Teil 2 von 3: Die Kamera im Bildqualitäts-Check und Beispielaufnahmen in voller Auflösung
Nachdem wir im ersten Teil unseres Tests des Sony Xperia 1 VI auf die technischen Daten, das Handling und die Verarbeitung eingegangen sind, nehmen wir in diesem zweiten Teil die Kameras des Smartphones unter die Lupe. Mit unseren Beispielfotos und -videos können Sie sich zudem einen eigenen Eindruck von den Kameraqualitäten verschaffen.
Die Kameras:
Sony setzt beim Xperia 1 VI auf der Rückseite auf ein Setup mit drei Kameras. Während die meisten Smartphones allerdings nur über Festbrennweiten verfügen, kommt beim Xperia 1 VI ein echtes Zoomobjektiv zum Einsatz. Dieses deckt 85 bis 170mm KB-Brennweite ab und sorgt, da kein Digitalzoom notwendig ist, bei allen Brennweiten für eine ähnliche Qualität. Gegen Verwacklungen hilft ein optischer Bildstabilisator.
Als Nachteil des optischen Zooms muss die abfallende Lichtstärke erwähnt werden, diese sinkt von F2,3 (85mm) auf F3,5 (170mm) ab. Mit 170mm KB-Brennweite hat das Sony Xperia 1 VI allerdings eine längere Brennweite als die meisten anderen Smartphones am Markt zu bieten. Die geringere Lichtstärke sehen wir daher nicht wirklich als Nachteil. Beim Bildwandler der Telekamera handelt es sich um einen Exmor RS-Chip im 1/3,5-Zoll-Format, dessen Auflösung liegt bei 12 Megapixel. Die Bildpunkte messen daher nur 1µm.
Fotos mit 12 Megapixel speichert standardmäßig auch die Hauptkamera. Darüber hinaus kann man sich für 48 Megapixel entscheiden. In diesem Fall wird auf das Pixel-Binning verzichtet und die Bildpunkte besitzen eine Kantenlänge von 1,12µm statt 2,24µm. Beim Bildwandler handelt es sich um einen Sony Exmor T-Sensor, dieser gehört zur 1/1,35-Zoll-Klasse. Exmor T-Sensoren heben sich von klassischen Sensoren durch einen Aufbau mit zwei Schichten ab, dadurch soll das Bildrauschen reduziert werden können. Die Festbrennweite der Hauptkamera zeigt einen Bildwinkel äquivalent zu einer Kleinbildoptik mit 24mm, die Lichtstärke gibt Sony mit F1,9 an. Wie beim Telezoom steht ein optischer Bildstabilisator zur Verfügung.
Bei der Ultraweitwinkelkamera nutzt Sony wieder einen Exmor RS-Sensor mit klassischem Aufbau. Dessen Auflösung liegt bei 12 Megapixel, der Chip gehört zur 1/2,5-Zoll-Klasse. Die Bildpunkte besitzen daher eine Kantenlänge von 1,4µm. Einen optischen Bildstabilisator bringt die Ultraweitwinkeloptik wie üblich bei Smartphones nicht mit, als Brennweite werden von Sony 16mm (KB) und als Lichtstärke F2,2 genannt. Alle rückseitigen Objektive des Xperia 1 VI hat Sony in Zusammenarbeit mit Zeiss entwickelt. Daher ist auf dem Kamerabalken auch das Zeiss T*-Logo zu finden.
Einen sichtbaren Sprung nach vorne macht beim Xperia 1 IV im Vergleich zum Vorgängermodell die Bildqualität. Einen neuen Bildwandler nutzt Sony allerdings nicht, sondern es wurde eine Funktion zum Abspeichern von Fotos mit 48 Megapixel integriert. 12 Megapixel kann man selbstverständlich weiterhin nutzen, leider ist man dazu sogar bei allen Modi bis auf den „48 MP“-Modus gezwungen. Dies finden wir sehr schade, denn die Qualität fällt mit voller Auflösung wie erwähnt wesentlich besser aus.
Leider ist bei voller Auflösung eine recht lange Wartezeit bis zum nächsten Foto (rund zwei Sekunden) hinzunehmen und natürlich benötigen die 48MP-Fotos deutlich mehr Speicherplatz (circa 14MB statt 4MB). Im Alltag stellen die 12 Megapixel auflösenden Bilder daher oftmals die bessere Option dar. Möchte man Fotos mit der maximalen Qualität aufnehmen, raten wir jedoch eindeutig zum „48 MP“-Modus.
Bei den anderen Kameras steht keine höhere Auflösung zur Wahl, maximal sind 12 Megapixel möglich. Die Sensoren hat Sony vom Vorgängermodell Xperia 1 V übernommen, die Bildqualität ist daher bekannt. Sie fällt bei Tag solide aus, die Aufnahmen sind ordentlich detailreich und Rauschen wenig. Im Vergleich mit höher aufgelösten Fotos – die immer mehr Smartphones erlauben – können sie allerdings nicht mithalten. In den meisten Situationen spielt das im Alltag jedoch keine Rolle. Für die Wiedergabe auf einem TV oder Computermonitor oder für das Veröffentlichen auf Social-Media-Plattformen sind 12 Megapixel mehr als genug. Für größere Ausdrucke eignen sich die Bilder allerdings weniger und beim stärkeren Zuschneiden sinkt die Auflösung rapide ab.
