Lichtstarke Weitwinkel-Festbrennweite für Sony-Kameras
Sony hat das Objektivportfolio für seine Alpha-7-Kameras seit der Vorstellung im Jahr 2013 stetig ausgebaut, immer wieder werden Lücken im Angebot geschlossen. Ein kompaktes und leichtes, aber trotzdem mit F2 lichtstarkes Objektiv hat Sony mit dem FE 28mm F2,0 (SEL2820) 2015 auf den Markt gebracht. Wir haben uns die Festbrennweite näher angesehen.
Technische Daten, Verarbeitung und Handhabung:
Das Sony FE 28mm F2,0 misst nur 6,4 x 6,0cm und ist für ein Vollformat-taugliches Objektiv somit recht klein. Auf den ersten Blick würde man es eher für ein APS-C-Modell halten. Mit 197g Gewicht passt es optimal zu den spiegellosen Alpha-Kameras. Dabei macht es sich nicht nur an den Alpha-7-Modellen, sondern auch den Digitalkameras mit APS-C-Sensor gut. An Letzteren deckt es aber natürlich in etwa den Bildwinkel eines Standardobjektivs ab.
Das Objektivgehäuse des FE 28mm F2,0 besteht größtenteils aus Metall, der Fokusring und das Bajonett sind ebenfalls daraus gefertigt. Nur bei der Vorderseite, wie unter anderem dem Filtergewinde, setzt Sony auf Kunststoff. Das stört aber nicht wirklich. Die Verarbeitung ist insgesamt als sehr gut zu bewerten, in der Hand liegt die Festbrennweite angenehm.
Der optische Aufbau der Festbrennweite besteht aus neun Linsen in acht Gruppen, zwei ED- und zwei asphärische Linsen sowie eine Advanced-Aspherical-Lens werden als Spezialgläser verwendet. Wer optische Filter nutzen möchte, kann zu den vergleichsweise kleinen und kostengünstigen 49mm-Modellen greifen. Die Frontlinse bewegt sich zu keiner Zeit, der Einsatz von Polfiltern ist daher problemlos möglich.
Am Objektiv befinden sich keine Schalter oder Tasten, alle Einstellungen müssen daher über die Kamera vorgenommen werden. Zumindest einen AF/MF-Schalter hätte Sony durchaus anbringen können, der Weg über das Menü ist – sofern die Kamera keinen AF/MF-Umschalter besitzt – immer langsamer.
Brennweite und Lichtstärke:
Wir testen das Sony FE 28mm F2,0 an der Sony Alpha 7R II (Testbericht), an dieser Kamera besitzt das Objektiv eine Brennweite von 28mm. Es handelt sich somit um ein klassisches Weitwinkel, wobei damit durchaus auch der Reportage-Einsatz möglich ist. Dank der großen Crop-Reserven aktueller Modelle ist man heutzutage auch mit 28mm recht flexibel unterwegs.
An Alpha-Kameras mit APS-C-Sensor entspricht der Bildeindruck, wie bereits erwähnt, in etwa einem Standardobjektiv (42mm KB). Optional bietet Sony für das Sony FE 28mm F2,0 zwei Konverter an, welche die kleinbildäquivalente Brennweite um den Faktor 0,75 (SEL075UWC) bzw. 0,5 (SEL057FEC) verringern. Letzterer sorgt dabei für einen Fisheye-Effekt.
Mit einer Lichtstärke von F2 ist die Blendenöffnung der Festbrennweite vergleichsweise groß, der Einsatz als Available-Light-Linse ist gut möglich. Auf eine optische Bildstabilisierung muss leider verzichtet werden, nur an Kameras mit eigenem Bildstabilisator werden Verwacklungen verringert. Schließen lässt sich die Blende auf bis zu F22. Das Freistellen von näheren Motiven ist mit F2 an Vollformatkameras durchaus gut möglich. Das Bokeh fällt für ein Weitwinkelobjektiv angenehm weich aus und lenkt daher nicht vom Hauptmotiv ab. Da die Blende aus neun abgerundeten Lamellen besteht, muss man sich um die Hintergrundunschärfe auch bei geschlossener Blende keine größeren Sorgen machen.
Autofokus/manueller Fokus:
Sony setzt beim Sony FE 28mm F2,0 auf einen Schrittmotor. Dieser stellt nicht nur quasi geräuschlos, sondern auch flott scharf. An der Sony Alpha 7R II haben wir nur 0,20 Sekunden gemessen, dies ist ein sehr guter Wert. Dank der Innenfokussierung bewegt sich die Frontlinse weder vor noch zurück und rotiert auch nicht. Das manuelle Scharfstellen ist wegen der Focus-by-wire-Bauweise nur bei angeschalteter Kamera möglich, per DMF-Fokusmodus (Direkt manueller Fokus) kann man in den Fokussiervorgang eingreifen und falls gewünscht nachkorrigieren.
