Kompaktkameras mit 1,0“ Sensoren, lichtstarken Objektiven, 60 Bildern/Sek., 4K-Video (2160p30)
Sony hatte mit der im Jahr 2012 eingeführten Sony Cyber-shot DSC-RX100 (Testbericht) die erste Kompaktkamera mit einem Bildsensor im 1,0 Zoll Format vorgestellt. 2014 folgte Canon mit der PowerShot G7 X (Testbericht). Nikon hat diesem Treiben bis zuletzt zugesehen. Nun scheint man allerdings endgültig gewillt zu sein, den anderen Herstellern den Markt der Highend-Kompaktkameras nicht mehr kampflos zu überlassen und hat zu diesem Zweck drei Kameramodelle mit 1,0 Zoll Sensor vorgestellt. Neben den beiden Kompaktkameras Nikon DL18-50 f/1.8-2.8 und Nikon DL24-85 f/1.8-2.8 wurde auch die Bridgekamera Nikon DL24-500 f/2.8-5.6 vorgestellt. Die ersten beiden Modelle stellen wir im Folgenden vor, auf die Nikon DL24-500 f/2.8-5.6 gehen wir in einem anderen News-Artikel ein.
Die Nikon DL18-50 f/1.8-2.8 und die Nikon DL24-85 f/1.8-2.8 setzen sich – wie der Name bereits verrät – deutlich von den anderen Kompaktkameras ab. Auf den bei Kompaktkameras von Nikon sonst üblichen Namenszusatz Coolpix wurde verzichtet, die Buchstaben „D“ und „L“ sollen bei den neuen Highend-Kameras für die Verbindung zur DSLR-Klasse (D wie DSLR) sowie die große Bedeutung des Objektivs (L wie Lens) stehen. Beide Premiummodelle sind recht ähnlich ausgestattet, große Unterschiede gibt es daher nur bei den verbauten Objektiven.
Damit kann sich vor allem die Nikon DL18-50 f/1.8-2.8 von der Konkurrenz absetzen. Deren 2,8x Zoom beginnt bereits bei 18mm KB-Brennweite. Im Gegensatz zu allen anderen Kompaktkameras auf dem Markt stößt die Nikon DL18-50 f/1.8-2.8 damit in den Ultraweitwinkelbereich vor. Da sich allerdings auch Brennweiten von bis zu 50mm nutzen lassen, kann die Digitalkamera recht flexibel eingesetzt werden.
Neben dem einzigartigen Brennweitenbereich kann das aus elf Linsen in acht Gruppen bestehende Objektiv der Nikon DL18-50 f/1.8-2.8 auch mit seiner hohen Lichtstärke von F1,8 bis F2,8 überzeugen. Die Abbildungsleistung soll laut Nikon Maßstäbe setzen, ein optischer VR-Bildstabilisator, der von einem elektronischen ergänzt wird („Dual Detect VR“), soll Verwacklungen minimieren. Da Ultraweitwinkelobjektive unter anderem für Streulicht relativ anfällig sind, kommt die von hochwertigen Nikkor-Objektiven bekannte Nanokristallvergütung zum Einsatz.
Die Nikon DL24-85 f/1.8-2.8 deckt mit 24 bis 85mm KB-Brennweite (3,5x Zoom) einen etwas üblicheren Brennweitenbereich ab, die Lichtstärke des aus elf Linsen in neun Gruppen konstruierten Objektivs ist mit F1,8 bis F2,8 aber identisch hoch. Zudem werden Verwacklungen auch hier von einem optisch sowie elektronisch arbeitenden Dual Detect VR-Bildstabilisator minimiert.
Hinter dem Sensor gleichen sich beide Kameras wie erwähnt in fast allen Punkten. Ein 13,2 x 8,8mm großer CMOS-Bildsensor mit 20,7 Megapixel ist für die Bildaufnahme verantwortlich. Dabei handelt es sich um den Bildwandler der Nikon 1 J5 (Testbericht), der laut Nikon allerdings weiterentwickelt und verbessert wurde. Die ISO-Wahl kann zwischen 160 und 12.800 erfolgen, neben JPEG-Bildern speichern beide Kameras natürlich auch RAW-Aufnahmen. Dem Sensor zur Seite gestellt wird ein neuer Expeed 6A Bildprozessor. Dieser macht extrem schnelle Serienaufnahmen mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde in voller Auflösung möglich.
Die Fokussierung erfolgt mit dem ebenfalls bereits von der Nikon 1 J5 bekannten Hybrid-AF, insgesamt stehen 171 Messfelder zur Verfügung. 105 davon arbeiten mit dem Phasen-AF und sollen eine besonders schnelle Scharfstellung ermöglichen. Der Verschluss arbeitet auf mechanischer Basis zwischen 30 Sekunden und 1/2.000 Sekunde, elektronisch lassen sich bis zu 1/16.000 Sekunde realisieren.
Zur Bildkontrolle setzt Nikon bei der DL18-50 f/1.8-2.8 und der Nikon DL24-85 f/1.8-2.8 auf ein 3,0 Zoll in der Diagonale messendes OLED-Display mit 1,04 Millionen Subpixel. Dieses kann nach oben sowie unten geschwenkt werden und ist daher auch für die Aufnahme von Selbstporträts geeignet. Per Touch lässt es sich zudem zur Bedienung einsetzen. Wer einen Sucher verwenden möchte, kann diesen jeweils über den vorhandenen ISO-Blitzschuh mit speziellen Zusatzkontakten aufstecken. Der optional erhältliche Sucher nennt sich DF-E1 (2,36 Millionen Subpixel). Man kann ihn nach oben schwenken, durch den vorhandenen Augensensor schaltet die Kamera automatisch vom bzw. zum Display um.