Bei weniger Licht zeigt sich das von vielen Smartphones bekannte Bild. Mit der Hauptkamera lassen sich auch bei schlechten Lichtverhältnissen ordentliche Bilder speichern, die Qualität der Ultraweitwinkel- und der Telekamera ist jedoch wesentlich schlechter. Deren Aufnahmen sind stark verrauscht und zeigen feine Details fast überhaupt nicht mehr. Glücklicherweise ist beim Xperia 1 VI – wie bei allen aktuellen Smartphones – ein Nachtmodus mit ab Bord. Dieser kombiniert mehrere Fotos und sorgt für eine wesentlich bessere Qualität. Bei der Hauptkamera kann der Nachtmodus die Qualität ebenso noch verbessern, der Unterschied fällt aber kleiner aus. Für Einsätze bei wenig Licht würden wir allerdings trotzdem grundsätzlich zum Nachtmodus raten.
Als weitere Features sind beim Xperia 1 VI die Telemakro-Funktion und die Porträtfunktion anzusprechen. Bei der Telemakro-Funktion wird natürlich das Teleobjektiv des Xperia 1 VI verwendet, die Standardbrennweite liegt 120mm. Darüber hinaus kann man sich per Slider für bis zu 360mm entscheiden. Da es sich hierbei aber nur um eine digitale Zoomfunktion zu handeln scheint, würden wir es bei der Standardbrennweite belassen. Hier kann man sich Motiven auf etwa vier Zentimeter nähern und erhält dadurch sehr stattliche Vergrößerungen mit einem ansprechenden Bokeh. Als Nachteil ist die rein manuelle Fokussierung zu nennen. Effektiv kann man daher nur unbewegte Motive komfortabel ablichten. Das wählbare Peaking hilft immer sehr gut dabei, den richtigen Fokus einzustellen.
Bei Porträtaufnahmen erlaubt das Sony Xperia 1 VI wie alle Smartphones eine künstliche Bokeh-Generierung, diese lässt sich hinsichtlich des Unschärfegrades konfigurieren. Im Praxistest konnte das Sony Xperia 1 VI Motive nur befriedigend vom Hintergrund trennen, Bokeh-Fehler bekamen wir doch einige zu Gesicht. Diese stören mal mehr und mal weniger.
Videos speichert das Xperia 1 VI mit allen drei Kameras auf der Rückseite in 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) und Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) mit bis zu 120 Vollbildern pro Sekunde. Somit muss man sowohl auf besonders hohe Auflösungen als auch sehr hohe Bildraten verzichten. Die Bildqualität der Videos fällt sehr gut aus, selbst bei 120 Vollbildern pro Sekunde werden noch viele Details wiedergegeben. Filmen lässt sich als Bonus zudem im High Dynamic Range-Format oder mit S-Cinetone-Look. Schade ist der Verzicht auf zahlreiche (spezielle) Videofeatures, die bei den Vorgängermodellen in der Cinema Pro-App zu finden waren. Die meisten Nutzer werden diese aber eher nicht vermissen. Noch etwas besser könnte aus unserer Sicht die Bildstabilisierung funktionieren, leichte Wackler bekamen wir im Test häufiger als bei anderen Smartphones zu Gesicht.
In einem Punkt heben sich Sony-Smartphones seit längerem von der Konkurrenz ab: dem Look. Während die Aufnahmen vieler Smartphones standardmäßig stark gesättigt, ja fast schon knallig bunt sind, stimmt Sony die Xperia-Geräte vergleichsweise natürlich ab. Das mag nicht jedem besser gefallen, die Aufnahmen des Xperia 1 VI wirken aber zweifellos natürlicher als die Aufnahmen anderer Smartphones. Die Sättigung ist nicht zu stark, der Kontrast nicht zu hoch und die Nachschärfung angemessen. Wer sich bei seinen Bildern etwas „lebendigere“ Farben wünscht, kann sich für einen anderen Bildstil entscheiden. Noch etwas größer könnte unserer Meinung nach der Dynamikumfang des Xperia 1 VI sein, helle Bildstellen brennen doch recht früh aus. In puncto Geschwindigkeit muss man dagegen keine Abstriche machen, mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde gehört das Xperia 1 VI zu den schnellsten Geräten am Markt. Der Autofokus stellt ebenso flott scharf und die Bildstabilisierung arbeitet effektiv.
Bilder speichert das Smartphone nicht nur im JPEG-Format, dies geht auch als RAW. Letztere Dateien lassen sich gut nachbearbeiten, sind aber doch recht hell. Dies sollte man bei der Aufnahme bedenken. Da man RAWs nur im Pro-Modus speichern kann, stellen 12 Megapixel die höchste Auflösung dar. RAW-Dateien mit voller Auflösung gibt es daher nicht. Das machen andere Smartphones besser.
Im dritten Teil dieses Testberichts gehen wir auf die Kamera-App und die allgemeine Leistung des Sony Xperia 1 VI ein.