem lang von 10 bis 18fach), dass das Bild „pumpt“, d.h. die Elektronik der Kamera die Schärfe sucht indem sie die Einstellung der Optik vor- und zurückfährt und das mehrfach hin und her. Man möchte meinen, dass hierbei exakt nach dem Schärfebereich für dieses eine Foto gesucht werde. Allerdings, dermaßen präzise kann kein Autofokus arbeiten. Es gibt immer Schritte, auch wenn diese unseren Augen verborgen bleiben. Wer eine stufenlose Einstellung erwartet braucht Schritte, die möglichst klein sind. Doch dies bedeutet in der Praxis einen sehr langsamen Autofokus zu haben, den man sich beim Fotografieren nicht wünscht. Auch so sind die langen Brennweiten schon jetzt recht langsam.
Zwar wird ein Autofokus in der Praxis „stufenlos“ wirken, doch kann dieser es nicht sein, da jede Elektronik „diskret“ arbeitet, d.h. in Stufen.
Gastbeiträge enthalten die Meinung des jeweiligen Autors und spiegeln nicht die Meinung von dkamera.de wieder.