Der Zubehörschuh kann natürlich auch zum Anschluss eines Blitzgerätes verwendet werden. Bei der Nikon DL18-50 f/1.8-2.8 ist ein externer Blitz mangels eines integrierten Blitzes zum Aufhellen zwingend nötig, bei der DL24-85 f/1.8-2.8 wurde ein kleiner integrierter Aufklappblitz im Gehäuse untergebracht.
Videoaufnahmen stehen bei den Kameras der Nikon DL-Serie im Fokus, daher lassen sich mit allen drei Modellen Videos in 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) mit bis zu 30 Vollbildern pro Sekunde für maximal fünf Minuten aufzeichnen. In Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) stellen 60 Vollbilder pro Sekunde und zehn Minuten das Maximum dar. Noch höhere Bildraten (bis zu 1.200 Bilder pro Sekunde) lassen sich mit der Zeitlupenaufzeichnung realisieren. Die Tonspeicherung erfolgt mit dem integrierten Mikrofon in Stereo, ein externes Mikrofon lässt sich per 3,5mm Klinkeneingang anschließen.
Die Bedienung hat Nikon bei beiden Kameramodellen ganz auf ambitionierte Fotografen ausgelegt. Daher sind jeweils frei konfigurierbare Objektivringe, ein Wählrad zur Belichtungskorrektur und die PSAM-Modi sowie ein Userprogramm vorhanden.
Wer drahtlos mit den beiden Kompaktkameras kommunizieren möchte, kann dies per WLAN und NFC, von der ebenso vorhandenen SnapBridge-Technologie wird zudem Bluetooth LE verwendet. Die Nikon DL18-50 f/1.8-2.8 misst 10,6 x 6,3 x 5,8cm und bringt mit Akku sowie Speicherkarte 359g auf die Waage. Die Nikon DL24-85 f/1.8-2.8 ist mit 10,5 x 6,1 x 5,0cm sowie 345g etwas kleiner sowie leichter.
Ab Juni 2016 lässt sich die Nikon DL18-50 f/1.8-2.8 für 959,00 Euro (UVP) im Fachhandel erwerben, die Nikon DL24-85 f/1.8-2.8 wird 769,00 Euro kosten.
Der dkamera.de-Ersteindruck:
Wir hatten die Gelegenheit, Vorserienmodelle der Nikon DL18-50 f/1.8-2.8 und der Nikon DL24-85 f/1.8-2.8 bereits kurz zu testen.
Beide Kameras fallen trotz der unterschiedlichen Objektive fast gleich groß aus, auch das Gewicht hat sich gefühlt nicht großartig unterschieden. Die Kameragehäuse sind recht kompakt, allerdings doch etwas größer als beispielsweise die Sony-Modelle der RX100-Serie. In einer Hosentasche finden die Premiumkameras von Nikon daher keinen Platz. Als Immerdabei-Kameras können sie sich allerdings trotzdem eignen, denn mit einer passenden Tasche – oder auch in einer größeren Jackentasche – sollte man sie komfortabel transportieren können. Auf Anhieb gut gefallen hat uns die Handlage, durch die Handgriffe auf der Vorderseite ist das Handling komfortabel und auch sicher. Beim Design des Gehäuses lässt sich – wie schon beim Sensor – die Verwandtschaft mit der Nikon 1 J5 erkennen. Die Displays lassen sich nach oben sowie unten schwenken, die Bildkontrolle ist dadurch flexibel möglich. Die Auflösung der LCDs ist mit 1,04 Millionen Subpixel hoch, die Einblickwinkel sind groß. Damit kann man gut arbeiten. Elektronische Sucher hat Nikon nicht integriert, dafür war allerdings auch kein Platz mehr.
Bei den Bedienelementen ist unsere Meinung etwas gemischter. Die Einstellringe am Objektiv sind groß und gut zu bedienen, die Einstellräder und Tasten auf der Rückseite fallen dagegen recht klein aus. Dies ist allerdings ein „Problem“ von vielen Kompaktkameras. Etwas ungewöhnlich finden wir, dass man die Brennweite per Einstellring nur in Stufen verändern kann. Das Hantieren mit dem winzigen Zoomschalter auf der Oberseite, der eine stufenlose Wahl ermöglicht, konnte uns nicht wirklich überzeugen.
Zu den „inneren Werten“ der beiden Kompaktkameras können wir aktuell noch recht wenig sagen, der Autofokus bewegte sich in unserem Test aber auf dem Niveau des AFs der Nikon 1 J5. An der Geschwindigkeit gab es daher rein gar nichts auszusetzen.
Unser Fazit:
Die neuen Premium-Kompaktkameras Nikon DL18-50 f/1.8-2.8 und Nikon DL24-85 f/1.8-2.8 haben im ersten Test einen insgesamt guten Eindruck hinterlassen. Wenn die Bildqualität überzeugend ausfällt, dürften sich beide Kameras als echte Konkurrenten für die Sony RX100- oder die Canon G X-Serie herausstellen. Die Nikon DL18-50 f/1.8-2.8 ist dank ihrer Brennweite im Bereich der Kompaktkameras ohne Konkurrenz und dürfte so mancher Systemkamera das Fürchten lehren.
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