Die Naheinstellgrenze von 29cm ist weder besonders lang noch kurz, kleinere Motive kann man mit dem größten Abbildungsmaßstab von 1:7,7 nur mäßig vergrößern. Ein Weitwinkelobjektiv ist dafür aber auch nicht gedacht.
Bildqualität:
Die Abbildungsleistung eines Objektivs ist im Regelfall das wichtigste Kriterium. Wir haben das Sony FE 28mm F2,0 zusammen mit der Sony Alpha 7R II getestet. Deren sehr hoch aufgelöster Sensor fordert Objektive mit seinen 42,2 Megapixel besonders.
Auflösungsvergleich von Blende F2 bis F8 (100-Prozent-Ansicht):
Die Detailwiedergabe des Sony FE 28mm F2,0 sorgt für sehr gemischte Gefühle. Bei der größten Blendenöffnung von F2 werden Motive in der Bildmitte schon recht scharf wiedergegeben, außerhalb fällt die Bildschärfe recht schnell ab. An den Bildrändern ist die Detailwiedergabe doch etwas enttäuschend, hier ist die Unschärfe nicht zu übersehen. Abblenden hilft weiter und ist aus unserer Sicht auch unbedingt notwendig. Bereits bei F2,8 wird die Abbildungsleistung merklich besser, die Bildmitte erreicht jetzt ein sehr gutes Niveau. Bei F4 fällt die Bildmitte exzellent aus, mit den Rändern kann man jetzt auskommen. Bei F5,6 kann die Bildmitte praktisch nicht mehr zulegen, angesichts der tadellosen und kaum mehr verbesserbaren Detailwiedergabe bei F4 ist dies aber kein Wunder. Motive am Bildrand werden dagegen nochmals besser wiedergegeben und jetzt gut aufgelöst. Bei F8 ändert sich in der Mitte wieder nichts, die Bildränder erreichen jetzt einen sehr guten Level.
Die Randabschattung ist beim Sony FE 28mm F2,0 deutlich zu sehen, dies gilt natürlich vor allem für die Offenblende. Hier muss die Softwarekorrektur schon deutlich nachhelfen. Dass ein kompaktes Objektiv mit hoher Lichtstärke eine stärkere Randabschattung zeigt, darf jedoch auch nicht wirklich verwundern. Bei F2,8 geht der Randabfall zurück, selbst bei F5,6 kann man ihn aber noch erkennen. In Zeiten der digitalen Korrektur ist dieses Problem immerhin effektiv keines.
Gleiches gilt auch für die Verzeichnung. Auch hier bleibt die Festbrennweite nicht frei von Kritik. Die Verzeichnung fällt sichtbar tonnenförmig aus und macht eine Korrektur nötig. Bei JPEG-Aufnahmen erledigt die Kamera dies automatisch, bei RAW-Aufnahmen hilft ein Korrekturprofil. In der Praxis stellt die Verzeichnung somit kein Problem dar, eine bereits von Haus aus korrigierte Optik bleibt aber natürlich der Königsweg. Chromatische Aberrationen sind uns im Test vor allem am Bildrand aufgefallen, ein Problem stellen sie wegen der nachträglich möglichen Korrektur aber nicht dar.
Unbearbeitete Beispielaufnahmen in voller Auflösung:
Unser Fazit:
Beim FE 28mm F2,0 macht Sony vieles richtig. Haptisch weiß das Objektiv dank eines Metallgehäuses zu gefallen, und auch der Autofokus überzeugt auf ganzer Linie – er arbeitet sehr flott sowie lautlos. Optisch kann die Festbrennweite unsere hohen Erwartungen dagegen nicht erfüllen. Die Abbildungsleistung ist an den Bildrändern vor allem bei Offenblende ohne Frage nicht optimal, Abblenden ist für randscharfe Bilder zwingend notwendig.
Erst bei F5,6 würden wir die Schärfe am Bildrand als gut einstufen. In der Bildmitte werden Details bei F2 gut, bei F2,8 sehr gut und bei F4 exzellent wiedergegeben. Auch bei der Verzeichnung und der Randabschattung gäbe es Verbesserungsbedarf. Die Verzeichnung ist deutlich tonnenförmig, die Randabschattung sorgt bei Offenblende für sichtbar abgedunkelte Ecken.
Am Ende stellt sich nun die Frage, ob wir eine Empfehlung für das Sony FE 28mm F2,0 aussprechen können. Hier muss man differenzieren. Fotografen, die ein Objektiv suchen, das vor allem bei Offenblende verwendet werden und auch hier schon randscharfe Bilder liefern soll, werden mit der Festbrennweite kaum zufrieden sein. Beispielsweise für die Streetfotografie ist das Sony FE 28mm F2,0 jedoch gut geeignet. Es ist klein und fällt somit kaum auf, das Paket aus Kamera und Objektiv bleibt leicht. Motive in der Bildmitte werden zudem sehr scharf gezeichnet. Für ein Objektiv mit E-Bajonett ist das Sony FE 28mm F2,0 mit etwa 400 Euro (Stand: November 2016) außerdem vergleichsweise günstig.